Die Maschinenfabrik H. Flottmann & Co. gründete 1908 in Herne eine Schmiede, eine Schlosserei sowie eine Ausstellungs- und Versandhalle. Nach den Plänen der Architekten wurde hierfür ein fünfschiffiger, symmetrisch gegliederter Gebäudekomplex errichtet. Nach dem Ende der Produktion in den 1970er-Jahren wurden die Flottmann-Hallen nicht mehr benötigt, verwaisten und begannen zu verfallen.
1980 übernahm die Stadt Herne die Immobilie, und 1983 stand der Abriss kurz bevor. Dieser konnte jedoch noch einmal abgewendet werden, und 1986 erfolgte die Erteilung des Denkmalschutzes. Mit der Zeit erarbeitete sich das Gebäude einen guten Ruf in der überregionalen Kulturszene. Doch sein Zustand verschlechterte sich zusehends. Die Dachflächen waren komplett ungedämmt und die noch aus den Vorkriegsjahren stammenden Fenster mit eingekitteten Einscheibenverglasungen schlossen nicht mehr richtig. Unterhalb der Oberlichter trugen zudem 1,5 bis 2 cm breite Luftspalten über die gesamte Länge ebenfalls zu Undichtigkeiten bei.
»Vor der Sanierung haben wir hier immer wieder massive Wassereinbrüche erleben müssen. Außerdem war es im Winter in den Hallen oftmals viel zu kalt und im Sommer mit manchmal mehr als 45°C wiederum deutlich zu heiß für Veranstaltungen und Ausstellungen. Teile der Flächen insbesondere in der Ausstellungshalle konnten wir oftmals nicht nutzen. Daher waren wir bei der Gestaltung unseres Kulturprogramms eingeschränkt, und eine umfassende Sanierung war unausweichlich«, sagt Thomas Witt, der die Verwaltung der Flottmann-Hallen leitet. Dies bestätigt auch Sabine Albrecht, die bei der Stadt Herne dem Team Bauleitung des Fachbereichs Gebäudemanagement vorsteht: »Den baulichen Wärmeschutz zu gewährleisten, bildete einen Schwerpunkt der Sanierungsmaßnahmen. Darüber hinaus mussten auch die Lüftungs- und Beleuchtungsanlagen erneuert werden, und die Barrierefreiheit war eine weitere wichtige Aufgabe. Über allem stand dabei, den Denkmalschutz zu beachten.«
Dies galt beispielsweise für den barrierefreien Zugang zum Gebäude, denn die schweren Stahltüren durften nicht entfernt werden. Jedoch bot der Einbau neuer Technik für das erleichterte Öffnen und Schließen eine relativ einfache Lösung. Auch der Einsatz einer neuen Lüftungsanlage sowie der Austausch der Beleuchtung durch moderne LED-Tiefstrahler und -Langfeldleuchten stellten hinsichtlich des Denkmalschutzes keine großen Hürden dar.
Energetische Sanierung und Erhalt der Architektur
Anders verhielt es sich mit den Verglasungen, die mit rund 600 m² weite Teile der Dachgesamtfläche ausmachen. Architektin Sabrina Gronotte wurde mit der Sanierungsplanung beauftragt. Sie betont: »Notwendig war eine energetische Sanierung mit vollständigem Austausch der Einscheiben-Schrägverglasungen, jedoch ohne architektonische Veränderungen. Die Vorgaben des Gebäudeenergiegesetzes und den Denkmalschutz auf einen Nenner zu bringen, war die eigentliche Aufgabe. Der Baustil der Flottmann-Hallen besitzt einen zugleich typischen und doch ganz eigenen industriellen Charme, und das ursprüngliche Erscheinungsbild musste natürlich erhalten bleiben.«
Dies war bei den großen Fensterflächen alles andere als einfach umzusetzen, denn die traditionelle Stahlkonstruktion war sehr filigran gearbeitet. Moderne Wärmeschutzgläser, deren Einbau hier unumgänglich war, erfordern aber einen stärker belastbaren Rahmen. »Zum Glück ergab die Online-Recherche recht schnell, dass solche Lösungen durchaus existieren. Zumindest Glasolux war in der Lage, entsprechend filigrane und zugleich höchst stabile Aluminiumeinfassungen zu fertigen, die für dreifach verglaste Fenster uneingeschränkt geeignet sind«, so die Architektin.
Dank der Fördermittel des Bundes war die Finanzierung der Umbauten (Investitionsvolumen: 2,5 Mio. Euro) gesichert. Die Ausschreibung konnte erfolgen, und Glasolux erhielt den Zuschlag für die Fertigung und Montage von vier großen Firstverglasungen und insgesamt zehn Lichtbändern. Während Glasolux im heimischen Bielefeld an die Planung und Herstellung der Firstverglasungen und Lichtbänder gehen konnte, schritten die Sanierungsmaßnahmen in Herne voran. Das Anbringen der mehrschichtigen Wärmedämmung in den Satteldächern auf einer Fläche von rund 1 400 m² inklusive einer neuen bituminösen Abdichtung gehörte ebenso zu den grundlegenden Aufgaben wie das Schließen der Luftspalten.
Mit der Demontage der Firstverglasungen und Lichtbänder wurde Glasolux ebenfalls beauftragt. Aufwändige Innengerüste gewährleisteten hierbei – wie auch bei den späteren Montagearbeiten – höchste Sicherheitsstandards.
Höhere Energieeffizienz und mehr Funktionalität
Die neuen Firstverglasungen und Lichtbänder unterscheiden sich zwar optisch nicht von den früheren Ausführungen, wohl aber hinsichtlich ihrer Funktionalität und der Energieeffizienz. Energieeinsparungen von bis zu 30 Prozent sind laut Architektin Sabrina Gronotte realistisch zu prognostizieren. Neben dem Klima- und Ressourcenschutz ist die nachhaltige Verbesserung der klimatischen Bedingungen ein weiterer wichtiger Faktor. So sind die Dachverglasungen mit 26 Öffnungsmodulen ausgestattet, die einfach zu steuern sind und zur bedarfsgerechten Klimatisierung beitragen. Thomas Witt von der Verwaltung der Flottmann-Hallen nennt einen weiteren Vorteil: »Die früheren Werkstatt-Glasfenster waren deutlich weniger transparent als die jetzigen Elemente. Deshalb können wir nun mehr natürliches Tageslicht nutzen, und das ist gerade für Kunstausstellungen sehr gut.«