fischerwerke: Fester Halt für 60er-Jahre-Fassade

Aktuell setzt die Stadt Göttingen umfassende Sanierungsarbeiten an ihrer Stadthalle um. Die am Gebäude vorhandenen, angemörtelten oder mechanisch befestigten Keramikkacheln werden schonend rückgebaut und bei der geplanten vorgehängten hinterlüfteten Fassade (VHF) wieder verwendet. Beschädigte oder fehlende Kacheln werden durch neue ersetzt. Dabei lässt sich die Gebäudehülle dank des fischer Komplettsystems für VHF effizient und sicher befestigen sowie für die Zukunft erhalten. So werden die für das Projekt geeignete Unterkonstruktionslösung mitsamt der passenden Hinterschnittanker und Langschaftdübel von fischer aus einer Hand geliefert.

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Viel Raum für Kultur eröffnet die Stadthalle Göttingen, mit 2.600 m² Veranstaltungsfläche auf drei Ebenen sowie einer Gesamtfläche von knapp 5.400 m². Seit über 50 Jahren bereitet die Institution den Events in der Region die Bühne. Sie ist Spielstätte des Göttinger Symphonieorchesters und der Internationalen Händelfestspiele. Die Räumlichkeiten werden für Konzerte, Musicals, Comedy-Shows, Firmenveranstaltungen, Kongresse, Seminare, Tagungen, gesellschaftliche Events sowie kleinere Messen und Ausstellungen genutzt. Aktuell wird die von 1962 bis 1964 erbaute Stadthalle gründlich saniert.

Markantestes Merkmal des Gebäudes und ein architektonisches Unikat ist die bunte Kachelfassade. Die Keramikplatten bemessen 50 x 50 cm und verfügen über zwei verschiedene geometrische Reliefs mit Kreis und Dreieck als auch unterschiedlichen Farbglasuren in Dunkelblau, Blau, Rot und Violett. Im Sockel- und Attikabereich kommt Weiß hinzu. Das Büro soll sasse architekten BDA aus Dortmund gewann 2018 den ersten Preis im Wettbewerb zur Neugestaltung der Fassade, deren Erneuerung im Dezember 2019 mit dem Rückbau der keramischen Bestands-Kachelbekleidung startete. Das prämierte, nachhaltige Fassadenkonzept sieht die Wiederverwendung der Bestandskacheln vor, zuzüglich eigens neu produzierter Kacheln aus der m&r manufaktur (Saarbrücken). Beauftragtes Fassadenbauunternehmen ist die Dach Schneider Weimar GmbH (Umpferstedt).


Der Traggrund der ursprünglichen Gebäudehülle besteht aus Stahlbeton und undefiniertem Mauerwerk. Die hierauf mit Mörtelstreifen und Messingbändern befestigten Keramikplatten sind zur Fassadensanierung komplett manuell demontiert worden und wurden gereinigt, um sie zur Wiederverwertung einzulagern. An der freigelegten Fassade wurde der Beton saniert, um die teilweise nicht ausreichende Betonüberdeckung der Bewehrung wiederherzustellen. Die Fassade wurde als VHF mitsamt einer neuen Wärmedämmung gemäß den energetischen Anforderungen ausgeführt. Bei der Gestaltung der keramischen Kachelbekleidung wurde volumetrisch differenziert zwischen Hallenkörper und Anbauten. Die Anbauten (Logistik und Vordächer) sind nun mit den weißen Kacheln bekleidet, der Hallenkörper ausschließlich mit den bunten Kacheln. Hierbei bleiben die neuen Kacheln (Altrosa, Taubenblau) im Farb-Duktus der Bestandskacheln (Dunkelblau, Blau, Rot und Violett). Das quadratische Relief ergänzt die geometrischen Grundformen des Bestands (Dreieck und Kreis).

„So verbinden wir das Gestern mit dem Heute. Architektur hat viel mit Identität zu tun, hier zeigen wir diese auf sehr nachhaltige Art und Weise“, betont Heiko Sasse, Gesellschafter des Architekturbüros soll sasse architekten BDA. An dem sanierten Stahlbeton erfolgte die Anbringung der fischer Komplettlösung für die VHF. „Besonders wichtig ist die dauerhaft sichere Befestigung der Fassade, um sie für die Zukunft zu erhalten“, betont Steven-Henrik Maier, früherer Leiter Marktmanagement fischer Fassadensysteme und heutiger Leiter fischer Fassadensysteme USA. „Hierzu begleiteten wir die Planer und Fassadenbauer bereits erfolgreich durch bisherige Bauphasen und werden diese Zusammenarbeit bis zum gelungenen Projektabschluss fortsetzen.“ Dabei reichte der technische Support von der Beratung und Berechnung zur architektonischen Planung über die Unterstützung bei dem Erlangen einer Zustimmung im Einzelfall (ZiE) bis zur Lieferung des geeigneten Gesamtsystems aus Unterkonstruktion, Rahmendübeln, Injektionsankern und Hinterschnittankern aus einer Hand. Der Vor-Ort-Support umfasste hierbei unter anderem etliche Baustellenversuche mit den fischer Langschaftdübeln und chemischen Befestigungssystemen sowie Hilfestellung bei der Bauausführung.

Da die alten und neuen Kacheln nicht aus einem für die hinterlüftete Fassade geregeltem Baustoff bestehen, war eine ZiE erforderlich. Die Befestigung erfolgte mit Zykon-Plattenankern FZP II in der Ausführung 11x21 M6/SO/9 Carbon. Obwohl die Kacheln geringe Abmessungen aufweisen, wurden trotzdem vier Befestigungen pro Platte ausgeführt, um ein Klappern der Fassade bei Windbeanspruchung zu vermeiden. Die Begutachtung der Fassadenkonstruktion erfolgte durch den Experten und Gutachter Prof. Dr. Alfred Stein. Nachdem die ZiE erwirkt wurde, wurden die Fassadenelemente mit der fischer/BWM Aluminium-Unterkonstruktion angebracht. „Das System ermöglicht die sichere und gleichzeitig verdeckte Befestigung“, sagt Jochen Burbach, Leiter fischer Fassadensysteme Deutschland. „So wird das ursprüngliche Gebäudebild über Generationen hinweg für die Zukunft bewahrt.“ Im Einzelnen wurde die Distanz-Unterkonstruktion vertikal mit der ATK 100 ZeLa ausgeführt. Die Verwendung der thermisch optimierten Halter ZeLa mit Edelstahlschwert ermöglichte die Einhaltung der geforderten Wärmeschutzanforderungen bei gleichzeitig geringem Aufbau. Auf dieser Basiskonstruktion erfolgte die Anbringung der Horizontalsysteme, die aus der ATK 103 P20 für die verdeckte Agraffenbefestigung zusammen mit P20 Horizontal-Profilen bestehen. fischer Langschaftdübel und Injektionsanker verankern die Wandhalter der Unterkonstruktion im Tragwerk. Die Sichtelemente mit den erhaltenen und neuen Kacheln wurden mit den fischer Hinterschnittankern sicher und verdeckt an der Unterkonstruktion befestigt.

Ergebnis ist eine charakteristische und bauökologisch zukunftsweisende Fassade mit dem Charme der 1960er-Jahre und neuem Halt

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