Seinen Ursprung hat Via genau genommen in Barcelona. Denn dort haben sich Almut Lager und Norbert Kummermehr kennengelernt. Innenarchitektin Almut Lager war damals als Mosaista in Barcelona tätig. So werden dort traditionell die Handwerker genannt, die Mosaikplatten noch aufwändig in Handarbeit herstellen. Betriebswirt Norbert Kummermehr war in einer ganz anderen Sparte in Barcelona tätig, doch für beide war schnell klar, dass diese hochwertigen Mosaikfliesen eine gute Geschäftsidee wären, die auch in Deutschland funktionieren könnte. Und sie sollten Recht behalten.
Vor rund 25 Jahren hat das Ehepaar sein Unternehmen Via in einem Schiefermahlwerk im Mittelrheintal gegründet. Man könnte meinen, die Idee der Mosaikplatten sei in Deutschland rar gesät, doch Hersteller für Mosaikplatten gab es zu dieser Zeit in Deutschland gar nicht so selten, wie uns Norbert Kummermehr im Interview erzählt: »Zu Beginn des 20. Jahrhunderts gab es in Deutschland recht viele kleine Manufakturen für Mosaikplatten. Doch wir haben uns mit Via schnell in die Tiefe entwickelt und schnell Fuß gefasst am Markt. Viele verbinden diese kleinen, hübschen Platten mit historischen Gebäuden und dort hatten wir anfangs auch die meisten Aufträge, gerade bei Restaurierungsprojekten. Diese Gebäude sind natürlich meist sehr imposant und wir hatten auch einige Kirchenprojekte – das waren tolle Referenzen und die machten uns bekannt und sorgten auch dafür, dass immer mehr Menschen ihre Gebäude – auch neue – damit gestalten wollten.«
Ehemalige Sektkellerei als Firmensitz
Der Erfolg brachte auch Wachstum und schnell wurde der Firmensitz zu klein. 2012 zog Via in das herrschaftliche Traditionshaus der Sektkelterei Geiling in Bacharach. Produziert werden die Mosaikplatten in Indien und das hat mehrere Gründe. »Wir wollten erst in Deutschland produzierten, aber hier gilt für dieses Handwerk die Meisterpflicht. Gleichzeitig ergab sich in Indien zufällig ein Kontakt, der mittlerweile mehr eine Freundschaft ist. Indien ist der perfekte Produktionsort aufgrund der klimatischen Bedingungen. Zudem erfolgt die Hydratation – die Mosaikplatten benötigen fünf Wochen zum Trocknen – auf dem Reiseweg«, erzählt der Geschäftsführer. »Wir haben unseren Partner dann mit effizientem Equipment ausgestattet, um die Arbeitsbedingungen zu optimieren und wir sind permanent und sehr häufig mit unserem Freund in Indien im Austausch. Das ist eine wirklich bereichernde Partnerschaft«, sagt Kummermehr.
Heute eingebaut, morgen geschliffen
Natürlich überzeugt auch der Recycling-Terrazzo durch seine Verlegeeigenschaften: »Heute aufgespachtelt, kann bzw. muss der Belag direkt am nächsten Tag geschliffen werden. Im ersten Schliff wird rund 80 Prozent des Abtrags geschafft, dann wird nochmals beigespachtelt, um kleine Unebenheiten oder Luftlöcher auszugleichen, dann nochmals geschliffen, im Anschluss mineralisch imprägniert, fertig. Wichtig ist auch hier, dass der Boden trocken geschliffen wird. Sprich: Mit einer effizienten Staubabsaugung ist das eine relativ saubere und angenehme Sache – die meisten Handwerker bevorzugen den Trocken- vor dem Nassschliff.« So kann in relativ kurzer Zeit ein ansprechender, fugenloser Bodenbelag realisiert werden – ohne Zement oder Epoxidharz. Es gibt laut Kummermehr keine Schrumpfung und damit keine Risse, keine Reifezeit und die gestalterischen Möglichkeiten sind extrem vielfältig.
Zudem stellt das Einbringen des Terrazzos für einen fachkundigen Handwerker laut Kummermehr keine Probleme dar. Dennoch hat das Unternehmen auch Fortbildungen im Angebot. »Wir bieten unseren Kunden und auch den verarbeitenden Handwerkern einen Rundum-Service. Wir verleihen beispielsweise nicht nur die geeignete Schleifmaschine, wir bieten auch Schulungen bei uns in Bacharach an, mittlerweile fast wöchentlich.«
Ein weiterer Pluspunkt ist die Recyclebarkeit. »Aufgrund dessen, dass weder Zement noch Epoxidharz verwendet wird und insgesamt keine Stoffe, die ein Recycling ausschließen, kann der Terrazzo wieder zerkleinert und in den Kreislauf zurückgeführt werden«, so Kummermehr.
»Terrazzo-Baukasten« für noch mehr Individualität
Aber zurück zur Designvielfalt. Via bietet eine enorme Auswahl und Kombinationsmöglichkeiten. »In unserem Sortiment befinden sich über 100 verschiedene Terrazzo-Böden, aber es gibt natürlich noch mehr Individualität. Mit ›MyTerrazzo‹ ist es ein bisschen wie mit ›MyMüsli‹«, erzählt Kummermehr. »Der Kunde wählt die Steine bzw. die recycleten Materialien wie Muscheln oder Glas sowie die Farben und erhält von uns dann einen Vorschlag. Dabei sind wir ganz flexibel und offen, wenn Kunden besondere Wünsche haben.« Ein Winzer hat sich beispielsweise einen Terrazzo-Boden aus seinen eigenen alten Weinflaschen gewünscht – für Via kein Problem. Solche Beispiele kann Norbert Kummermehr viele anbringen.
In der Schweiz arbeitet Via mit seinem Handelspartnernetzwerk (HGC) zusammen und kreiert Terrazzomischungen mit lokalen Steinen aus den jeweiligen Kantonen. »Das Gesteinsmaterial wird vor Ort zerkleinert und wir liefern die Zuschlagstoffe in Eimern. Dieses Projekt kommt in der Schweiz wirklich sehr gut an, das freut uns riesig!«
Auch in der Börse in Riga ist Via-Terrazzo zu finden und derzeit ist er sogar nominiert, im Deutschen Pavillon für die Expo 2025 in Osaka in Japan verbaut zu werden.
Nicht nur für Rennsport-Fans ein außergewöhnlicher Bodenbelag
Die neueste Kooperation ist ebenfalls etwas ganz Besonderes. Vias neuester Partner ist der legendäre Nürburgring. »Auf einer Messe kam ein Autotuner auf uns zu, der für sein Autohaus einen Bodenbelag suchte, der extrem reifenstabil ist. Wir haben dann überlegt und sind auf den Nürburgring gekommen. Dort wird jedes Jahr ein Teil der Rennstrecke saniert. Den alten, abgetragenen Asphalt verarbeiten wir in einen limitierten Nürburgring-Terrazzo«, erzählt Kummermehr. »Aktuell sind zwei limitierte Editionen geplant: mit Material der ›Fuchsröhre‹, einem Abschnitt der Nordschleife, und mit Material der Grand-Prix-Strecke. Der Asphaltbruch wird bei Via mit schwarzem Marmormehl veredelt, welches den dunklen Farbton elegant betont. Die fertige Terrazzomischung wird eimerweise verkauft – ein Eimer entspricht einem Quadratmeter Boden.« Der besondere Terrazzo komme besonders bei den Autosport-Fans sehr gut an – nicht zuletzt auch wegen seiner vielfältigen Gestaltungsoptionen. So erklärt Kummermehr: »Wir können den Terrazzo natürlich auch mit anderen Farbtönen realisieren, beispielsweise in einem Ferrari-Rot.« Ideen gibt es also genug und die Erfolgsgeschichte der vergangenen Jahre kann fortgeschrieben werden.