Einen weiteren Vorteil sieht Peters hinsichtlich der Digitalisierung auch im gesamten Projekt. »Nur wenn das gesamte System in sich schlüssig ist, kann ein Vergleich innerhalb der Systeme stattfinden – auch das ist digital relativ einfach möglich.«
Welche Faktoren in eine EPD mit einfließen, ist vielfältig und geht oft weit über die Aspekte hinaus, die auf der Hand liegen. Dipl.-Ing. Hans Peters hat hier ein gutes Beispiel: »Bei einem Bodenbelag zum Beispiel ist ein Aspekt, ob er glatt oder rau ist – ein glatter benötigt weniger Reinigungsmittel und kann daher auf Dauer nachhaltiger sein.«
Die eigenen Hebel finden, um es besser zu machen
Doch nicht nur für den Anwender sind EPDs wichtig und sinnvoll, auch der Hersteller profitiert von der Analyse seiner eigenen Produkte. »Zum einen sind Unternehmen sehr bestrebt, ihren eigenen ökologischen Fußabdruck zu optimieren. Zum anderen kann dies für den Hersteller auch Hebel aufzeigen, um Dinge besser zu machen: zum Beispiel durch die Steigerung der Energieeffizienz im Werk, durch die Auswahl der Zulieferer und so weiter«, so Peters.
Aktuell befinden wir uns in einer Phase, in der Bauen gerade relativ teuer ist und einige Hersteller klagen bereits seit Monaten, teils Jahren über Preissteigerungen und Kosten-Explosionen. Können wir uns nachhaltiges Bauen und eine Optimierung der Ökobilanz denn gerade überhaupt leisten? Die Antwort von Dipl-Ing. Hans Peters lautet ganz klar »Ja«! »Eine Dokumentation der nachhaltigkeitsrelevanten Zahlen mag anfangs etwas teurer sein, aber wir haben hier zwei Faktoren, die das Thema beeinflussen werden. Zum einen wurde bereits viel geprüft, was bedeutet, dass es immer einfacher wird. Zum anderen werden die Firmen merken, dass sie über die Analyse ihrer Produkte Einsparungen vornehmen können, indem sie die schlechten Faktoren optimieren. So können sie zum Beispiel den Preis halten, weil sie in anderen Bereichen einsparen können. So ist nachhaltiges Bauen an sich gesehen nicht teurer.« Aber auch für den Bauherren kann sich ein Blick auf dieses Thema lohnen. Denn das IBU beachtet mit seinen EPDs die gesamten Lebenszyklus-Kosten. So können Produkte mit kurzer Lebensdauer eventuell vermieden werden und so wird gegebenenfalls die gesamte Konstruktion deutlich langlebiger.
Aus den Kinderschuhen herauswachsen
Auch wenn Nachhaltigkeit gerade das Thema in der Baubranche ist, steckt es oftmals noch in den Kinderschuhen. Peters erhofft sich hier künftig auch einen Impuls aus der Politik. »Schön wäre es, wenn die öffentliche Hand vorangehen und dieses Thema fördern würde, bzw. auch gewisse Anforderungen an eigene Bauprojekte stellen würde. Wir brauchen Leuchtturm-Projekte, die zeigen, was möglich ist, und die als Vorbild dienen und Möglichkeiten aufzeigen, um die Nachhaltigkeit auch in den Standard-Bau hineinzutragen.« Auch hier sieht Peters in der Digitalisierung enormes Potenzial, denn dann ist es noch einfacher, dass EPDs zum Standard werden können.
Anfang des Jahres hat das IBU ein Rekordniveau der Nachfrage nach EPDs verkündet. Mit mehr als 385 000 Zugriffen auf die digitalen Datensätze von EPDs verzeichnete das Institut Bauen und Umwelt 2022 einen neuen Höchststand. Die Zukunft sieht das IBU aber nicht in einer weiteren Steigerung der Downloads, sondern in einer automatisierten Verbreitung. »Wir entwickeln die EPDs ständig weiter und auch, wie wir den ›ökologischen Rucksack‹ eines Produkts verbreiten können. Ziel ist es, die Daten direkt mit den Baumaterialien mitzuliefern, damit ein separater Download gar nicht mehr nötig ist. So sollen sich die Daten dann auf den Homepages der einzelnen Hersteller oder in Datenbanken der Planungsbüros befinden.« Wie in einem Art Baukasten-System, aus dem dann alle Teile relativ schnell und unkompliziert zusammengesetzt werden können und die transparente Ökobilanz des gesamten Projekts ergeben.
IBU freut sich auf die BAU in München
Auf der BAU in München ist IBU auch mit einem eigenen Stand vertreten. Dort will Peters mit seinem Team verbreiten, dass EPDs mittlerweile zur Standard-Methode geworden sind. »Auf der BAU sind die Firmen, die kommunikativ aktiv sind, und mit denen wollen wir ins Gespräch kommen. Wir bieten an, dass man zu uns kommt, aber auch, dass wir die Firmen an deren Stand besuchen. EPDs müssen auch von den Firmen aktiver dargestellt werden, und um das zu erreichen, ist so eine Messe ein hervorragender Platz. Daher freuen wir uns schon sehr auf die BAU und darauf, mit vielen Menschen ins Gespräch zu kommen«, so Peters abschließend.