Kneer-Südfenster hat am Standort Schnelldorf eine neue Fertigungsanlage des italienischen Maschinenbauers Working Process (wp) in Betrieb genommen. Die »Super Heroes«-Linie ermöglicht die flexible Einzelteilfertigung von Holzfenstern mit bis zu 2,5 Teilen pro Minute – bei minimalem Verschnitt und ohne Rüstzeiten. Rund 3 500 Planungsstunden sind laut Thomas Reinhard, Leiter Produktmanagement und Prokurist bei Kneer-Südfenster, in die Konfiguration der Anlage geflossen – allein auf Seiten des Auftraggebers. Er ordnet ein: »Wenn alles läuft, bekommen wir 2,5 Teile in der Minute von der Anlage herunter. Der Werkzeugwechsel erfordert keine Rüstzeiten, sodass wir Aufträge in allen Abmessungen und Formen direkt hintereinander produzieren können.« Die zuvor eingesetzte Durchlaufanlage schaffte bis zu sechs Teile pro Minute, war jedoch auf identische Werkstücke beschränkt.
Die aktuelle Generation der wp umfasst bereits zu Beginn – nach dem Kappen, Hobeln und, im Fall der Flügelteile, Kippen – zwei voneinander unabhängige Pufferräume, die als »Intelligent Magazine Multi-Level« (IMML) bezeichnet werden. Nach dem SCM-Hobelautomaten mit sieben Spindeln gelangen die Werkstücke über Prüfplatz und Kurzteile-Kappsäge in den ersten IMML-Puffer.
Der zweite Pufferraum wird zur Maschine hin ausgelagert: Die Werkstücke werden in die Positionierer eingespannt, wo parallel Topfband- und Olivenbohrungen sowie die »Zorro«-Fräsungen erfolgen. Anschließend übernimmt das Hochleistungs-Bearbeitungszentrum und führt folgende Arbeitszyklen an allen sechs Seiten aus: stirnseitiges Kontern und Bohren, längsseitiges Profilieren, Nuten, Einsatzfräsungen sowie Bohrungen und Fräsungen von oben und unten. Die Bearbeitung erfolgt simultan, mit doppelter Querbearbeitung und Eckverbindungen. Anschließend übernehmen 16 Spindeln, wechselweise mit Bohrern und Fräsern bestückt, die Außen- und Innenprofilierung. Danach durchlaufen die Rahmen- und Flügelteile einen Befeuchtungstunnel, damit sich die Holzfasern vor dem Schleifen aufrichten. Von hier stapelt die Maschine die Werkstücke in den »Unloading Multi Level« (UML)-Puffer, wo sie trocknen. Laut Reinhard wird einschichtig produziert, doch verfügt die wp über so viele Puffer- und Abstapelmöglichkeiten, dass die Anlage voll bestückt über Stunden durchproduzieren kann.
Das Projekt wurde in Zusammenarbeit mit Leitz sowie den Softwarepartnern 3E und Kosmosoft umgesetzt. Bereits jetzt liefert Kneer-Südfenster Fenster des Typs »HF68« aus; demnächst kommen die Systeme »HF82« und »HF90«, auch in »EF«- und Hybridvarianten. »Die Investition kam zur richtigen Zeit, auch weil wir das bei Vollauslastung gar nicht geschultert bekommen hätten«, so Reinhard. »Auffällig ist, dass wir mit unserem neuen System am Markt Dinge in Bewegung gebracht haben.« Ein Beispiel sei die Reversibilität der Holzverschalung im Außenbereich beim Hybridsystem. Hier gibt es bereits zahlreiche ergänzende Vorschläge und Anfragen – etwa zur Austauschbarkeit und gegebenenfalls späteren Instandsetzung der ursprünglichen Holzschiene.
Die Anlage ist sowohl für die auftrags- als auch für die serienbezogene Fertigung ausgelegt. »Beides ist möglich«, sagt Reinhard. »Bei hoher Auslastung würden wir gleiche Teile hintereinander produzieren. Wenn es etwas ruhiger ist, können wir komplette Aufträge abwickeln.«