Der neue Stadtteiltreff dient unter anderem der Jugendarbeit sowie vielfältigen kulturellen Angeboten als Heimat. Hierfür haben unter anderem eine Werkstatt, ein großer Gruppenraum, eine Küche sowie mehrere Büros und Lagerräume auf den insgesamt 367 m2 Nutzfläche ihren Platz gefunden. Rund 630 000 Euro wurden von der Stadt als Investitionssumme für das neue Zentrum bewilligt. Dabei ist das Projekt gleich unter mehreren Aspekten wegweisend und für viele Kommunen durchaus nachahmungswürdig.
»Für den Neubau genutzt werden sollten unter anderem 16 Raummodule eines ehemaligen Flüchtlingsheimes aus dem Lingener Stadtteil Bramsche, das nicht mehr benötigt wurde«, erklärt Stefan Höötmann. »Dieses Gebäude wurde von uns im Sommer 2015 in Modulbauweise errichtet, schon damals mit dem Hintergedanken der Wiederverwendung einzelner Bauteile. Im Frühjahr 2019 konnten wir dann beweisen, welche Stärken in unserem Konzept stecken.«
Anpassung in kurzer Zeit
In knapp zwei Wochen wurden das frühere Flüchtlingsheim komplett demontiert und die wiederzuverwendenden Raummodule ohne Zwischenlagerung mittels Tieflader an den neuen Standort transportiert. Für den schnellen Baufortschritt in Stroot war aus Sicht von Stefan Höötmann unter anderem die vorausschauende Planung verantwortlich. »Wie eigentlich in allen unseren Modulbauten waren sämtliche Gas-, Sanitär- und Elektroleitungen so ausgelegt, dass sie an den jeweiligen Raumgrenzen gekappt und im wiederaufgebauten Zustand auch bei verändertem Grundriss relativ schnell und mit wenig Aufwand an ein neues Leitungsnetz angeschlossen werden können. Diese eingesparte Zeit konnten unsere Mitarbeiter unter anderem dafür verwenden, die Module der neuen Gebäudegeometrie und den zukünftigen Nutzungsformen anzupassen«, so Höötmann.
Hierfür wurden einzelne Trennwände demontiert und an anderer Stelle neue Wände eingezogen. Dieser «ältere« Gebäudebestand sollte zusätzlich um einen rund 90 m2 großen Anbau erweitert werden. Der Anbau entstand ebenfalls in bewährter Modulbauweise. Seine aus Holzrahmenbauelementen gefertigten Außenwände sind identisch zu den Wänden der wiederverwendeten Raumzellen konstruiert: Im Gebäudeinneren sind die Module mit einer Lage aus robusten und aussteifenden »Rigidur H«-Gipsfaserplatten beplankt. In Kombination mit einer 160 mm starken Lage aus Mineralwolle in den Gefachen und einer Holzweichfaserplatte an der Außenseite ergeben sich Außenwände, die auch hohen Brand-, Wärme- und Schallschutzanforderungen gerecht werden. Für die Fassadenbekleidungen wurden teils die noch gut erhaltenen Rhombus-Holzleisten des Flüchtlingsheims verwendet.
Flexibilität und Schnelligkeit
Die neuen Trennwände sowie die nutzungsbedingten Modifikationen bestehender Konstruktionen wurden komplett in Trockenbauweise ausgeführt. »Hier bietet sich der Trockenbau natürlich an. Zum einen wird, beispielsweise durch die Verwendung von Trockenestrichelementen, keine zusätzliche Baufeuchte in die Räume eingebracht, was für eine schnelle Fertigstellung unabdingbar ist. Zum anderen bietet der Trockenbau eine hohe Flexibilität«, weiß Höötmann. Die Wände in den neuen Sanitärräumen und der Küche etwa erhielten eine Hybridbeplankung. Die erste Lage bilden »Rigips Habito«-Platten, gefolgt von einer Lage »Rigips Glasroc X«-Feuchtraumplatten. Letztere schützen die Wandkonstruktionen gegen entsprechende Feuchtebelastungen, während erstere durch ihre Lastabtragung überzeugen. Schwere Lasten können an ihnen mit einfachen Schrauben befestigt werden. Darüber hinaus weisen die Platten gute Schallschutzwerte und widerstandsfähige Oberflächen auf. Eigenschaften, die dazu geführt haben, dass »Habito« auch an den meisten Trennwänden zum Einsatz kam.
Nachhaltigkeit, die sich auszahlt
Der – unter anderem – durch die Trockenbaukonstruktionen beschleunigte Baufortschritt ist einer der wesentlichen Vorteile der Modulbauweise. In kaum fünf Wochen stand der neue Stadtteiltreff und ein Großteil der Ausbau- und Malerarbeiten war bereits abgeschlossen. Darüber hinaus präsentiert sich dieses Projekt als ein mustergültiges Beispiel für nachhaltige Baukonzepte. Ein Großteil der Module musste nicht neu erstellt, sondern konnte einer neuen Nutzung mit wenigen Anpassungen zugeführt werden. Gleichzeitig konnte flexibel den Anforderungen des Bauherrn entsprochen und ein zukunftsfähiges Gebäude errichtet werden.
»Durch die Verwendung der bestehenden Module konnte das Gebäude mit einem Aufwand realisiert werden, der bei rund 30 Prozent dessen liegt, was bei einem komplett neu erstellten Gebäude hätte investiert werden müssen. Oder anders ausgedrückt: Durch die vorausschauende Umsetzung des ehemaligen Flüchtlingsheims als Modulbau konnte die Stadt Lingen rund 70 Prozent Kosten einsparen« berichtet Höötmann abschließend. J