Hagemeister: Klinker – so einzigartig wie die architektonische Idee

Das Thema Produktindividualisierung war bei Hagemeister Hauptthema auf der BAU. Das Nottulner Klinkerwerk hat in München Klinker aus der »Customized ­Production« gezeigt, die »so einzigartig sind wie die architektonische Idee«, wie ­Marketingleiter Marcel Lohmann im Gespräch mit dem baustoffPARTNER sagte.

Lesedauer: min
Von: Frauke Fink

Mit seiner individualisierbaren Produktion richtet sich der Klinker-Experte an die Anforderungen und Wünsche seiner Kunden aus. Ob rau, extrem schmal oder lebendig gemischt: Die zahlreichen Formate, Farben und Strukturen bieten Raum für eigene Gestaltungsideen, die jeder Kunde in den Entwurfs- und Produktionsprozess einfließen lassen kann. Heraus kommen maßgeschneiderte, dem Architekturentwurf entsprechend angepasste Sortierungen.

Klinker haptisch erlebbar

Mit großflächigen Mustertafeln wurde die Anwendung der Fassaden- und Pflaster­klinker auf dem 110 m2 großen Stand plastisch dargestellt und praktisch erfahrbar. Kaum ein Besucher geht an diesen vorbei, ohne über die Klinkeroberflächen zu streichen. In verschiedenen Bereichen des Standes werden die unterschiedlichen Blickrichtungen auf das Thema Produktindividualisierung präsentiert.

Spannungsreiche Mischsortierungen und Klinker in neuen Farben, Formen und Oberflächenstrukturen transportieren den Charakter traditioneller Klinkerkultur in die zeitgenössische Architektur. Im Nottulner Klinkerwerk können individuelle Sortenmischungen für den eigenen Stil angefertigt werden.

In Amsterdam und anderen Städten sind ganze Quartiere mit Klinker aus Nottuln ausgestattet worden. »Die Planer schätzen den Kohlebrand als verbindendes Element zwischen mehreren Gebäuden«, erklärt Marcel Lohmann.

Servicetool für Kreativität

Eine eigene Textur mixen: Das können Architekten und Interessierte mit dem eigens für Hagemeister entwickelten Onlinetool »TextureDesigner.« Mit einer Auswahl aus mehr als 70 Sortierungen, 13 Mauerwerksverbänden und 14 Fugenfarben kann der Nutzer sich nicht nur seine persönliche Sammlung zusammenstellen, sondern auch für die ausgewählten Sortierungen ein individuelles Mischverhältnis bestimmen.


Als zusätzliches Feature besteht für den User die Option, die Lager- und Stoßfugenbreite selbst zu definieren. So kann etwa durch das Weglassen der Stoßfuge die Horizontalität einer Fassade betont werden. Eine weitere Besonderheit des Visualisierungstools ist die Möglichkeit, die eigens gemixte Textur mit einem Schatten abzubilden. Der entstandene 3-D-Effekt verleiht der Fläche eine einzigartige Plastizität. Danach ist es nur noch ein kleiner Schritt über die Mischstraße zur real verarbeit­baren Sortierung.

Was jedem Standbesucher zudem ins Auge fällt, ist eine gemauerte Säule. Das Besondere: Sie wurde nicht von Menschenhand gefertigt, sondern von einem Roboter. Dieser kann eine individuelle Form, basierend auf einem CAD-Entwurf des Architekten, umsetzen und das millimetergenau entsprechend einem exakt berechneten Verlegemuster.

Durch die Verwendung architektonischer Gestaltungssoftware in Verbindung mit einem roboterbasierten Verarbeitungsprozess entstehen so hoch spezifische reliefierte Wand- und Fassadenelemente. Ausgehend von klassischen Wandelementen aus Klinkersteinen werden durch das gegenseitige Versetzen und Verdrehen der einzelnen Bausteine völlig neue räumliche Wandstrukturen erzeugt – ohne statische Wertigkeit zu verlieren.

Handwerkskunst erhalten

Doch aller Automatisierung zum Trotz: »Hagemeister liegt daran, die Maurerkunst wiederzubeleben, den Beruf des Maurers aufzuwerten und dafür zu sorgen, dass diese Kunst nicht verlorengeht«, sagt Lohmann. »Ein Renner sind Kurse, in denen Architekten selbst zur Kelle greifen und eine Mauer errichten dürfen«, berichtet er.

Eine Erfahrung, die die Teilnehmer dabei machen, fasst Marcel Lohmann in einem Satz zusammen, der den Kreis zur Handwerkskunst schließt: »Ein Klinkerstein hat ziemlich genau die Dimension einer menschlichen Hand.«    J

[7]
Socials