Hagemeister: Den letzten Lebensabschnitt in Würde verbringen

Klinkerfassade verleiht einem Pflegeheim Wärme und Wertigkeit

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Mehr als jeder fünfte Einwohner von Freiburg im Breisgau ist 60 Jahre oder älter. Um dem demografischen Wandel zu begegnen, entschied sich die Stiftungsverwaltung Freiburg 2012, ein bestehendes, zweigeschossiges Pflegeheim aus den 1960er Jahren durch einen größeren, moderneren Neubau zu ersetzen. Die europaweite Ausschreibung gewann ein gemeinsamer Entwurf von wolf.sedat.architekten, Weikersheim, und DREI ARCHITEKTEN, Stuttgart. Letztere wurden im Weiteren mit der Planung beauftragt. Entstanden ist ein KfW-Effizienzhaus 55 mit Klinkerfassade. Deren heller Stein aus dem Traditionswerk Hagemeister „strahlt eine Wertigkeit und Angemessenheit aus, die einem Zuhause für Menschen, die ihren Lebensabend darin verbringen, gerecht wird“, wie Projektarchitekt Harald Konsek beschreibt.

Das neue, viergeschossige Pflegeheim bietet Platz für fünf Pflegegruppen mit insgesamt 71 Plätzen, gemeinsam nutzbare Räumlichkeiten sowie acht altersgerechte Wohnungen in den oberen Stockwerken. Der Baukörper besteht aus zwei gegeneinander verschobenen Häusern, die einen Eingangshof bilden, an dem die öffentlichen Nutzungen liegen. Großzügige Loggien, die den Wohnbereichen der Pflegegruppen vorgelagert sind, orientieren sich nach Süden zum Garten hin, die dort erhaltenen Bäume schaffen eine angenehme Lichtstimmung.

Nachhaltigkeit überzeugt

Während sich der Innenausbau ganz nach den Bedürfnissen der künftigen Bewohner richtete, trugen die Architekten mit der Gebäudetechnik und der Fassadengestaltung dem Nachhaltigkeitsgedanken Sorge. Die Versorgung des Effizienzhauses erfolgt wie schon beim Altbau mittels Holzhackschnitzelheizung, die um eine Grundwasserwärmepumpe für zusätzliche Heiz- oder Kühlenergie ergänzt wurde. Trotz des hohen Kostendrucks konnten Architekten ein zweischaliges Klinkerverblend-Mauerwerk mit mineralischer Kerndämmung durchsetzen. „Die Nachhaltigkeit hat am Ende doch überzeugt“, erinnert sich Harald Konsek von DREI ARCHITEKTEN.


„Einladendes, leichtes Erscheinungsbild“

Die Entscheidung fiel schließlich zugunsten der harmonisch nuancierten, weiß-hellbeigefarbenen Handstrich-Sortierung „Weimar HS“ von Hagemeister mit markanten Kohlebrand-Aufschmauchungen aus. „Das Pflegeheim steht im städtischen Kontext. Daher sollte das Haus mit der für das Wohnen typischen Lochfassade einen wertigen Ausdruck erhalten, wofür sich Klinker hervorragend eignet“, erklärt Konsek. „In unmittelbarer Nachbarschaft steht ein schöner Klinkerbau mit dunklem Stein. Wir wollten uns ganz bewusst davon absetzen und haben einen hellen Klinker gewählt, der ein einladendes, leichtes Erscheinungsbild erzeugt und meines Erachtens sehr gut zum Thema Wohnen und Pflege passt.“ Der Projektarchitekt war besonders angetan von dem nuancierten Farbspiel dieser Sortierung: „Wir streuen meist leicht andersfarbige Steine ein. Das war hier jedoch nicht notwendig, da die Hagemeister Sortierung bereits an sich sehr lebendige Nuancen hat und einzelne, auffällig gesinterte Steine in der Mischung gegeben sind.

Zusammen mit dem wilden Verband erzeugen diese eine Lebendigkeit, die uns gefällt.“

Reliefmauerwerk als Reminiszenz an die Gründerzeit

Durch ein Reliefmauerwerk im Erdgeschoss haben die Architekten eine Sockelzone geschaffen, die so Harald Konsek, eine „Reminiszenz an die umliegenden Gründerzeithäuser ist. Sie wirkt, ebenso wie die feinen farblichen Nuancen des Klinkers, je nach Sonnenstand und Schattenwurf, unterschiedlich stark und gibt dem Pflegeheim eine ganz eigene Identität.“

Die Zusammenarbeit mit dem Nottulner Klinkerwerk empfand der Architekt als sehr konstruktiv: „Schon in der Planungsphase hat uns Hagemeister mit diversen Mustertafeln unterstützt.“ Nach einer knapp dreijährigen Bauphase wurde das neue Pflegeheim im Mai 2018 fertiggestellt und bietet seitdem Senioren ein angenehmes Umfeld, um ihren Lebensabend zu verbringen.

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