Uzin Utz: Drei Millionen Holzklötzchen, 14 000 m2 und ein Team an engagierten Profis

Nach knapp vier Jahren Planungs- und Bauzeit eröffnete im Frühjahr die neue Experimenta – das derzeit größte Science Center in Deutschland. Der futuristische Neubau des Architekturbüros Sauerbruch Hutton aus Berlin ist spektakuläre Bühne einer einzigartigen Wissens- und Erlebniswelt. Eine prägnante Raum-Spirale, die sich vom Vorplatz bis zum Dach durch fünf Etagen zieht, bietet Besuchern ein vielfältiges Angebot zum Forschen und Entdecken. Den robusten und repräsentativen Boden bildet ein Holzpflaster aus Eiche, das die Spezialisten von RM Bodenbeläge aus Möglingen präzise im Fischgrät verlegten – zusammen mit dem benachbarten Neubau des Bildungscampus der Dieter Schwarz Stiftung insgesamt 14 000 m2 in nur einem Jahr. Im Zusammen­spiel von Bauleitung, Parketthersteller und Uzin-Fachberatung meisterte das Verleger-Team mit Bravour klimatische und logistische Herausforderungen dieser Parkettbaustelle der Superlative.

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»Auf der größten Holzpflasterbaustelle in Deutschland ging es hoch her«, sagt Markus Krieg, Parkett-Anwendungstechniker bei Uzin, der die fachliche Beratung durchführte und die Verlegearbeiten über ein Jahr lang kontinuierlich begleitete. Gewünscht war eine Einzelklotzverlegung als Fischgrätausführung – insgesamt über drei Millionen Holzklötze aus Eiche in den Abmessungen 90 x 40 mm. Neben der handwerklichen war dies auch eine logistische Herausforderung, denn für eine derart große Fläche muss das Holz immer passgenau in gleichbleibend hoher Qualität produziert und geliefert werden. Die Aufgabe lösten die Oldenburger Parkettwerke vorbildlich – im Monat kamen rund 1 000 m2 Eiche-Holzpflaster frisch gefertigt auf die Baustelle.

Klimatische Herausforderungen

Im Dezember 2017, mitten im Winter, begannen die Holzpflasterarbeiten. Zunächst galt es, die zu erwartenden Klimaschwankungen und Feuchteprobleme zu meistern. Denn Holzpflaster besitzt ein großes Quellpotenzial und ist extrem Luftfeuchte-empfindlich. Ein optimales Resultat ist nur mit einem permanent gleichen objektbezogenen Raumklima möglich. In Heilbronn wurde die Holzfeuchte auf das geplante Raumklima von rund 40 bis 60 Prozent Luftfeuchtigkeit eingestellt. »Dies ist eigentlich in der langen Bauphase über den Winter und Sommer kaum machbar«, meint Daniel Kaczmarek, Fachberater von Uzin. »Aber in genauen Absprachen mit Bauleitung und Holzproduzent haben wir eine Lösung gefunden und die Luftfeuchte sehr gut in den Griff bekommen.« Dazu wurden im Winter zahlreiche Befeuchtungsgeräte in den teils großen, offenen Räumen aufgestellt. Dadurch sank die Luftfeuchte nie unter 40 Prozent. Im Sommer hingegen musste die 70 bis 80 prozentige Luftfeuchtigkeit mit Geräten verringert und permanent entfeuchtet werden. »Es ging darum, das ganze Jahr über gleiche Verhältnisse zu schaffen«, erklärt Markus Krieg. Dabei spielte die außergewöhnliche Lage des Science Center auf der Kraneninsel mitten im Neckar eine Rolle, sowohl von der Anlieferung her als auch von der Lagerung und Verarbeitung des Holzes in Flussnähe. Während der gesamten Bauzeit musste dafür gesorgt werden, dass die gelieferten Paletten nicht feucht wurden. Dazu gab es kontinuierliche Holzfeuchteprüfungen – elektronisch und labortechnisch.

14 000 m2 Holzpflasterverlegung

Der als Doppelboden ausgeführte Estrich wurde angeschliffen, abgesaugt und mit der schnell trocknenden 1-K-Polyurethangrundierung »Uzin PE 414 BiTurbo« grundiert. Anschließend verklebte das Team von RM auf der gesamten Fläche die elastische Dämmunterlage »Uzin RR 188« in zwei mm Stärke als Entkoppelungsschicht. »Wir empfehlen bei einer Holzpflasterverlegung immer eine Entkopplungsschicht in 2 mm, die ausgleichend wirkt und Querspannungen abbaut«, erklärt Markus Krieg. Zur Verklebung wählten die Bodenfachleute den lösemittel- und wasserfreien 2-K-Polyurethanklebstoff »Uzin MK 92 S«. Der pastöse Klebstoff zeigt keinerlei Quellwirkung und ist speziell für feuchtigkeitsempfindliche Hölzer geeignet. Er besitzt einen guten Riefenstand und ist schnell abbindend – geeignete Voraussetzungen für eine sichere und zügige Verlegung. Nach dem letzten Schliff trugen die Parkettleger als Oberflächenschutz »Pallmann Magic Oil 2K« auf. »Mit einer sehr guten Beständigkeit gegenüber mechanischer und chemischer Beanspruchung ist das lösemittel­freie 2K-Parkettöl den Belastungen durch den hohen Publikumsverkehr bestens gewachsen«, so Krieg. »Außerdem betonen die natürlichen Öle und Wachse die Farbe und Struktur des Holzes und sorgen für die Rutschhemmung R10 nach DIN 51130.«


Bodenleger-Meisterleistung

Neben hohen Ansprüchen an die Optik musste der Boden im Science Center hochflexibel sein, um die Funktionsfähigkeit der rund 300 wechselnden Exponate zu garantieren. Nach einem genauen Plan der Elektriker wurden beispielsweise rund 500 Konstruktionsöffnungen mit je 17 cm Durchmesser zur Kabelverlegung in den Hohlraumboden eingebaut. Eine weitere Besonderheit auf der Experimenta-­Baustelle waren rund 300 Revisionsdeckel, die exakt dem Fischgrätmuster folgend geplant wurden. Da die etwa 60 kg schweren Deckel sich nicht mit einem Saugnapf öffnen ließen, entwickelte das Team von RM Bodenbeläge ein Gewinde dafür. Auch die Stufen der teilweise sehr breiten Treppen sind im Fischgrätmuster verlegt. Sie wurden in der Werkstatt vorgefertigt und anschließend vor Ort montiert. Zudem wollten die Architekten das Parkett bündig verlegt haben – ohne Sockelleisten. Dazu verarbeiteten die Bodenleger 5 000 lfm Korkstreifen an allen aufgehenden Bauteilen, meist aus Aluminium. Im Verlauf der Arbeiten musste das Parkett außerdem immer wieder teilweise ab- und wieder aufgedeckt werden – je nach Baufortschritt und Absprache mit anderen Gewerken. Dazu wurden ein atmungsaktives Vlies und spezielle Platten verwendet. »Insgesamt eine schöne, aber keine alltägliche Aufgabe«, bekennt Marko Rajkovaca, Geschäftsführer von RM Bodenbeläge. »Aber es hat Spaß gemacht, immer passende Lösungen zu entwickeln.«

Für Experimentierfreude und Wissenslust

Transparent und offen spiegelt das neue Experimenta-Gebäude in Heilbronn die experimentelle Natur des Innenlebens wider. Teil der Inszenierung von Wissen ist der Holzpflasterboden im Fischgrät, der das Architekturkonzept von Sauerbruch Hutton unterstreicht. Auch im neuen Hochhaus des Bildungscampus, das mit seiner hellen Klinkerfassade und klar gruppierten Fensterbändern das Areal prägt, sorgt der Holzpflasterboden mit seiner warmen Ausstrahlung für ein angenehmes Lern- und Arbeitsambiente.

Nach Abschluss des Projekts zeigten sich alle Beteiligten begeistert, sowohl vom reibungslosen Ablauf als auch vom überzeugenden Ergebnis. »Dies war eine Meisterleistung aller Handwerker und Beteiligten«, so Markus Krieg. »Von der gesamten Planung und Abwicklung, dem Zeitmanagement und der Lösung technischer Details bis zur perfekten Fischgrätverlegung auf der kompletten Fläche von 14 000 m2 – Hut ab vor ­diesem professionellen, mitdenkenden Team.«    J

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Uzin Utz

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