Institut Bauen und Umwelt e. V. Ökobilanzielle Daten für individuelle Bauprojekte

Die Angabe ökobilanzieller Daten wird immer wichtiger und wohl bald verpflichtend. Das Institut Bauen und Umwelt (IBU) hat nun zusammen mit dem Zement- und Betonhersteller Holcim erstmals projektspezifische EPDs für in verschiedenen Produktqualitäten hergestellte Betonrezepturen.

Pressemitteilung | Lesedauer: min | Bildquelle: IBU

»Klimagerechtes Bauen ist heute keine Kann-Entscheidung mehr, sondern ein Muss«, so Klara Geywitz, Bundesministerin für Wohnen, Bauen und Stadtentwicklung zur Einführung des Förderprogramms »klimafreundlicher Neubau«. So verlangen nicht nur die Bewertungssysteme für Nachhaltiges Bauen, sondern auch die Förderbedingungen der Programme »Klimafreundlicher Neubau« (KfN) und »Qualitätssiegel Nachhaltiges Gebäude« (QNG) eine ökobilanzielle Lebenszyklus-Analyse. Wie kann die individuelle Bereitstellung von abgesicherten ökobilanziellen Daten gelingen?

Die Angabe nachhaltigkeitsrelevanter Daten wird absehbar verpflichtend. Während dies für Funktionalität und Qualität eines Bauproduktes bereits Standard ist, gibt es bisher für die ökologischen Daten, wie z. B. das Treibhausgaspotential (THG), nur freiwillige Leistungsdaten oder wissenschaftlich abgeleitete Datensätze in der öffentlichen Datenplattformen »Ökobaudat«. Produktbezogene Umwelt-Produktdeklarationen (engl. Environmental Product Declaration, EPD) werden von zukunftsorientierten Unternehmen beispielsweise in Zusammenarbeit mit dem Institut Bauen und Umwelt (IBU) herausgegeben. Die Bundesregierung greift bisher für ihre Förderprogramme auf eine von der KfW veröffentlichte Tabelle von generischen ökobilanziellen Daten zurück. Aber bereits für 2024 soll auf individuelle und produktscharfe Daten zurückgegriffen werden können.

Weg in die »BIM-Welt« geöffnet

Einen »Quantensprung« in Bezug auf individuelle, aktuelle und produktbezogene Daten und deren Verfügbarkeit meldet aktuell das IBU. Ohnehin Europas führende Plattform für die Bereitstellung von ökologischen Daten ermöglicht nunmehr das IBU die Digitalisierung dieser Datensätze. Mit der ebenfalls entwickelten Schnittstelle zur Übertragung dieser Informationen ist der Weg in die »BIM-Welt« geöffnet. Der zweite wesentliche Schritt ist die Dynamisierungsmöglichkeit von EPDs. Ökobilanzen beziehen sich zwar auf die aktuelle Herstelltechnologie, in der Regel aber auf zurückliegende Energie- und Rohstoffdaten. Nachdem gemeinsame Pilotprojekte unter anderem mit einem auf Lichttechnik spezialisierten Unternehmen sowie Fassaden-Systemherstellern in Bezug auf die herstellungsbegleitende Erfassung und Berechnung ökobilanzieller Daten erfolgreich abgeschlossen werden konnten, stellen das IBU und der Zement- und Betonspezialist Holcim erstmals projektspezifische EPDs für an verschiedenen Standorten in verschiedenen Produktqualitäten hergestellte Betonrezepturen vor.


»Die besondere Herausforderung lag in den im Wesentlichen regional zur Verfügung stehenden Rohstoffen und lokalen Transportwegen. Für die Rezepturen mussten ein Rechenmodell und eine Datenerhebung erarbeitet werden, welche sich kontinuierlich an die spezifische Datenlage anpassen ­konnte – und das war mit einem Verifizierungsprozess zu koppeln«, so der Vorstandsvorsitzende des IBU Hans Peters.

»Durch die Automatisierung der EPD-­Erstellung können wir jetzt jederzeit, für jedes Werk produktspezifische EPDs für Zement und Beton generieren, inklusive der Berücksichtigung der konkreten Transportdistanz zur Baustelle – damit stehen erstmals für diesen Bereich projektbezogene ökobilanzielle Daten zur Verfügung«, betont Michael Scharpf, Leiter Nachhaltiges Bauen von Holcim Deutschland.

»Bisher waren für Produkte/Produktgruppen vorwiegend generische Daten, Branchen-Durchschnittsdaten oder Hersteller-Durchschnittsdaten verfügbar. Mit derart vereinfachenden Daten sind die Ergebnisse der Ökobilanzen entsprechend unscharf. Im Grunde reicht die Datengrundlage nur zur Abschätzung verschiedener Tragwerksoptionen. Insbesondere die Optimierung innerhalb einer Materialgruppe/innerhalb eines Bauelements ist auf Grundlage generischer/Durchschnittsdaten kaum möglich. Damit fehlte bisher eine wesentliche Entscheidungsgrundlage in der Ökobilanzierung: Welchen Hebel hat ein CO2-optimiertes Produkt bzw. Material in der Gesamt-Ökobilanz? Teilweise sind die Einsparmöglichkeiten so signifikant, dass sie die Entscheidungen über das Gebäude-Tragwerk beeinflussen können«, so ­Michael Scharpf weiter.

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