Im Mittelpunkt steht die Sanierung der 7 100 m2 umfassenden Fassadenfläche, die als vorgehängte hinterlüftete Fassade (VHF) realisiert wird. Dazu wird der Naturstein der Bekleidung zunächst vollständig demontiert, in einem innovativen Upcycling-Verfahren aufbereitet und anschließend am Gebäude wiederverwendet.
Um einen hochwertigen Wärmeschutz zu erzielen, wird die bisherige Dämmung des Gebäudes verdoppelt. Zum Einsatz kommen 2 x 80 mm »Kontur FSP 1 Excellence«-Fassadendämmplatten von Isover. Die schlanke Dämmplatte aus Glaswolle steht für höchste Dämmleistung und Energieeffizienz, sie ist nichtbrennbar und bietet darüber hinaus besten Schallschutz.
18 Geschosse zählt das Bürohochhaus, das im Rahmen der energetischen Modernisierung auch gleich einen neuen Namen bekam: Der außergewöhnliche Name »AYR« mit dem Y in der Mitte spielt auf den Y-förmigen Grundriss des Gebäudes an. Über mehr als 21 200 m2 Gesamtmietfläche verfügt der Büroturm, damit ist er eine zentrale und unverzichtbare Anlaufstelle für eine Vielzahl von Mietern. »Dank der Lärmschutzkonzepte wird die Lärmbelastung so weit gesenkt, dass die Bauarbeiten bei laufendem Betrieb ausgeführt werden können«, erklärt Mathias Sonnenberg, Projektleiter der ausführenden Firma Naturstein Steinmann im bayerischen Eltmann. »Die Büros sind während der Fassadenarbeiten durchgängig besetzt. Für Bohrarbeiten wird die Lärmbeeinträchtigung durch festgelegte Zeitfenster geregelt.«
Begonnen haben die Fassadenarbeiten im März 2023 mit der Demontage der Bestandsfassade. Seitdem sind täglich sechs bis 14 Mitarbeiter von Naturstein Steinmann auf der Baustelle. Da der Bestandsstein aus Nachhaltigkeitsgründen aufbereitet und wiederverwendet werden sollte, wurden die mit Dornankern befestigten Platten zunächst Lage für Lage und von oben nach unten von der Fassade entfernt. Die Anker wurden durchtrennt, sodass die Fassadenplatten händisch abgenommen und vor Ort nach Größe sortiert, dokumentiert und palettiert werden konnten. Der gesamte Untergrund aus alter Wärmedämmung, Anker und schadhaftem Beton wurde ebenfalls abgebaut.
Dünne Natursteinplatten, verdoppelte Dämmung
Die vorsortierten Fassadenplatten aus Gneis wurden anschließend im Werk der Firma Lithodecor Fassaden, einem Unternehmen von Naturstein Steinmann im sächsischen Vogtlandkreis, fachgerecht potenziert. »Die Natursteine werden mittig durchgeschnitten, sodass aus einer Natursteinplatte zwei dünnere werden. Jede Natursteinplatte wird dann gemäß der Litho-Stone zugehörigen allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassung mit einer Leichtbetonträgerplatte vakuumverklebt, anschließend werden die Oberflächen geschliffen.« Das so upgecycelte Fassadenelement ist insgesamt 28 mm stark, davon macht die Natursteinplatte gerade einmal 10 bis 12 mm aus. »Stärker muss die Natursteinschicht auch nicht sein, da die an der Natursteinfassade auftretenden Kräfte durch das Verbundsystem geschlossen aufgenommen werden.«
Die schlanke und dazu leichte Bauweise der neuen Fassadenplatte hat für das Frankfurter »AYR« einen entscheidenden Vorteil: Die gesamte Fassade kann mit einer größeren Auskragung montiert werden. »Als neue Fassadenlinie haben wir die Vorderkante der hervorstehenden Fenster gewählt. Die ursprüngliche architektonische Gestaltung der Fenster fügte sich optisch nicht mehr harmonisch ein. Mit dem neuen fließenden Übergang wirkt die Fassade jetzt ›wie aus einem Guss‹. Der Bauherr hat damit eine deutlich modernere Optik erreicht.« Außerdem hat sich der Platz hinter der Fassade vergrößert, sodass eine Verdopplung der bisherigen Wärmedämmung ohne Weiteres möglich ist.
»Auf Wunsch des Bauherrn soll für das Gebäude ein möglichst hoher energetischer Standard erzielt werden«, erklärt Mathias Sonnenberg. »Mit der Fassaden-Dämmplatte ›Kontur FSP 1 Excellence‹ von Isover hat sich der Bauherr deshalb im Zuge der vorangegangenen Prüfungen und Planungen für die beste Dämmung entschieden, die sich finden lässt. Wir erreichen mit dem Aufbau der Außenwandkonstruktion einen U-Wert von 0,20 W/m²K. Die ›Kontur FSP 1 Excellence‹ ist aus Glaswolle, Euroklasse A1 nichtbrennbar und leistet einen hervorragenden Wärme-, Brand- und Schallschutz.« Mit einem Lambda-Nennwert von λD = 0,030 W/(m·K) beziehungsweise einem Lambda-Bemessungswert von λ = 0,031 W/(m·K) bietet die »Kontur FSP 1 Excellence« die nach Aussage von Isover bestmögliche Wärmeleitfähigkeit für Mineralwolle und damit eine herausragende Dämmleistung sowie höchste Energieeffizienz. Die mit einem schwarzen Vlies kaschierte Platte ist robust und zugleich elastisch, mögliche Unebenheiten des Untergrundes gleicht sie zuverlässig aus. Eine weitere Stärke liegt in ihrer Wetterfestigkeit. Die »Kontur FSP 1 Excellence« ist durchgehend wasserabweisend und ideal für schlanke Konstruktionen wie die vorgehängte hinterlüftete Fassade.
Unterkonstruktion mit horizontal gespannten Agraffen und Traversen
Die besonderen Vorzüge der VHF liegen in der konstruktiven Trennung der Funktionsschichten und dem so entstehenden Hinterlüftungsraum. Dieser sorgt dafür, dass etwaige Feuchte – verursacht beispielsweise durch Kondensation oder Regen – sicher abtransportiert wird. Für den Frankfurter Büroturm wurde ein Hinterlüftungsquerschnitt von 20 mm gewählt. Die VHF bietet so zuverlässigen Schutz vor Witterungs- und Umwelteinflüssen, sie ist langlebig und kann sortenrein zurückgebaut und recycelt werden. Darüber hinaus bietet sie einen großen gestalterischen Freiraum. Die Ausführung am »AYR« begann zunächst mit der Montage der Wandkonsolen an die 250 mm starke Stahlbeton-Außenwand. Anschließend wurde der Dämmstoff aus 2 x 80 mm »Kontur FSP 1 Excellence« an den Konsolen befestigt. Die zwei Dämmstofflagen wurden übereinander im Halbverband verlegt und anschließend mit fünf Dämmstoffhaltern pro Quadratmeter gesichert. Die anschließend eingebaute zweiteilige Tragkonstruktion besteht aus einer senkrechten Aluminium-Unterkonstruktion sowie horizontal gespannten Traversenprofilen, die als Aufnahmeprofile für die Agraffen dienen. »In die Lithodecor-Fassadenplatten sind werkseitig Haltepunkte eingelassen, die mit den Trage- und Halteagraffen verschraubt werden. Die Agraffen greifen in die horizontalen Schienen ein und sorgen gemeinsam mit einer Verschiebesicherung für den erforderlichen Halt der Fassadenplatten. Dabei bleiben sie jederzeit reversibel«, so Mathias Sonnenberg.
Die Wiederverwendung der Bestandsplatten trägt in besonderem Maße zum Ressourcenschutz und damit auch zum Natur- und Klimaschutz bei. So entfallen etwa die aufwendige Förderung von neuem Naturstein-Rohmaterial im Steinbruch, weite Transportwege sowie die anschließende Weiterverarbeitung des Steins. Durch das Upcycling werden darüber hinaus große Mengen an Abfall vermieden und somit die im Rahmen einer Demontage anfallenden nicht unerheblichen Entsorgungskosten.