Das Fassadenelement des fünfstöckigen Wohnhauses in der Stuttgarter Augustenstraße ist ein Hingucker: Fast 12 m hoch, unten abgerundet und nach oben hin spitz zulaufend. Die Form erinnert ein wenig an eine Träne oder einen Tropfen. Die Pfosten-Riegelkonstruktion besteht aus zwölf fest verglasten Feldern und vier Öffnungsflügeln. An der breitesten Stelle misst sie 2,42 m.
»Mein erster Impuls war, das mache ich nicht!«, bekennt Zoran Hodak, Geschäftsführer bei Schmitt Glas und Metallbau im schwäbischen Kernen. Denn die Aluminiumkonstruktion birgt vor allem hinsichtlich der Entwässerung und der Lastabtragung eine Menge konstruktiver Herausforderungen. Schmitt Glas und Metallbau beschäftigt 18 Mitarbeiter und ist für private und gewerbliche Kunden in der Region Stuttgart tätig. Neben Türen, Fenstern und Fassaden aus Aluminium werden auch Stahl- und Glaskonstruktionen gefertigt.
Auf Bitten des Architekten begann er dennoch, sich mit dem ungewöhnlichen Element zu beschäftigen. Schnell wurde klar, dass die Umsetzung mit dem ursprünglich geplanten Profilsystem technisch nicht machbar ist. Als langjähriger Kunde von Foppe+Foppe holte Hodak Klaus Middendorp mit ins Boot, den Vertriebsleiter des Lengericher Metallbauspezialisten. Foppe+Foppe sieht sich nicht nur als Zulieferer und verlängerte Werkbank für Fenster- und Metallbauer, sondern auch als Problemlöser. Für Klaus Middendorp stand dann auch nach Vorgesprächen mit verschiedenen Systemhäusern recht bald fest: »Wir machen das!«
Durchdachte Sonderlösung
In Zusammenarbeit mit dem Systemgeber Raico erarbeitete Foppe+Foppe die technischen Details. Basis der realisierten Lösung ist das Profilsystem »Raico Therm+ A-I 50 Aluminium« mit 50 mm Ansichtsbreite. Die Tiefe der Rechteckprofile beträgt 150 mm. Für die Entwässerung sorgt bei diesem System eine durchgängige Hutdichtung in drei Ebenen. Zur Verbindung von Pfosten und Riegeln dienen T-Verbinder. Die Profile werden ohne Ausklinken einfach gestoßen, auch Schräganschlüsse sind so möglich. Die Verbinder sind für hohe Vertikallasten bis zu 600 kg geprüft und bauaufsichtlich zugelassen.
Eine besondere Herausforderung der Konstruktion sind die gebogenen Segmente im unteren Bereich. Je nach Radius und Länge des Bogens kommt man beim Biegen von Aluminiumprofilen früher oder später an die Grenze der technischen Machbarkeit. Die realisierte Lösung wurde gemeinsam von den Technikern von Schmitt und Foppe+Foppe in enger Abstimmung ausgearbeitet. Die gebogenen Segmente sind absolut maßhaltig, was auch die Bestellung des Glases nach Zeichnung – ohne Anfertigen einer Schablone – ermöglichte.
Bedingt durch den Bogen unten, können die Pfosten bei dem tropfenförmigen Fassadenelement nicht wie üblich zur Lastabtragung dienen und an Boden und Decke befestigt werden. Auch die Entwässerung in die senkrechten Teile ist nicht möglich. Daher wurde in diesem Fall eine »umgedrehte« Lösung gewählt: Die Riegel laufen durch und die Pfosten stoßen dazwischen. Die Entwässerung erfolgt somit feldweise. Durch diesen Kniff ergibt sich auch die Befestigung der Fassade im Baukörper. In die Riegel werden statisch berechnete Holme aus Edelstahl eingeschoben, die an den Enden mit Winkelkonsolen verschraubt werden. Diese Winkel dienen zur Montage in der Laibung.
Fix und fertiger Bausatz
Foppe+Foppe fertigte das Element in drei gleich langen Teilen zu je vier Feldern. Pfosten, Riegel und die Öffnungsflügel sind pulverbeschichtet im Sonderfarbton »DB703«. »Natürlich haben wir die Fassade bei uns in der Werkstatt vorab komplett zusammengebaut, um sicherzugehen, dass alles passt«, sagt Klaus Middendorp. Erst dann wurden die Elemente auf die Reise nach Süden geschickt. Geliefert wurde ein fix und fertiger »Bausatz« für die Montage, inklusive aller benötigten Extras wie Dichtungen oder Abdeckprofile.
Herausfordernd für die Monteure von Schmitt Glas und Metallbau war die schwierige Zugänglichkeit des Objekts in einer verkehrsberuhigten Zone mitten in der Stuttgarter City. Die Aluminiumkonstruktion nimmt Dreifachisolierglas auf, bestehend aus 6-mm-Floatglas in der Mitte und 2 x 4- mm-Verbundsicherheitsglas innen und außen. Die Glasstärke beträgt 48 mm. Teilweise wurde innen teilvorgespanntes VSG eingesetzt, da es sich um absturzgefährdete Bereiche unterhalb der Brüstungen handelt. Für einen fachgerechten Anschluss an das WDVS der Wand integrierten die Monteure in der Glasebene seitlich 60 mm breite Dämmpaneele, die einen wärmebrückenfreien Übergang sicherstellen. Für Zoran Hodak ist klar, dass er den Auftrag ohne Foppe+Foppe nicht hätte realisieren können: »Gerade bei solchen ›unmöglichen‹ Projekten brauchen wir als Praktiker kompetente Unterstützung. Durch die Zusammenarbeit mit Foppe+Foppe waren wir bestens aufgestellt und konnten als einziges der angefragten Unternehmen das Fassadenelement anbieten und umsetzen.«