GIMA: Neue Fassade greift den Charme des ehemaligen Pfanni-Fabrikgeländes auf

Kein Stillstand auf dem früheren Pfanni-Areal im Münchener Stadtteil Berg am Laim: In direkter Nachbarschaft zum zukünftigen Konzerthaus ist der Hotelneubau Werk 17 entstanden, der vor allem durch seine Fassadengestaltung auffällt. Charakteristisch ist die Komposition aus einer Betonfassade mit eingelegten Ziegelplatten von Gima, durch die sich das Gebäude optisch in das spannende Stadtquartier Werksviertel einfügt.

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Es gibt sie in vielen deutschen Städten – ehemalige Fabrikareale aus dem Zeitalter der Industrialisierung, die vor allem ab den 1990er-Jahren revitalisiert und in Orte für Wohnen und Gewerbe umgewandelt wurden. Weniger bekannt hingegen sind die Nachnutzungen ehemaliger Werksgelände aus der Nachkriegszeit. Das ehemalige Pfanni-Areal in München ist eines dieser stillgelegten Produktionsstätten. Wo einst Kartoffelbrei und Knödel hergestellt wurden, entsteht seit 2016 ein neues Stadtquartier unter dem Namen Werksviertel.

Wechselvolle Geschichte

Zu Hochzeiten waren hier bis zu 1 200 Menschen beschäftigt, die rund 150 000 Tonnen Kartoffeln verarbeiteten. Doch gestiegene Energie- und Lohnkosten und der zunehmende internationale Wettbewerb führten 1996 zum Produktionsende des Familienunternehmens und einer Standortverlagerung nach Mecklenburg-Vorpommern. Die leerstehenden, geräumigen Hallen und günstige Mieten lockten Künstler, Kreative und Gewerbetreibende an. Was anschließend auf dem Gelände hinter dem Ostbahnhof entstand, galt mit über 20 Clubs wie dem Kunstpark Ost, der späteren Kultfabrik und diversen Veranstaltungsräumen bald als größter Anziehungspunkt des Münchner Nachtlebens.


Die Auslobung eines städtebaulichen und landschaftsplanerischen Ideenwettbewerbs läutete 2001 das Ende dieser kulturellen Zwischennutzung ein. Nach 15 Jahren Planung stand er fest, der neue Bebauungsplan für das Areal der Pfanni-Fabrik und der umliegenden Grundstücke. Wesentliches Merkmal des Konzepts ist es, die Bestandsgebäude zu erhalten und die Nachverdichtung als eine schrittweise Entwicklung zu verstehen. Auch der breit angelegte Mix aus Wohnen, Arbeiten und Freizeit sieht es vor, die Lebendigkeit und Heterogenität des Geländes fortzuschreiben. Nach diesem Leitbild entstehen neben zahlreichen Wohnungen, Büros, Kunst- und Konzerträumen auch zwei Hotels. Darunter das kürzlich fertiggestellte Hotel im Werk 17 vom ortsansässigen Architekturbüro Hild und K. Die Nummerierung im Namen gibt einen direkten Hinweis: Werk 1 bis 9 zählt zum Bestand, während es sich bei den Nummern 11 bis 20 um Neubauten handelt.

Werk 17: Außergewöhnliche Fassadenkonstruktion

Mit dem Werk 17 ist ein Gebäude entstanden, das sich vor allem durch seine Fassadengestaltung behutsam in das bauliche Gefüge einordnet und gleichzeitig eine Verbindung zum Standort Berg am Laim schafft. Unter Berücksichtigung der Vorgaben des Bebauungsplans und in enger Abstimmung mit Werner Eckart, Eigentümer und Sohn des Pfanni-Gründers, entschieden sich die Architekten für eine Kombination aus einer Beton- und Ziegelfassade. Lange Zeit prägte der Abbau von Lehm und dessen Weiterverarbeitung den Stadtbezirk. Diesem lokalen Ortsbezug folgend, entschied man sich für den regionalen Klinker-Formstein mit Schwalbenschwanzverzahnung der Firma Gima im typischen Rot. Die Besonderheit liegt hier in ihrer Konstruktionsweise: Als Teil einer mehrschichtigen Fassade wurden sie in rot eingefärbte Fertig-Betonelemente eingegossen. Die Schwalbenschwanzverzahnung garantiert laut Hersteller 100 Prozent sicheren Halt zwischen Betonkern und Keramikschale. Sie gewährleiste einen mechanischen Verbund zwischen Klinker und Beton und beuge Bauschäden vor. Die spezielle Anordnung der Klinker-Formsteine im Format 490 x 200 x 35 mm sorgt für ein abwechslungsreiches Bild aus Licht und Schatten.   J

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