GUTEX: Schwer entflammbare Aufstockung

Das ehemalige Kasernenareal Mangin in Villingen wurde in ein urbanes, stadtnahes Wohnquartier umgestaltet. Der viergeschossige Gebäudebestand wurde bis zum Frühjahr 2020 saniert und um ein weiteres Vollgeschoss in Holzbauweise ergänzt. Zum Einsatz kam dabei die schwer entflammbare und nicht glimmende Holzfaserdämmplatte »Gutex Pyroresist«, die bereits mit dem Woody Award in Gold und dem Innovationspreis des Landes Baden-Württemberg ausgezeichnet wurde.

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Die Nachverdichtung bestehender Gebäude ist unter den Aspekten des allgemeinen Wohnungsmangels und der Nachhaltigkeit äußerst sinnvoll. Mit dem Abzug der französischen Truppen vom Mangin-Gelände bot sich der Stadt Villingen-Schwenningen die Chance, aus dem ehemaligen Kasernenstandort eine attraktive Adresse zum Arbeiten und Wohnen zu schaffen. In diesem Rahmen wurden die 30er-Jahre Zeilenbauten an der Kirnacher Straße, Ecke Dattenbergstraße, aufgestockt und erhielten ein neues Dachgeschoss.

»Beim Bau der neuen Dachgeschosse fiel unsere Wahl auf den Holzfertigbau, da wir in einer waldreichen Gegend leben und es vergleichsweise viele kompetente Unternehmen im Bereich des Holzbaus gibt, welche die benötigten Bauteile regional (vor)fertigen und aufrichten. Das spart Zeit und Transportkosten und macht ökologisch durchaus Sinn«, erklärt Architekt Bernd Behnisch. »Jeder eingesparte Transportkilometer bzw. Kubikmeter Stahlbeton sowie eine Sanierung anstelle eines Neubaus leistet ein Beitrag zur Nachhaltigkeit.« Ein weiterer Vorteil des Holzbaus ist das geringe Eigengewicht des Baustoffs. So konnten ggf. notwendige weitere statische Maßnahmen eingespart werden.

Holzbau hat Vorteile, besonders in dieser Region

Keine zehn Kilometer von der Baustelle entfernt werden im Werk des Holzbauspezialisten Brüninghoff die Holzrahmenelemente vorgefertigt. Dank der direkten Nähe zum Schwarzwald kann hier auf kurzem Weg ressourcenschonend regionales Holz für die Wand- und Deckenelemente verwendet werden. Während die Decken in Massivholz ausgeführt werden, sieht der Wandaufbau ein Holzständerwerk mit 8/20 KVH-Ständern im Raster von 62,5 cm vor. Ausgedämmt wird das Ständerwerk mit Mineralwolle. Nach außen schließt die 60 mm dicke Holzfaserdämmplatte »Gutex Pyroresist wall« die F-90 Konstruktion ab; nach innen werden die Wände mit 22 mm OSB beplankt.

Da die neuen Dachgeschosse in die Gebäudeklasse 5 fallen, muss u. a. die Außenbekleidung mindestens schwer entflammbar sein. So kam die Markteinführung der schwer entflammbaren und nicht glimmenden Holzfaserdämmplatte »Gutex Pyroresist wall« Anfang des vergangenen Jahres gerade recht.


Stoßsicher und maßgenau

Die neuen Holzfaserdämmplatten sind im Trockenverfahren hergestellt und werden wie herkömmliche holzfaserbasierte WDVS endlos mit schwebenden Stößen horizontal montiert. Dabei ist ein Versatz der vertikalen Plattenstöße von 30 cm einzuhalten. Kreuzfugen sind zu vermeiden. Befestigt werden die druckfesten Dämmplatten mit Klammern direkt auf den Ständern. Zu beachten sind hierbei die zulässigen Höchstabstände der Verbindungsmittel und eine möglichst gleichmäßige Verteilung der Befestigungsmittel über die gesamte Geschosshöhe.

»Gutex Pyroresist wall« Platten sind 1 800 x 600 mm groß und besitzen eine Nut/Feder-Profilierung. Diese ist für die erste Montagereihe an der unteren Plattenseite zu entfernen, sodass eine stumpfe Plattenkante entsteht. Profilierte Platten werden mit der Feder nach oben montiert. Die werkseitige Stempelung auf den Plattenoberflächen markiert die Verlegeseite.

Aufgrund ihrer Stoßsicherheit und Maßgenauigkeit sind die hydrophobierten, winddichtenden Platten einfach zu verarbeiten, heißt es in einer Mitteilung des Herstellers. Bei der Verwendung als Putzträgerplatte im Gutex Wärmedämmverbundsystem sind keine zusätzlichen Brandschutzriegel erforderlich – so konnte die Fassade in Villingen auch zügig realisiert werden. Die vorgefertigten bis zu 10,3 x 2,88 m großen Elemente wurden in Intervallen von etwa zwei Wochen per Tieflader zu Baustelle gebracht. Hier übernahm die Zimmerei Kienzler aus Vöhrenbach die Montage und den Ausbau der 2- bis 5-Zimmerwohnungen. Insgesamt entstehen rund 2 155 m2 neue Wohnfläche.

Kleine Trennung, nicht nur optisch

Die neu aufgesetzten Geschosse springen zum Bestand leicht zurück und wurden durch eine klare Bauteilfuge getrennt. Unterschiedliche Bewegungen in den Bauteilen führen somit nicht zu unbeabsichtigten Rissen im Putz. Verputzt wurden die Wandflächen vom ortsansässigen Stuckateurbetrieb Karlheinz Hirt.

Dabei wurde der Unterputz aus Kratzspachtelung und Armierungsspachtelung in zwei Arbeitsgängen ausgeführt, um die Grundputzdicke von mindestens 5 mm (max. 8 mm je Systemvariante) sowie die Lage der Armierung im äußeren Drittel des Unterputzes einzuhalten. Das Armierungsgewebe wurde vollflächig und mindestens 10 cm überlappend verlegt. So werden Rissbildungen durch Spannungen im Putz vermieden. Mit dem anschließenden optionalen Voranstrich wird das Untergrundsaugverhalten reguliert und eine zu schnelle Feuchteabgabe des Deckputzes verhindert. Gleichzeitig dient der Voranstrich als Haftbrücke.

Winterfest auch ohne Putz

Die teilfertige Fassade kann ggfs. auch längere Zeit offenstehen und bei in der Vorplanung berücksichtigten Zusatzmaßnahmen sogar überwintern. Sobald eine ganztägige Außentemperatur von mindestens 5 °C wieder sichergestellt war, wurde der Deckputz aufgebracht und die Fassade mit dem abschließenden Farbanstrich geschützt und das Gestaltungsbild vollendet.

In Villingen haben sich die WBG (Wohnungsbaugesellschaft Villingen-Schwenningen mbH) und Architekt Bernd Behnisch dafür entschieden, die Aufstockung in einem hellen Grau von der ansonsten überwiegend weißen Putzfassade elegant abzusetzen. Große vorgesetzte Balkone erhöhen zudem den Wohnwert und laden die neuen Bewohner zum Entspannen ein.    J

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GUTEX Holzfaserplattenwerk H. Henselmann GmbH + Co KG

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