Stahlbetonkeller macht die Sanierung möglich
Für die damalige Zeit war die Villa mit einem modernen Stahlbetonkeller ausgestattet. Durch die zirka 30 bis 40 cm dicke und aus Ortbeton hergestellt Sohle, die Betonwände und der Stahlbetondecke stand der Backsteinbau auf einer sehr steifen Einheit. Daher entschieden sich die Planer für das Aufständern der Villa mit Presspfählen als das geeignetste System der Nachgründung. Der Vorgang funktionierte praktisch wie das Wagenheber-Prinzip. An zwei Tagen konnte das Haus mit dieser Technik um rund 50 Zentimeter angehoben werden.
Anhebung des Gebäudes
Das Einbringen, Montieren und hydraulische Anheben der Pfähle übernahm eine Spezialfirma. Die Presspfähle wurden bei vollständiger Bodenverdrängung in eine Tiefe von bis zu 14 m in den Boden gerammt. Es wurden auch zehn Pfähle im Außenbereich gesetzt, alle weiteren wurden aufgrund der schwierigen Bodenqualität unter dem Haus angebracht. Auch im Keller musste an 30 Stellen durch die zirka 40 cm dicke Betonsohle gebohrt werden. Die Hebevorrichtung im inneren Bereich bestand aus Gewindestangen, davon werden vier Stück je Bohrung in die Betonsohle eingeklebt. Über die Stangen wurden die Kräfte in den Pfahl eingeleitet. Jeder dieser Klebeverbindung übertrugt eine Kraft von jeweils fünf t. Auf diese Vorrichtungen wurde dann jeweils ein Hebezylinder gestellt und an die vier Stangen eine Stahlplatte mit vier cm Dicke angeschraubt. Damit stand der Hebezylinder auf dem Pfahl fest mit dem Boden verbunden. Über diese Stahlplatte und die Stangen wurde dann die Bodenplatte schrittweise mit Hilfe der hydraulischen Hebezylinder angehoben. Zuerst nur ein paar mm, um zu prüfen, wie sich das Ganze vom Untergrund ablöst. Insgesamt waren es am ersten Tag ca. 25 cm. Bei dem Vorgang wurde die Schieflage von einem Vermessungsingenieur durch überwachtes manuelles Pumpen der Hydraulikzylinder ausgeglichen.
Beton ist die Lösung
Durch die Anhebung entstand unter der Sohle ein Volumen von 48 m3. Für eine langfristige und dauerhafte Lagesicherung des Gebäudes musste der Hohlraum nach der Anhebung zeitnah verfüllt werden, sodass eine flächige Lastenverteilung, sowie der Ausschluss von Luft gewährleistet wurde. Nun stand die Frage im Raum nach dem geeigneten Material, um den Hohlraum zu füllen, im Fokus. Recherchen ergaben, dass Beton die beste Wahl wäre. Daher nahm man Kontakt zu Heidelberg Materials auf.
Nach Rücksprache mit dem Labor von Heidelberg Materials stand fest, dass der sehr fließfähige Easycrete, versehen mit Quellmittel, die optimale Lösung für dieses Vorhaben sei. Das Material war direkt verfügbar und in Abstimmung mit der Logistik konnte es schon am nächsten Tag verfüllt werden. Der Easycrete SF erreichte mit einem C25/30, F6 die gewünschte Druckfestigkeit. Die Quellmittel wurden auf der Baustelle mit dem Easycrete vermischt und wirkten gegen das Schwinden des Betons. Der Beton konnte sich so kraftschlüssig unter der bestehenden Bodenplatte verteilen, denn diese muss direkt auf der neuen Betonschicht aufliegen, sodass das Haus wie auf einem Betonkissen ruht.
Erfolgreiche Rettungsaktion
Das Bauunternehmen benötigte für die Schalung einen Tag, da diese sehr dicht sein musste, um den besonders fließfähigen Beton zu halten. Die 50 m3 Beton wurden in insgesamt sechs Stunden eingebracht. Die Rettung des denkmalgeschützten Wohnhauses sei ein voller Erfolg gewesen. Alle Türen und Fenster haben sich so gut wie nicht verzogen. Ein paar Risse im Mauerwerk sind durch die Anhebung entstanden und werden nachträglich mit einer denkmalgerechten Sanierung durch eine Spezialfirma wiederhergestellt. Nach der aufwendigen Operation konnte mit der Sanierung im Innen- und Außenbereich begonnen werden.