HIRSCH Porozell: »Für die Zukunft gut aufgestellt«

»Stillstand ist Rückschritt« – ein bekanntes Zitat eines deutschen Topmanagers – das sehen auch zahlreiche Firmen so. Ein Unternehmen, das sich in den vergangenen Jahren immer wieder neu für die Herausforderungen der Zukunft aufgestellt hat ist Hirsch Porozell. Jetzt gibt es beim EPS-Hersteller Neuigkeiten aus der Geschäftsführung. Der bisherige Geschäftsführer Christian Grimm gibt sein Amt nach 35 Jahren ab und verabschiedet sich zu Ende des Jahres in den Ruhestand. Sein Nachfolger Christian Winter ist bereits seit gut einem Monat im Amt und seit 25 Jahren im Unternehmen tätig. Dem baustoffPARTNER standen sie in einem Interview Rede und Antwort über Veränderungen und die aktuellen Herausforderungen des Marktes.

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35 Jahre im gleichen Unternehmen, das ist nicht alltäglich – Christian Grimm ist genau das, und zwar als Geschäftsführer von Hirsch Porozell. Doch seine Karriere führte über zahlreiche Stationen – Start war das elterliche Unternehmen in Rheda-Wiedenbrück: nach seinem Studium hat er ein von der Familie erworbenes und in Konkurs geratenes Möbelwerk übernommen und in ein EPS Verpackungs- und Dämmstoffwerk umgebaut. »Nach dem Verkauf des Familienunternehmens an Heidelberger Cement bekam ich vor gut 30 Jahren die einmalige Chance, als Geschäftsführer der neu gegründeten ›Heidelberger Dämmsysteme‹ den EPS Bereich zum größten europäischen Unternehmen mit insgesamt 21 Werken in Zentral- und Osteuropa auszubauen«, erzählt Grimm. Mit dem Verkauf der EPS Sparte von Heidelberger Cement an British Plasterboard und dem danach erfolgten Verkauf an Rigips Saint-Gobain blieb die Verantwortung der europäisch aktiven Business Unit EPS, u. a. mit acht Standorten in Frankreich, weiterhin übergeordnet in seinen Händen.

Ein weiterer Meilenstein war die erfolgreiche Integration und schnelle Umsetzung aller notwendigen Synergien der durch die Gesellschafter Hirsch Servo AG und BEWiSynbra Group übernommenen IsoBouw GmbH in die Hirsch Porozell Deutschland vor rund drei Jahren. Jetzt ist für Christian Grimm die Zeit gekommen, Platz für einen neuen Geschäftsführer zu machen. »Ich bin dankbar für alles, was ich erreicht habe, gleichzeitig aber auch glücklich, dass ich mein Werk nun in so kompetente Hände legen darf«, erzählt Grimm. Was ihm besonders wichtig ist und er im Gespräch immer wieder betont, ist, dass das alles nur mit einem guten Team möglich war. »Ich war immer mit tollen Mitarbeitern gesegnet und alles, was ich erreicht habe, wäre ohne dieses kompetente Team nicht möglich gewesen.«

Übergangsphase bis Dezember 2021

Die Übergabe kommt laut Grimm zur genau richtigen Zeit. Um für einen harmonischen Übergang zu sorgen, sind aktuell sowohl Grimm als auch ­Winter Geschäftsführer. »Mit ist es wichtig, dass ich einige Projekte, die ich federführend betreut habe, noch zu einem Abschluss bringe. Das ermöglicht meinem Nachfolger, sich Schritt für Schritt in sein neues Tätigungsfeld einzuarbeiten.« Das begrüßt auch Christian Winter: »Ich habe seit gut einem Monat die operative Verantwortung inne und freue mich, dass ich mich noch ein halbes Jahr auf die Unterstützung meines erfahrenen Vorgängers verlassen kann. So haben wir genug Zeit, alle Aufgaben ordentlich zu übergeben und auch das Team hat so einen fließenden Wechsel.«


Dabei ist Christian Winter nicht nur ein »alter Hase« in der EPS-Branche, auch im  Unternehmen ist er seit rund 26 Jahren. »Nach meinem Studium und einer Zwischenstation habe ich angefangen bei Heidelberger Cement zu arbeiten. Auch bei British Plasterboard und Saint Gobain war ich tätig – dort war ich rund 23 Jahre für das Vertriebscontrolling und die Verkaufsleitung für Deutschland zuständig. Bei Hirsch Porozell war ich nebem dem Vertrieb zudem für den Bereich Marketing verantwortlich.«

Große Pläne für die Zukunft

Besonders zu Beginn einer neuen Aufgabe setzt man sich Ziele – die hat auch Christian Winter: »Ich denke, wir haben bereits eine wirklich gute Basis und seit der Umstrukturierung durch IsoBouw haben wir kontinuierlich an uns gearbeitet, das macht sich jetzt bezahlt. Aber natürlich habe ich ein paar Dinge auf meiner Agenda, wie z. B. die weitere Verbesserung der bereits automatisierten Produktionsprozesse, die Entwicklung neuer Produkte und in diesem Zug auch die Diversifizierung in andere Bereiche, z. B. den Verpackungsbereich. Natürlich werden auch die Themen Modernisierung und Digitalisierung in den nächsten Jahren eine wichtige Rolle spielen«.

Hinsichtlich Diversifizierung kann Hirsch Porozell bereits Produkte vorweisen, wie Kühlboxen für den medizinischen Transport oder die neue Faltplatte für den Bodenbereich. Damit soll EPS auch in anderen Bereichen etabliert und das Produktportfolio vielschichtiger aufgestellt werden. In Planung sind weitere Systeme für den Fußboden – bspw. die Entwicklung und der Aufbau der damit verbundenen Produktion einer Noppenplatte. Darüber hinaus ist ein weiterer Ausbau der Fertig- und Verbundelemente für den Dachboden geplant sowie die Entwicklung neuer Elemente, die hinsichtlich des Brandschutzes mit ihren Werten punkten können.

Herausforderungen meistern

Nach der Corona-Krise, die Hirsch Porozell gut überstanden hat, beschäftigt ein neues Thema die Baubranche: Materialknappheit und Preissteigerungen bei den Rohstoffen. Bei Hirsch Porozell ist die Lage noch entspannt: »Unsere Produktion ist nahezu rund um die Uhr ausgelastet und die Auftragslage sehr gut. Aktuell sind wir trotz des durch das Vorprodukt Styrol entstandenen Engpasses und den damit verbundenen stark steigenden Rohstoffpreisen in der Lage, die Rohstoffbeschaffung sicherzustellen«, erzählt Grimm. »Zu gute kommt uns hier sicherlich unsere Partnerschaft mit nicht nur einem, sondern mit mehreren Lieferanten. Hinzu kommt die Kooperation mit BEWi, ein Unternehmen, das Polystyrol selbst herstellt.«

Unter diesem Aspekt und besonders hinsichtlich der Nachhaltigkeit, ist Recycling für Hirsch Porozell ein großes Thema. Die Verschnitte in den eigenen Werken werden schon lange dem Produktionskreislauf zugeführt, seit einiger Zeit nimmt das Unternehmen auch Material von Baustellen zurück. Einen Schritt weiter geht das Projekt »PSLoop«. Ein neues Werk zur Aufbereitung von Styropor mit innovativer Technik wurde als Pilotprojekt und als gemeinsame Initiative der Rohstoff- und EPS Verarbeiterindustrie gegründet. Hier wird HBCD-haltiges EPS in seine Bestandteile zerlegt und alle Rohstoffe werden wieder einem Produktionsprozess zugeführt. »Mit all diesen Maßnahmen denke ich, dass wir gut für die Zukunft gerüstet sind und weiter wachsen sowie unsere Marktposition festigen können«, so Winter abschließend.    J

Firmeninfo

HIRSCH Porozell GmbH

Augsburger Straße 8-10
33378 Rheda-Wiedenbrück

Telefon: +49 5242 9608-0

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