PERI: Eine schalungstechnische Herausforderung am »Neuen Kanzlerplatz«

Bonn hat mit dem »Neuen Kanzlerplatz« ein modernes Stadtquartier bekommen. Die Rohbaufertigstellung des Ensembles mit drei pentagonalen Gebäuden, darunter ein über 100 m hoher Hochhausturm, wurde vom Schalungs- und Gerüstspezialisten Peri maßgeblich begleitet.

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Unabhängig vom Projekt trägt eine projektspezifisch maßgeschneiderte Schalungs- und Gerüstlösung maßgeblich zur Wirtschaftlichkeit einer Projektausführung bei. So auch in Bonn, wo der »Neue Kanzlerplatz« Ende 2021 seine maximalen Ausmaße erreicht hat. Mit der Rohbaufertigstellung des 101,50 m hohen Hochhausturms ist das Ensemble mit drei pentagonalen Gebäuden komplett. Hierbei ragt das Hochhaus in knapp 12 m Höhe mit über einem Drittel seiner Grundfläche nach Osten aus – nur getragen durch vier schlanke Stützen innerhalb des Foyers. Die Hälfte der dreijährigen Bauleistung fand unter der Erdoberfläche statt. Denn nahezu über die komplette Grundstücksfläche hinweg erstrecken sich unterhalb der Gebäude drei Untergeschosse. Deren Ausbildung als Weiße Wanne und die Gründung auf einer 1 m starken WU-Bodenplatte erforderten von Anfang an einen enormen Aufwand und eine hohe Qualität bei der Bauausführung. Auch die vielen Deckenversprünge und die teils geneigte Ausführung der Stahlbetondecken der Untergeschosse stellten eine bau- und schalungstechnische Herausforderung dar.

Ein Ansprechpartner für alle Aufgabenbereiche

Bis zu 120 Menschen arbeiteten in Spitzenzeiten auf der Baustelle, um rund 80 000 m³ Beton und 14 000 t Stahl in Form zu bringen. Mit Ausnahme der tragenden Sichtbeton-Fertigteilfassade aus Weißbeton bei zwei der Sockelgebäude wurden alle Wände, Stützen und Decken in Ortbetonbauweise hergestellt. Hierbei unterstützt wurde die Bauausführung mit entsprechendem Schalungs- und Gerüst-Know-how aus einer Hand: Ingenieure der Düsseldorfer Niederlassung von Peri arbeiteten hierzu eng mit den Baustellenverantwortlichen zusammen und boten von der frühen Planungsphase bis zur Fertigstellung ­kontinuierlichen Support – gesteuert durch einen Peri-Projektkoordinator. Dieser war kompetenter Ansprechpartner für alle technischen, kaufmännischen und logistischen Aufgabenstellungen.


Um auch bei der langen Nutzungsdauer eine gleichbleibende Ausführungsqualität gewährleisten zu können, wurde während der Baumaßnahme der gesamte Schalungsbestand ausgetauscht. Zwischenzeitliche Bauunterbrechungen konnten dadurch vermieden werden, dass die jeweils zweifache Schalungsmenge temporär vorgehalten wurde. Grundlage hierfür war eine detaillierte Abstimmung des Zeitplans, um die Verfügbarkeit der Materialmengen im Peri Mietpark und auf der Baustelle sicherstellen zu können.

Tragende Systemlösung

Das 11,65 m hohe Foyer unterhalb der Ostseite des Hochhauses erstreckt sich über drei Geschosse hinweg. Ab hier ragen die darüberliegenden 26 Obergeschosse über die komplette Gebäudebreite von knapp 20 m über 13 m aus, nur getragen durch vier Megastützen. Bis zum Erreichen der Eigentragfähigkeit mussten enorm hohe Lasten aus unterschiedlichen Bauzuständen mittels einer temporären Tragkonstruktion abgefangen und teils bis in die Bodenplatte abgetragen werden. Die Peri-Ingenieure kombinierten hierzu ein räumlich ausgebildetes Traggerüst aus dem »Peri up«-Gerüstbaukasten mit »VST«-Schwerlasttürmen des »Variokit«-Ingenieurbaukastens. Insgesamt neun dieser »Variokit« Türme wurden an den Randbereichen dort positioniert, wo hohe Punktlasten von bis zu 1 765 kN über knapp 12 m Höhe konzentriert abzuleiten waren.

In Bereichen großer Linienlasten, wie unterhalb des wandartigen Trägers innerhalb des 3. Obergeschosses, ließ sich das »Peri up«-Grundraster von 1 m auf 1 m einfach mittels 25-, 50- und 75-cm-Horizontalriegeln an die höhere Lasteinleitung anpassen. Durch eine solche Bündelung der Vertikalstiele konnten auch in den Untergeschossen tragfähige Kraftpakete gebildet werden, um teils die Lasten der VARIOKIT Schwerlaststützen bis zur Bodenplatte durchzuleiten.

Auch für die Herstellung der vier in Stahlverbundbauweise herzustellenden Megastützen konnte auf eine Peri-Lösung zurückgegriffen werden. Die besondere Form dieser über 10 m hohen Stützen mit einem von 94 cm auf zur Mitte hin 1,50 m aufweitenden Achteckquerschnitt erforderte eine projektspezifisch geplante 3D-Sonderschalung. Diese wurde in der Schalungsmontage der Düsseldorfer Peri-Niederlassung auf Basis der »­VARIO GT 24« Träger-Wandschalung vorgefertigt und auf die Bonner Baustelle transportiert. Jede der vier Stahlverbundstützen konnte damit in zwei Takten betoniert und in ihre endgültige Form gebracht werden – bis zu 70 MN Last wurden über eine solche Megastütze abgetragen.

Die Fertigstellung der Hochhausgeschosse fand im Schutz einer Einhausung mit der »RCS«-Kletterschutzwand statt. Die Windschild-Einheiten ließen sich dabei mittels mobiler Kletterhydraulik kranunabhängig in die jeweils nächste Ebene bringen. Dank des zuverlässigen Arbeits- und Wetterschutzes konnte so das Hochhaus im regelmäßigen 2-Wochen-Rhythmus um jeweils 3,45 m bis auf über 100 m Gesamthöhe anwachsen. Innerhalb der sukzessive mitgeführten Einhausung war das Baustellenteam stets gegen Absturz gesichert und konnte alle Schalungs-, Bewehrungs- und Betonierarbeiten unterbrechungsfrei ausführen. Lediglich der abschließende Hochhauskopf beanspruchte nochmals einen längeren Ausführungszeitraum. Denn die beiden obersten Ebenen wichen merklich von den Regelgeschossen ab. Hier fanden teils bis zu 7 m hohe Wände und entsprechende Unterstützungshöhen in der Peri-Schalungs- und Gerüstlösung Berücksichtigung.   J

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