Die Bitumenbahn: Lieber flach als steil

Wohnraum ist knapp und gerade in den großen Städten wird es eng und immer teurer. Potenzial zur Schaffung zusätzlichen Wohnraums bietet die modulare Aufstockung von Bestandsgebäuden. Ein Vorzeige-Beispiel dafür ist die Frankfurter ­Platensiedlung. Hier wurden auf insgesamt 19 dreigeschossige Gebäude zwei weitere Stockwerke in Modulbauweise aufgestockt. Dazu mussten die alten Satteldächer weichen und für den zuverlässigen Schutz vor eindringender Feuchtigkeit kamen auf dem Bestandsgebäude übergangsweise leicht zu verarbeitende Bitumenbahnen zu Einsatz.

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Wie kann in wachsenden Städten auf kosten-, zeit- und platzsparende Weise mehr bezahlbarer Wohnraum geschaffen werden? In Frankfurt gibt es ein Beispiel, das bundesweit Beachtung findet. Die Platensiedlung, ein Ensemble aus insgesamt 19 dreigeschossigen Gebäuden mit 342 Wohnungen, wird um zwei Geschosse erhöht. Sobald die Arbeiten abgeschlossen sind, werden 26 525 m² Wohnfläche entstanden und 1.102 Module verbaut worden sein, die 900 Menschen in 380 zusätzlichen Wohnungen für ein bis drei Personen Platz bieten.

Erfolgsfaktor Flachdach

Die Aufstockung erfolgt mit vorproduzierten Holzmodulen, was eine schnelle Umsetzung ermöglicht. Mit fünf Monaten pro Haus kalkulieren Architekt Stefan Forster und die Bauherrin, die städtische Wohnungsbaugesellschaft ABG Frankfurt Holding.

Aus steil wird dabei flach: Damit der vorhandene Platz optimal ausgenutzt wird, setzen die Planer auf Flachdächer. Um Platz für die neuen Geschosse zu schaffen, müssen zunächst die alten Satteldächer weichen. Für den zuverlässigen Schutz vor eindringender Feuchtigkeit kommen auf dem Bestandsgebäude übergangsweise Bitumenbahnen zu Einsatz.

Einen wichtigen Faktor der Vorarbeiten stellt außerdem die Statik der aufzustockenden Häuser dar. Zementsuspension-Injektionen machen die Bestandsgebäude fit für die neue Belastung. Darüber hinaus sind an ihnen keine elementaren Arbeiten nötig. So werden auch die Leitungen für Heizung und Abwasser neu verlegt und vom Untergeschoss hochgeführt. Zudem ist die Installation neuer Elektrozählerplätze und Verteilerschränke erforderlich.


In einer Feldfabrik setzt das bayerische Unternehmen Liwood die Module zusammen, bevor ein Kran sie an ihren finalen Standort hebt. Die Montage der Module auf dem Gebäude nimmt zwei bis drei Wochen in Anspruch. Nach dem Aufsetzen werden die neuen Geschosse gemäß den aktuellen Energiestandards doppelt gedämmt, abgedichtet und extensiv begrünt. Die Dachbegrünung sorgt für eine Verbesserung des Mikroklimas und schafft Möglichkeiten der Regenrückhaltung auf den Dächern, weshalb es durch Zuschüsse des Frankfurter Förderprogramms Klimaanpassung für die Entsiegelung der Dachflächen unterstützt wird.

Aufstocken rechnet sich

Vor allem die Wirtschaftlichkeit des Projekts überzeugt – nicht nur der Erwerb teurer Grundstücksfläche entfällt, die erforderliche Infrastruktur ist bereits vorhanden und kann einfach ausgebaut werden. Viele Vorteile offeriert auch die Modulbauweise aus Holz. Wegen seines geringeren Eigengewichts und seiner statischen Eigenschaften ermöglicht der Baustoff Holz nicht nur eines, sondern zwei weitere Geschosse. Auch die Zeit ist ein positiver Faktor: Da etwa die Fassadenarbeiten und der Innenausbau gleichzeitig erfolgen, ist die Dauer der Baustelle relativ kurz. Die Belästigungen durch Lärm und Staub halten sich dabei in Grenzen, die Bewohner können auch während der Arbeiten in ihren Wohnungen bleiben.   J

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vdd Industrieverband Dach- und Dichtungsbahnen e. V.

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