Moeding: Eine Fassade zwischen Bilderrahmen und gerafften Vorhängen

Mit dem Neubau für die Ostwall-Passage hat die Krefeld ein neues Zentrum zwischen Einkaufsstraße und Behnisch-Haus erhalten. Die Fassade wurde aus profilierten, seidenmatten Moeding Keramikplatten und großen Öffnungen gestaltet.

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Der Neubau »Ostwall Quartier Krefeld« ist ein Wohn- und Geschäftshaus, in dem Arztpraxen, Einzelhandel, Wohnungen, Gastronomie und Büros neben- und übereinander Platz finden. Die ARGE aus office03 und De Zwarte Hond hat das Ensemble geplant und dabei mehrere Einzelparzellen bebaut. Entstanden ist ein Gebäudeensemble aus acht unterschiedlich hohen Einzelhäusern, durch die eine Passage führt.

Gemeinsam stellen die Einzelgebäude mit ihrer auffälligen Fassadenstruktur den horizontal gegliederten Nachbargebäuden aus der Nachkriegszeit ein modernes Pendant zur Seite. Möglich machen dies Keramikelemente von Moeding, die jedes Geschoss und jede Fenstereinheit wie Bilderrahmen umfassen. Im Erdgeschoss laufen die vertikalen Stränge offen aus, das letzte Geschoss ist im Bereich der Attika mit kräftigeren Schlusssteinen betont.


Reliefartig gestaltete Keramikplatten

Insgesamt 2 918 in sieben verschiedene Typen untergliederte Keramikeinzelelemente gestalten so ein Fassadenbild mit 1 600 m2 Fläche. »Wir wollten durch die gleiche Behandlung der Fassaden ein Raumbündel aus ablesbaren Geschossen in ablesbaren Gebäuden schaffen«, beschreibt Architekt Dirk Waldmann von office03 die Idee hinter der ungewöhnlichen Außenhaut, die sich aus maximal 160 x 65 cm großen, reliefartig gestalteten Keramikplatten zusammensetzt. Horizontale Hutprofile, in denen Dauergerüstanker integriert wurden, trennen jeden Rahmen voneinander und betonen den Eindruck der geschossweisen Stapelung.

Die haptische Struktur der Keramik orientiert sich am textilen Prinzip der Raffung – eine Reminiszenz an die Historie der Stadt als einstmaliges Zentrum der Seidenindustrie. Wo die geschlossenen Fassaden breiter sind, ist die Kannelierung weniger stark, wo sie schmäler sind, verdichtet sich die Raffung. So erinnert das Gesamtbild an Vorhänge, die sich um die jeweiligen Ebenen bzw. Fensteranlagen herumlegen. Um horizontale mit vertikalen Rahmenelementen zu verbinden, waren daher aufwendige Schrägschnitte notwendig. In einem hellen Grau gehalten, verändern die dreidimensional geformten Keramikelemente je nach Lichteinfall ihr Farbspektrum. Wenn die Sonne scheint, werfen die Kanneluren harte Schatten, die mit den sonnenbeschienenen Flächen interessante Kontraste bilden. Bei Regen glänzen die Fassaden und wenn es draußen grau ist, gehen die Konturen scheinbar übergangslos in den Himmel über.

Farbe und Glanz der Keramik wurden in mehreren Bemusterungsrunden vom Bauherrn gemeinsam mit dem Planungsteam festgelegt. »Bei der Glasur fiel die Entscheidung auf eine einfache, seidenmatte Einbrennglasur«, erinnert sich der Architekt. Zur Montage wurden die vertikalen Keramikelemente in klassischer Top-Down-Montage auf einer Aluminium-Unterkonstruktion befestigt. Gehalten werden sie über Klammern, die in die Hohlkammern der stranggepressten Keramikplatten von Moeding eingreifen. Das Anbringen der Eckelemente erforderte hingegen zusätzliche Ausfräsungen in den schräg angeschnittenen Keramikplatten, in denen die Klammern einrasten. Dazu brauchte es eine Zulassung im Einzelfall, da in der allgemeinen Normung lediglich die Verwendung von rechtwinkligen Platten geregelt ist.   J

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