Um langfristig klimaneutral Zement herstellen zu können, muss das CO2 entweder eingefangen und als Rohstoff eingesetzt oder gelagert werden. Bei der Entsäuerung von Kalkstein, dem wichtigsten Rohstoff für das Bindemittel Zement, wird unweigerlich Kohlendioxid freigesetzt – für den Klimaschutz ist es jedoch wichtig, diesen zu vermeiden. Die vier europäischen Zementhersteller Buzzi Unicem - Dyckerhoff, Heidelberg Materials - HeidelbergCement AG, SCHWENK Zement GmbH und Co. KG und Vicat S.A. haben sich daher in der Forschungsgesellschaft CI4C GmbH & Co. KG zusammengeschlossen und gemeinsam das CO2-Abscheide-Projekt catch4climate entwickelt.
Jürgen Thormann, technischer Geschäftsführer der CI4C GmbH & Co. KG, konnte vor Kurzem einen wichtigen Schritt vermelden: „Das Projekt geht jetzt in die Umsetzungsphase, denn wir haben nach einer Verfahrensdauer von nur sieben Monaten vom Regierungspräsidium Stuttgart den immissionsschutzrechtlichen Genehmigungsbescheid für unsere Forschungs- und Entwicklungsanlage auf dem Gelände des Zementwerks in Mergelstetten erhalten. Die Anlage, für deren Errichtung und Betrieb wir über 120 Millionen Euro investieren werden, nutzt erstmals das sogenannte Pure-Oxyfuel-Verfahren zur CO2-Abscheidung. Gebaut wird dafür eine eigene Drehofenlinie mit einer Produktionskapazität von 450 Tagestonnen, die ausschließlich der Forschung und Entwicklung dient.“
Ralf Hölscher, kaufmännischer Geschäftsführer der CI4C GmbH & Co. KG ergänzt: „In vielen Industriezweigen – etwa bei der Herstellung von Düngemitteln, Treibstoffen für Langstreckenflüge oder kunststoffbasierten hygienischen Medizinprodukten – wird Kohlenstoff dringend benötigt. Bislang wird dieser Kohlenstoff fast ausschließlich aus fossilen Energieträgern gewonnen. Wir wollen das mit unserer Pure-Oyxfuel-Anlage abgeschiedene CO2 künftig nutzen, um mit Hilfe erneuerbarer Energien sogenannte „reFuels“, also synthetische Kraftstoffe, wie beispielsweise Kerosin für den Flugverkehr, herzustellen.“
Das CI4C-Konsortium kooperiert hier nach eigenen Angaben eng mit dem Land Baden-Württemberg. Gemeinsam mit dem Ministerpräsidenten und dem Verkehrsminister des Landes habe man bereits einen entsprechenden „Letter of Intent“ unterzeichnet. Die Inbetriebnahme der CO2-Abscheide-Anlage ist für Mitte 2024 geplant.