Im Juni hat Sievert ihre neue »Green Line« gelauncht. Dabei handelt es sich um eine Produktlinie, die ausschließlich emissionsarme und recycelbare Produkte umfasst. Damit möchte Sievert es den Bauherren, Architekten sowie Handwerkern erleichtern, nachhaltig und mit geringstmöglicher Emission zu bauen. Dieser Schritt war nur logisch, so Martin Kühn im Interview: »Wir haben in den vergangenen Jahren und besonders Monaten gesehen, dass am Thema Nachhaltigkeit in der Baustoffbranche keiner vorbeikommt. Das beginnt bereits in der Entwicklung der Baustoffe und ist natürlich auch in der Produktion ein großer Faktor. Auch bei unseren Kunden ist es deutlich spürbar, beispielsweise bei der Finanzierung von Immobilien. Hier gibt es bereits Unterschiede in den Zinssätzen für die Finanzierung von Immobilien, je nachdem, ob nachhaltige oder nicht nachhaltige Baustoffe verwendet werden. Aus diesem Grund ist der Markt immer mehr auf der Suche nach nachhaltigen Lösungen, und wir arbeiten hart daran, diesen Bedarf zu erfüllen.
« Doch für Martin Kühn und das Familienunternehmen Sievert stehen hierbei mehrere Faktoren im Mittelpunkt. »Die Herangehensweise bei Sievert ist nicht eindimensional, wenn es um Nachhaltigkeit geht. Wir betrachten das Thema aus verschiedenen Blickwinkeln. Dazu gehören unter anderem eigene Stromerzeugung mittels Photovoltaikanlagen, Mehrwegverpackungen, Wohngesundheit, nachwachsende Rohstoffe, der Einsatz von Rezyklaten sowie die Reduzierung von CO2. Dies sind die Herausforderungen, denen wir uns stellen, sowohl aufgrund der Marktanforderungen als auch aus unserem eigenen Selbstverständnis heraus.« Hintergrund sind auch häufig die Regularien auf europäischer Ebene sowie die Zertifizierung von Produkten, was bezüglich öffentlicher Ausschreibungen und speziellen Baunormen sehr wichtig ist. »Nachhaltigkeit steckt schon immer in der DNA unseres familiengeprägten Unternehmens und dem verleihen wir mit der ›Green Line‹ jetzt nochmals Ausdruck«, so Kühn.
»Nachhaltigkeit steckt schon immer in der DNA unseres familiengeprägten Unternehmens und dem verleihen wir mit der ›Green Line‹ jetzt nochmals Ausdruck.« Martin Kühn, Geschäftsführer Sievert Baustoffe
»Tri-O-Therm L« zeigt, was möglich ist
Ein Produkt der neuen »Green Line« ist der »Tri-O-Therm L«. »Der Dämmputz ist ohne EPS-Zuschlag, also völlig mineralisch und kunststofffrei. Zudem überzeugt er durch seine Ergiebigkeit – und das relativiert auch den etwas höheren Preis.« Des Weiteren werden die Produkte und ihre Nachhaltigkeitsbilanz ganzheitlich gesehen. Die vorgelagerten Prozesse spielen daher eine wichtige Rolle. »Wir haben beispielsweise eine Produktionslinie, die durch verschiedene Maßnahmen den Ressourcenverbrauch minimiert. Dazu betreiben wir eines der modernsten Trockenmörtelwerke Europas, das alternative Energiequellen nutzt, anstelle der herkömmlichen wie Braunkohle oder Gas.« So sind die Produkte nicht nur an sich, sondern auch über den gesamten Herstellungsprozess gesehen nachhaltiger.
Neues Produkt, neue Herausforderungen
Doch neue Produkte auf dem Markt bedeuten auch neue Herausforderungen, dessen ist sich Sievert bewusst. Besonders im Bereich der Anwender möchte das Unternehmen hier Aufklärungsarbeit leisten. »Von Planern und Architekten bekommen wir sehr viel positives Feedback. Die Entscheidungsträger in diesen Bereichen sind sich der Bedeutung der Nachhaltigkeit bewusst, oft ist sie sogar das entscheidende Kriterium. Im Handwerksbereich begegnen wir noch gewissen Unsicherheiten oder Bedenken, aber wir investieren viel in Aufklärungsarbeit und sind zuversichtlich, dass unsere ›Green Line‹ auch hier überzeugt«, so der Geschäftsführer.
Der mineralische Wärmedämmputz »Tri-O-Therm L« ist für alle gängigen Mauerwerksarten und tragfähigen Altputzflächen geeignet – sogar in der Denkmalsanierung. Hier ist die erste Lage des »Tri-O-Therm L«-Schichtaufbaus zu sehen.
Wohingegen eine deutliche Nachfrage spürbar ist, ist seitens der Endnutzer, hat Martin Kühn festgestellt. »Das Thema Wohngesundheit rückt immer mehr in den Fokus und der Endkunde fordert das aktiv vom Bauherren bzw. von den Produkten. Die Nutzung von nachhaltigen Baustoffen zahlt auf die Wertigkeit einer Immobilie ein – deswegen ist es uns ein Anliegen, in der Entwicklung und Produktion darauf einzugehen und so die Anforderungen der Kunden zu erfüllen.«
Expertenrat, um Thema umfassend zu beleuchten
Um die Herausforderungen der Bau- und Immobilienbranche noch besser und ganzheitlich zu verstehen, hat Sievert einen interdisziplinären Expertenrat gegründet. Er besteht aus Mitgliedern der unterschiedlichsten Bereiche, darunter beispielsweise ein Bürgermeister, Baufirmen und Stadtplaner. »Unser Fokus liegt auf dem Baustoffmarkt. Natürlich schauen wir aber auch, welche Schlüsselkunden wir zudem ansprechen können. Uns ist es wichtig, die Bedürfnisse verschiedener Kunden zu kennen und ihren Ansprüchen gerecht zu werden. Mit dem Expertenrat tauschen wir uns deswegen regelmäßig aus. So können wir uns schon in der Forschung und Entwicklung neuer Baustoffe nach den Bedürfnissen des Marktes ausrichten.«
Prall gefüllte Innovations-Pipeline
Mit dem Launch der »Green Line«, nur einer von zahlreichen Nachhaltigkeits-Bausteinen, ist bei Sievert noch lange nicht Schluss. »Bei Sievert investieren wir enorm in Forschung und Entwicklung. Für die Zukunft haben wir bereits zahlreiche Innovationen in der Hinterhand.« Genaueres wollte Martin Kühn im Interview nicht verraten, wir dürfen also gespannt sein, welche Produkte in nächster Zeit auf den Markt kommen werden. Auch die Nachhaltigkeit wird dabei wieder einen hohen Stellenwert haben, aber Sievert ist sich auch den anderen Bedürfnissen sehr bewusst. »Der Fachkräftemangel wird die Baubranche in den nächsten Jahren enorm beschäftigen. Es ist klar, dass Handwerker lieber einen 25-kg-Sack als einen 40-kg-Sack heben. Oder auch, dass es einfacher ist, mit einem Produkt gleich mehrere Anwendungsschritte umzusetzen. Das alles spielt darauf ein, wie wir welche Baustoffe neu entwickeln oder weiterentwickeln.«
Den aktuellen Problemen die Stirn bieten
Neben dem Fachkräftemangel muss die Baubranche derzeit mit weiteren negativen Faktoren zurechtkommen, wie hohe Zinsen, enorme Baupreise und ein Rückgang an Baugenehmigungen. Martin Kühn sieht die Lage für Sievert noch relativ entspannt und fokussiert sich auf die positiven Aspekte. »Bisher ist Sievert durch den derzeit schwierigen Markt gut hindurchgekommen. Zudem nutzen wir diesen Druck, um unsere Innovationen schnell und noch besser voranzutreiben, um auch künftig durch qualitativ hochwertige Produkte am Markt zu überzeugen. Dazu schauen wir auch nach neuen Wegen. Sievert beschäftigt sich intensiv mit dem 3D-Druck. Auch Modulbau gewinnt an Bedeutung. Diese Themen stehen natürlich auch auf unserer Agenda, da sie dazu beitragen können, eventuelle Rückgänge im traditionellen Geschäft durch den Einsatz neuer Technologien auszugleichen.«