Eine Frage, die unter Verarbeitern zweifelsohne häufig aufkommt: Lieber Silikon, PU oder doch Acryl? Aktuell zeigt sich jedoch, dass genau hier der Ruf nach Hybrid-Produkten laut wird. Bei Dicht- und Klebstoffsystemen erweisen sich hybride Varianten durchaus als sinnvolle Ergänzung – und abhängig vom jeweiligen Einsatzgebiet zeigen sich auch diverse Vorteile.
»Hybridbasierte Dicht- und Klebstoffe gibt es seit ca. 30 Jahren auf dem europäischen Markt und sie schließen die Lücken zwischen PU- und Silikon Produkten«, erläutert Stefan Wajand, Leiter Produktmanagement bei Otto-Chemie. Bekannt sind diese auch unter dem Namen »STP«-Dicht- und Klebstoffe, wobei die Abkürzung »STP« für silanterminierte Polymere steht, die der Grundbaustein der Hybride sind. Der Begriff Silan bezeichnet eine Stoffgruppe chemischer Verbindungen, die aus einem Silicium-Grundgerüst und Wasserstoff bestehen. STP-Kleb- / Dichtstoffe vereinen viele Eigenschaften von Silikonen und Polyurethanen.
Der Markterfolg der hybridbasierten Dicht- und Klebstoffe begründet sich laut dem Fachmann auf dem besonderen Eigenschaftsprofil. »Hybride haften auf unterschiedlichsten Substraten ohne aufwendige Vorbehandlung, sie härten blasenfrei aus, sind überstreichbar, lösemittelfrei und praktisch geruchlos während der Aushärtung«, zählt Wajand einige Vorteile auf.
Vorteile von Hybridprodukten gegenüber Silikon, Acryl und PU
Doch wodurch zeichnen sich Hybridprodukte gegenüber den bekannten Systemen, wie Silikone, Polyurethane oder Acrylate, aus? Im Gegensatz zu Silikon-Kleb- und Dichtstoffen sind Hybrid-Produkte beispielsweise überstreichbar. »Sie können nach Aushärtung mit herkömmlichen Farbsystemen überarbeitet werden. Die Farbe haftet auf dem Dichtstoff«, erklärt der Produktmanager und ergänzt: »Es ist jedoch zu beachten, dass die Anstriche meist weniger elastisch als Hybrid-Dicht- und Klebstoff sind, was im Fall von Bewegungen zu feinen Rissen in der Farboberfläche führen kann.« Ein weiterer Vorteil ist laut Unternehmen, dass Hybridprodukte in der Regel gut auf restfeuchten Untergründen haften. Dabei unterstützt die Feuchtigkeit des Untergrundes zudem noch die Aushärtung des Dicht- / Klebstoffes.
Hybride härten durch Reaktion mit Luftfeuchtigkeit unter Abspaltung von Alkohol (Ethanol/Methanol) aus. Im Gegensatz zu wasserbasierenden Acryl-Dichtstoffen tritt bei Hybriden nur ein geringer Volumenschwund auf. Der Grund für den hohen Volumenschwund bei Acrylaten ist, dass diese nicht durch eine chemische Reaktion, sondern durch die Verdunstung von Wasser von der Paste zum elastischen Dichtstoff werden. Auch gegenüber PU-Produkten können Hybride punkten. Sie härten blasenfrei aus und zeigen eine bessere UV-Stabilität, sodass sie problemlos auch im Außenbereich mit permanenter Bewitterung eingesetzt werden können.
Die Hybrid-Varianten als nützliche Ergänzung zu bewährten Produkten betrachten
Viele Verarbeiter scheuen dennoch den Umstieg, da sich Hybride oftmals anders verhalten als ihr gewohntes Produkt. Doch Hybrid-Kleb- und Dichtstoffe sollen die bestehenden Systeme auch gar nicht ersetzen, sondern vielmehr ergänzen. »In vielen Bereichen bieten Hybridprodukte eine mögliche Alternative zu Silikon- oder PU-Produkten. Jedes System hat aber auch seine speziellen Stärken, sodass sich in Summe ein hervorragendes Produktportfolio ergibt«, so Wajand.
Ist beispielsweise bei Bodenfugen mit starken Belastungen zu rechnen, empfiehlt sich der speziell für diese Anwendung entwickelte Hybrid- Dichtstoff »Otto-Seal M 390«. Trotz seiner hohen Elastizität bildet er im ausgehärteten Zustand eine extrem robuste Oberfläche, welche nicht nur mechanischen, sondern auch chemischen Beanspruchungen widersteht und sich schleifen lässt. Aufgrund dieser Eigenschaften kann »M 390« sowohl in Großküchen, Molkereien oder Schlachtereien als auch in Lager- und Fertigungshallen, Werkstätten, Waschanlagen, Parkdecks etc. eingesetzt werden.
Trotz der vielen positiven Eigenschaften der Hybridprodukte ist so mancher Verarbeiter immer noch skeptisch. Diese Vorbehalte sind jedoch unbegründet. »Hybride Dicht- und Klebstoffsysteme werden oft noch als neu und nicht praxiserprobt gesehen. Wir haben jedoch durch unsere langjährigen Erfahrungen in einer Vielzahl von Praxisanwendungen gute Argumente, um auch Skeptiker von unseren Hybrid-Produkten zu überzeugen«, ist sich Wajand sicher. J