Vic Swerts
Chairman und Gründer von Soudal
»Wir haben uns entschieden, nicht an der Krise teilzunehmen.«
Neue Kompetenzfelder im Industriesegment
In der DACH-Region beliefert Soudal drei Kundengruppen: den Baustoff-Fachhandel für Profiverarbeiter, den DIY-Bereich (Baumärkte) sowie Großabnehmer im Bereich Industrie & Transport. Das Industriegeschäft, mit einem Anteil von 12 Prozent am Gesamtumsatz das kleinste Segment, konnte 2022 aber die höchsten Wachstumsraten erzielen. Das Geschäftsfeld, dessen Kundenspektrum von der Möbelindustrie über den Modul- und Fertighausbau, der Isolierglasproduktion bis hin zum Truck- und Transportbereich reicht, wurde mit einem fünfköpfigen Key-Account-Team komplett neu aufgestellt. Der Industriebereich ist nach Aussage von Luc Thys ein strategisches Geschäftsfeld, in dem es Soudal in erster Linie darum gehe, neue Kompetenzfelder und Technologien zu besetzen. Deswegen setze man neben dem organischen Wachstum auch auf den Zukauf interessanter Spezialanbieter.
Zwei Beispiele hierfür: Durch die in 2015 erfolgte Übernahme des lettischen Zulieferers Tenachem hat sich Soudal Know-how und Technologien für die Isolierglasproduktion ins Haus geholt und sich seitdem mit einer breiten Produktpalette als Komplettanbieter rund um den Fensterbau erfolgreich positioniert. Gleiches gilt für die im Jahr 2017 erfolgte Akquisition des slowenischen Herstellers Mitol, einem international führenden Spezialisten für Schmelzklebstoffe. Hierdurch konnte Soudal seinen Marktanteil bei Produkten, die in der Möbelfertigung oder der Holzfußbodenherstellung eingesetzt werden, deutlich erhöhen.
Umsatztechnisch die Schwergewichte bleiben aber die beiden Segmente Baufachhandel/Profiverarbeiter und der DIY-Bereich, die jeweils rund 40 Prozent zum Gesamtumsatz beitragen. Speziell das Profigeschäft hat sich laut Harald Lüdtke nach einem schwierigen Jahr 2021 im vergangenen Jahr extrem gut entwickelt. Soudal setzt hier vor allem auf die vier Kompetenzbereiche Dach, Fenster, Innenausbau und Fliesen. Innerhalb dieser Kompetenzbereiche konnte das Segment Fenster die stärksten Zuwächse verzeichnen und ist mit einem Anteil von 40 Prozent auch der umsatzmäßig größte Kompetenzbereich. Für das laufende Geschäftsjahr erwartet Harald Lüdtge für den DACH-Markt trotz der aktuellen Baukrise ein Umsatzplus von etwa fünf Prozent. Dabei konnte Soudal sogar in einigen Materialgruppen Preisreduzierungen an seine Kunden weitergeben, nachdem das Unternehmen in den Jahren zuvor wegen Materialengpässen und damit verbundenen steigenden Rohstoffpreisen seine Preise anheben musste.
Auch dies ein typischer Wesenszug des Familienunternehmens Soudal. Man sei, so Luc Thys, nicht auf den schnellen Profit fixiert, sondern an langfristigen Kundenbeziehungen interessiert. Dazu passt auch, dass das Unternehmen einen Großteil seiner Gewinne wieder in das Unternehmen steckt. Im Jahr 2022 waren es rund 90 Mio. Euro. Auch der deutsche Standort in Leverkusen wurde weiter ausgebaut. Insgesamt investiert Soudal rund 6,5 Mio. Euro in den Ausbau seiner Logistik sowie den Umbau des Büro- und Verwaltungstrakts. Die neue Lagerhalle mit 3 500 zusätzlichen Stellplätzen wurde bereits in diesem Sommer in Betrieb genommen, die weiteren Umbauten erfolgen im Laufe des Jahres 2024. Quer durch alle Bereiche wurde die Mitarbeiterzahl auf mittlerweile 90 Beschäftigte aufgestockt. »Das sind rund 20 Prozent mehr als 2019«, so Geschäftsführer Harald Lüdtke. Die Zeichen stehen also weiter auf Wachstum. Oder wie es Firmengründer Vic Swerts formuliert hat: »Wir haben uns entscheiden, nicht an der Krise teilzunehmen.«