PRÜM-Türenwerk: Zum 50-jährigen Jubiläum investiert Prüm kräftig in die Zukunft

Der Name Prüm steht für hochwertige Innentüren – und das bereits seit 50 Jahren. Im Herbst dieses Jahres feiert das Unternehmen aus Weinsheim bei Prüm Geburtstag. Aufgrund der Corona-Pandemie mussten die großen Feierlichkeiten allerdings abgesagt werden. Der baustoffPARTNER hat den wachsenden Türenhersteller dennoch (unter Einhaltung aller Hygienevorschriften) in Weinsheim besucht und einen Blick hinter die Kulissen geworfen, denn im Jubiläumsjahr wurden enorme Investitionen getätigt, um das Unternehmen für die Zukunft noch effektiver zu gestalten. Neben einer Führung durch die Produktion konnte der baustoffPARTNER auch die Baustelle für das neue Zargenwerk begutachten und mit der Geschäftsführung über die aktuelle Lage sowie die Ziele des Unternehmens sprechen.

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Von: Christine Seif

Seinen Ursprung hat das Prüm Türenwerk im Unternehmen Streif Fertighaus, für das es anfangs als eigene Abteilung ausschließlich Zargen produziert hat, die Türen wurden damals zugekauft. Doch schnell wollten die Verantwortlichen den freien Markt und den Fachhandel bedienen, anfangs auch nur mit Zargen. Etwas später hat man sich dann dazu entschieden, eine eigene Türenfertigung aufzubauen – schnell konnten damit Erfolge verbucht werden. Damals wurden zu 90 Prozent furnierte Türen hergestellt und die Produktion erinnerte eher an eine Schreinerei. Aktuell sind CPL und HPL bei Türen eher gefragt und daher wird Furnier bis Mitte des nächsten Jahres aus dem Sortiment verschwinden.

Heute zählt Prüm zu einem der größten Arbeitgeber der Region und beschäftigt rund 740 Mitarbeiter. Fast jeder zweite davon hat bereits seine Ausbildung im Unternehmen gemacht, teilweise waren auch schon die Eltern dort angestellt. »Wir haben eine wirklich tolle Mitarbeiterstruktur und sind stolz darauf, dass so viele Mitarbeiter dem Unternehmen langjährig treu sind, teilweise sogar ihre Kinder zu uns in die Ausbildung schicken«, erzählt Stefan Burlage, einer der drei Geschäftsführer.

Mit Weißlack-Oberflächen und CPL zum Erfolg

Um am Markt Bestand zu haben, hat Prüm Anfang der 90er-Jahre Weißlack-Oberflächen eingeführt – bis heute das vom Markt meist geforderte Oberfächen-Design. Anfang der 20er-Jahre kamen dann die CPL-Türen hinzu, 2004 folgte das »Postforming«-Verfahren. Dabei wird die Oberschicht über die Kante gebogen, sodass ein harmonisches Design entsteht. »In meinen Augen waren das genau die richtigen Investitionen zum richtigen Zeitpunkt. Ohne diese Erweiterungen und Entwicklungen wäre Prüm heute am Markt bestimmt nicht so erfolgreich. Mitbewerber, die diese Investitionen nicht getätigt haben, gibt es heute am Markt nicht mehr«, erzählt Detlev Schröder, langjähriger Vorsitzender der Geschäftsführung, der dem Unternehmen immer noch mit Rat und Tat zur Seite steht.

Im Zuge dieses Wachstums mussten auch die anderen Faktoren angepasst werden. Die Logistik wurde erweitert und neu strukturiert, ein Hochregallager wurde gebaut und auch der Vertriebsweg wurde vom Holzfachhandel in den Baustofffachhandel ausgeweitet. »Das war noch mal eine deutliche Verbesserung der Leistung zum Kunden hin«, resümiert Schröder.


Premiumkante als Alleinstellungsmerkmal

Einen weiteren Meilenstein, den Schröder anführt, ist die Premiumkante, besonders da dies ein Alleinstellungsmerkmal sei. »Weißlacktüren bietet jeder, aber die Premiumkante haben nur wir und Garant, die Schwestergesellschaft, die wie auch Prüm zur Arbonia Gruppe gehört.« Um diese besondere Kante umzusetzen, wurde 2019 die neue Premiumkantenanlage in Betrieb genommen. Rund 15 Mio. Euro hat diese neue Anlage gekostet.

Einer der wohl größten Meilensteine des Unternehmens entsteht aktuell. Im Jubiläumsjahr investierte die Arbonia Gruppe die bisher höchste Summe in den Türenhersteller aus Weinsheim: darunter 29 Mio. Euro für das neue Zargenwerk in KfW 55-Standard, das sich nur wenige Meter vom jetzigen Prüm-Werk befindet. Es bietet insgesamt 24 000 m2 für die neue Zargenfertigung und erhöht damit die Produktionsfläche auf 81 000 m2. »Das neue Zargenwerk verschafft uns eine Kapazitäts-Erweiterung von rund 40 Prozent. Damit können wir unsere Stückzahlen deutlich erhöhen und sind gut gerüstet für die Zukunft«, so Stefan Burlage. Aufgrund des starken Wachstums in den vergangenen Jahren kam Prüm nun an eine Kapazitätsgrenze – mit den aktuellen sowie den geplanten Erweiterungen ist nun wieder Luft nach oben. Die ersten Zargen sollen dort im Herbst 2022 vom Band laufen.

Die einstigen Fertigungshallen der Zargenproduktion werden zum Türen-Sonderbereich umfunktioniert, denn neben der Nachfrage an HPL-Türen ist auch das Bedürfnis nach Funktionstüren in den vergangenen Jahren gestiegen.

Enorme Erweiterung im Bereich Logistik

Den Schlüssel für kontinuierlichen Erfolg sehen die Verantwortlichen von Prüm besonders in der Weiterentwicklung. »Die Anforderungen und Bedürfnisse des Marktes ändern sich stetig und natürlich auch die Technik. Wer da hinterherhinkt, kann schnell vom Mitbewerber überholt werden. Daher wird bei Prüm kontinuierlich investiert, um Produkte, Serviceleistungen und andere Faktoren permanent zu optimieren. Neben der Premiumkantenanlage wurde im vergangenen Jahr eine neue Zargenkantenanlage in Betrieb genommen und seit Anfang dieses Jahres gibt es ein Doppel-BAZ. Ebenfalls im ersten Quartal 2020 wurde die neue Verladehalle für rund 5,5 Mio. Euro fertiggestellt. Mit drei modernen Verladestationen können die Produkte optimal koordiniert in Lkw verladen werden.

Eine weitere große Baustelle auf dem Prüm-Gelände soll bis Mitte nächsten Jahres abgeschlossen sein: Auf einer Fläche von rund 3 500 m2 entsteht derzeit ein neues Hochregallager. Das Gebäude mit einer Höhe von 15 Metern wird auf dem Standort der alten Verladehalle errichtet und bietet zusätzliche Lagerkapazität. Auch hier ist der Grund die gestiegenen Anforderungen in den vergangenen Jahren. Das bisherige Lager, das Platz für rund 100 000 Türen bietet, wurde zu einem Zeitpunkt erbaut, als der Umsatz noch unter 50 Mio. Euro im Jahr lag. Im Jahr 2019 hat Prüm einen Umsatz von knapp 150 Mio. Euro erwirtschaftet und dieses Spitzenergebnis soll in 2020 nochmals übertroffen werden. Das neue Hochregallager bietet dann zusätzlichenPlatz für rund 60 000 bis 80 000 Türen. Für das neue Hochregallager hat die Arbonia-Gruppe rund 7,5 Mio. Euro investiert.

Um über viele Jahre erfolgreich zu sein, ist es für die Verantwortlichen wichtig, sich stets weiterzu entwickeln und das Unternehmen permanent zu verbessern. »Mit der Arbonia-Gruppe haben wir hier glücklicherweise einen Gesellschafter auf unserer Seite, der das genauso sieht«, erklärt Schröder. »Wir wurden im Jahr 2016 vom Gebäudezulieferer Arbonia übernommen und die Gruppe hat jedes Jahr enorm in Prüm investiert. In den vergangenen Jahren waren es immer um die zehn Millionen Euro, dieses und nächstes Jahr sind es rund 20 Millionen und wenn der Markt so bleibt, werden die Investitionen auch in Zukunft in dieser Höhe ausfallen«, ergänzt Burlage.

Beeinflusst Corona die Marktentwicklung?

Aber wie stabil der Markt bleibt, ist aktuell schlecht absehbar – Corona ist auch hier ein Faktor, der Ungewissheit erzeugt. Bisher ist Prüm glücklicherweise unbeschadet durch die Krise gekommen. »Wir konnten dieses Jahr durchgängig produzieren und mit strengen Hygienemaßnahmen den normalen Alltag aufrechterhalten«, erzählt Claudius Moor, jüngstes Mitglied der Prüm-Geschäftsführung. »Zudem haben wir gemerkt, dass die Kunden gerade in diesen Zeiten auf einen verlässlichen Partner setzen, und der sind wir. Zudem wurden bis jetzt Bauvorhaben umgesetzt, die ja bereits Monate vorher genehmigt wurden. Daher haben wir aktuell keine Umsatzeinbrüche zu verzeichnen. Wir sind im ersten Halbjahr zehn Prozent über dem Umsatz von 2019 und rechnen auch für 2020 mit einem soliden Ergebnis. Wenn überhaupt, denken wir, dass wir die Folgen eher erst im nächsten Jahr zu spüren bekommen.«

BAU 2021 ohne Prüm Türen

Dennoch blieb auch Prüm von Corona nicht ganz verschont, zahlreiche Messen, an denen Prüm teilgenommen hätte, wurden abgesagt, wie auch die BAU in München. Allerdings hatte der Türenhersteller seine Teilnahme für diese Messe bereits vor vielen Wochen abgesagt. Die Gründe dafür waren vielschichtig: »Für uns ist die BAU primär eine Beziehungsmesse, bei der wir unsere Kunden treffen, und das in einem sehr kollegialen Umfeld. Wir waren aber schnell der Meinung, dass die BAU das unter den aktuellen Voraussetzungen und Hygienevorschriften nicht erfüllen kann. Zum anderen ist es natürlich auch ein Risiko für unsere Mitarbeiter – und ähnlich denken auch unsere Kunden. Sprich, auch die wären, wenn überhaupt, nur in sehr reduzierter Anzahl auf die BAU gekommen und damit ist eine Messe, so wie wir sie uns wünschen, einfach nicht möglich«, erklärt Moor die zeitige Absage der Messeteilnahme.

Kunden auf andere Art erreichen

Um den fehlenden Messeauftritt auszugleichen, möchte Prüm seine Kunden nun verstärkt »ins eigene Haus« holen. Im Fokus steht dabei die Premiumkante, die auch der Mittelpunkt beim Messeauftritt gewesen wäre. Zudem sollen viele digitale Themen präsentiert werden, denn dort sieht Prüm seinen Vorsprung zu anderen Mitbewerbern. »Schöne Türen machen können mehrere, aber bei den Prozessen gibt es noch ein hohes Differenzierungspotential und genau dort wollen wir uns noch weiter steigern«, so Moor. Das gehe beim Bestellprozess los, der weiter optimiert werde, und reiche bis zu Webinaren und Seminaren, in denen Wissen an Händler und Kunden vermittelt werden kann.

Aktuell ist bei Prüm also viel geboten und so soll es auch weitergehen. »Unsere Pläne für die nächsten Monate und Jahre sind groß und wir freuen uns schon darauf, diese mit unserer tollen Mannschaft umzusetzen«, freut sich Moor. Konkrete Ziele für das nächste Jahr gibt es einige: »Eines dieser Ziele haben wir gerade erreicht. Wir haben drei neue samtig matte Oberflächen für CPL-Türen herausgebracht, Graphit-, Staub- und Seidengrau. Die nächste Etappe ist das technische Türenprogramm. Das soll standardisiert werden, um die Produktivität zu verbessern. Insgesamt soll das Sortiment an Funktionstüren erweitert werden, denn hier sehen wir noch große Wachstumschancen für uns. Zudem wollen wir bei den technischen Türen HPL weiter in den Fokus rücken«, verrät Burlage. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der stetigen Optimierung des Service und der Liefergeschwindigkeit. »Wir wollen uns unseren mittelständischen Charakter erhalten und die Bedürfnisse des Marktes erfüllen«, so Moor. »Und besonders wichtig ist uns, dass wir unseren Kunden ein starker und vor allem zuverlässiger Partner sind.«    J

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