Zentralverband des Deutschen Baugewerbes e.V. (ZDB) »Die Ausbildung von jungen Menschen ist eine Investition in die Zukunft«

Gerade ist das neue Ausbildungsjahr gestartet und auch im Bauhandwerk haben viele junge Frauen und Männer in den verschiedensten Gewerken ihre Ausbildung begonnen. Seit 2017 stieg die Anzahl der Lehrlinge im Bauhandwerk kontinuierlich an – im vergangenen Jahr konnte sogar ein Plus von 4,3 Prozent verzeichnet werden. 2023 setzte sich dieser Trend leider nicht fort, stattdessen wurden rund zwei Prozent weniger Auszubildende als im Vorjahr verbucht. Über das Thema Ausbildung im Bauhandwerk haben wir mit Felix Pakleppa, dem Hauptgeschäftsführer des Zentralverband Deutsches Baugewerbe (ZDB), gesprochen.

Pressemitteilung | Lesedauer: min | Bildquelle: ZDB
Von: Christine Seif

Herr Pakleppa, das Ausbildungsjahr 2023 ist gerade gestartet, die Zahlen der ­Auszubildenden sind dieses Jahr etwas ­zurückgegangen. Woran denken Sie liegt das?

Felix Pakleppa: Die Konjunkturabschwächung geht nicht spurlos am Ausbildungsmarkt vorbei. Noch zehren die Betriebe von den Auftragsbeständen der Vorjahre. Aber hohe Bauzinsen, anhaltende Inflation und sinkende Förderbudgets verengen den finanziellen Handlungsspielraum potenzieller Bauherren und Investoren. Ein Drittel der Unternehmen berichtet im Wohnungsbau schon jetzt über Auftragsmangel. Das wirkt sich auch auf die Lehrlingszahlen aus.

Betrifft der Rückgang der Auszubildenden ­alle Bundesländer gleich?

Felix Pakleppa: Während die Zahl der Lehrlinge im Bauhandwerk zum Stichtag 1. Januar 2023 in den neuen Bundesländern von 4 317 auf 4 330 (0,3 Prozent) minimal gestiegen ist, sank die Zahl der Lehrlinge in den alten Bundesländern gegenüber dem Vorjahr um 2,9 Prozent von 27 233 auf 26 434.

Gibt es Unterschiede bei den verschiedenen Gewerken?

Felix Pakleppa: Die größte Ausbildungs­gruppe im Bauhandwerk machen die Zimmerer, die Maurer und die Fliesen-, Platten- und Mosaik­leger aus. Dagegen besteht bei den Feuerungs- und Schornsteinbauern, den Werksteinherstellern und den Estrichlegern noch viel Ausbildungspotenzial.
 
Was sagen Sie jungen Menschen, wenn Sie sie für eine Ausbildung im Handwerk begeistern möchten?

Felix Pakleppa: Viele Ausbildungsberufe im Baugewerbe liegen in den ›Top Ten‹ der bestbezahlten Ausbildungsberufe in Deutschland. Beton- und Stahlbetonbauer, Straßenbauer oder beispielsweise Maurerinnen verdienen in ihrer Ausbildung insgesamt mehr als ein Immobilienkaufmann oder eine Fachinformatikerin. Mit einer Bauausbildung hat man super Zukunftsaussichten. Fachkräfte werden einfach dringend gebraucht und den Karrieremöglichkeiten sind nach oben hin ­keine Grenzen gesetzt. Und der Spaß kommt auch nicht zu kurz: 2021 gaben 93 Prozent der Azubis auf dem Bau an, dass sie mit ihrem Ausbildungsbetrieb (sehr) zufrieden sind.


Was raten Sie Betrieben, wenn es um die Ausbildung von jungen Menschen geht?

Felix Pakleppa: Die Ausbildung von jungen Menschen ist eine Investition in die Zukunft des Betriebs. Wichtig ist, früh zu planen, um die richtigen Kandidatinnen und Kandidaten zu finden, beispielsweise durch Schülerpraktika. Gerade in den Schulen sollte die Berufsberatung intensiviert werden. Damit die Auszubildenden ihr volles Potenzial entfalten, ist es wichtig, dass die Firmen klare Ausbildungsziele, regelmäßiges Feedback und individuelle Betreuung bieten. Jeder Auszubildende hat unterschiedliche Stärken und Schwächen. Sie sollten immer wieder ­ermutigt werden, sich weiterzubilden und neue Fähigkeiten zu erlernen. Dies kann ­dazu beitragen, dass die Auszubildenden in Zukunft wertvolle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für das Unternehmen werden.

Seit Jahren ist der Fachkräftemangel im ­Baugewerbe ein großes Problem, inwieweit ist Ihrer Meinung nach der ­Nachwuchs eine Lösung dafür?

Felix Pakleppa: Die Duale Ausbildung im Baugewerbe ist wesentlich für die Fachkräfte­sicherung auf dem Bau. ­Unsere Unternehmer­innen und Unternehmer wissen das auch und sind nicht ohne Grund wahre Ausbildungsmeister: die ­mittelständischen Bauunternehmen bilden fast 80 Prozent der Branchenlehrlinge aus. Sie sind die Fachkräfte von morgen und Grundstein für eine gute Zukunft des Unternehmens.  

Denken Sie, dass die aktuell angespannte ­Situation in der Baubranche ­Auswirkungen auf die Entscheidung, eine Ausbildung im ­Bauhandwerk zu machen, hat?

Felix Pakleppa: Wichtig ist, dass es sich bisher nur um eine Konjunkturdelle handelt. Unsere Unternehmerinnen und Unternehmer tun alles dafür, die Fachkräfte zu halten. Gleichzeitig bilden sie weiter aus und rüsten sich damit für die Zukunft. Denn wenn die Nachfrage insbesondere im Wohnungsbau wieder anzieht, werden die Fachkräfte dringend gebraucht! Und auch alle anderen Megaaufgaben der Zukunft werden ohne die Bauwirtschaft nicht gelöst werden können. Dazu gehören zum Beispiel der Ausbau und die Sanierung der Infrastruktur. Aber auch die Klimawende muss gebaut werden. Auch dafür brauchen wir hervorragend geschulte Fachkräfte. Eine Ausbildung am Bau lohnt sich also nach wie vor.

Wie könnten Ihrer Meinung nach mehr junge Menschen für eine Ausbildung im Handwerk begeistert werden?

Felix Pakleppa: Gutes Gehalt, t­olle ­Zukunftsperspektiven, eine sinnvolle ­Tätigkeit: Wir müssen die Vorteile des Baus noch stärker kommunizieren. Das heißt vor allem noch mehr Präsenz in den Schulen. ­Gleichzeitig braucht es ein gesellschaftliches Umdenken. Karriere nur mit Studium? Das stimmt einfach nicht. Eine Berufs­ausbildung mit anschließender Fortbildung ­bietet ­mindestens so ­gute Karriereoptionen wie ein Studium. 

 

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