Fleck GmbH »Wir denken und handeln antizyklisch«

Lesedauer: min | Bildquelle: Fleck
Von: Peter Lang

Der »Sani Extra«-Pfannenlüfter des 1957 von Oskar Fleck gegründeten Unternehmens gehört schon fast zum Kulturgut auf den Dächern Nordrhein-Westfalens. Doch der Dachzubehörspezialist aus Datteln hat weitaus mehr zu bieten – mit einer mehrdimensionalen Wachstumsstrategie hat das Unternehmen in den letzten Jahren viel in seine Innovationskraft und den Ausbau von Produktion und Vertrieb investiert. Im Gespräch mit dem baustoffPARTNER erläutert Geschäftsführer Christoph Nielacny, wie sich Fleck sukzessive vom Handwerksbetrieb zum modernen Industrieunternehmen entwickelte.

Begonnen hat alles im Wohnhaus von Oskar Fleck in Datteln – der gelernte SHK-Installateur war ein typischer Kleinunternehmer in der Wirtschaftswunderzeit der 1950er-Jahre. Ein wahrer Tüftler, der im Laufe der Jahrzehnte bis zu seinem Tod im Jahr 2017 über 400 Patente und Gebrauchsmuster anmelden konnte. Produziert wurde erst in einer angebauten Garage, dann entstanden die ersten Produktionshallen in Datteln. Als diese nicht mehr ausreichten, wurde im nahegelegenen Oer-Erkenschwick ein zweiter Standort in den 1980er-Jahren eröffnet. »Der Nukleus des Unternehmens lag immer in Nordrhein-Westfalen«, erläutert Christoph Nielacny, der seit 2019 als Geschäftsführer bei Fleck tätig ist. »Eines unserer Topprodukte, der ›Sani Extra‹-Pfannenlüfter, war und ist in NRW sehr verbreitet, man sieht ihn hier auf vielen Dächern.«

Christoph Nielacny, der über langjährige Erfahrung in der Baubranche verfügt, hat das Unternehmen in den letzten Jahren mit seinem Team neu aufgestellt. Der Fokus lag zum einen auf einer Ausweitung  der Vertriebsaktivitäten. »Fleck hat den ›Weißwurstäquator‹ nie so richtig überschritten«, erläutert Nielacny, deswegen habe man als eine der ersten Maßnahmen eine Vertriebsorganisation in Bayern und Baden-Württemberg aufgebaut. Das umfangreiche Zubehörsortiment in den drei Segmenten Flachdach, Steildach und Solar soll aber auch verstärkt international vermarktet werden. Seit 2021 arbeitet man mit einer Handelsvertretung in Österreich zusammen. Die guten Erfahrungen dort haben dazu geführt, dass man den Vertrag inzwischen um die Länder Ungarn, Tschechien und die Slowakei erweitert hat. Mit einem Industrievertreter, der Firma Tondach, will Fleck jetzt auf dem Balkan aktiv werden. Auch für Benelux, wo man schon mit Fleck-Produkten vertreten ist, wurde ein Handelsvertreter eingestellt. »In den nächsten vier bis fünf Jahren streben wir einen Exportanteil zwischen 30 und 50 Prozent an«, betont Christoph Nielacny. Um dieses Ziel zu erreichen, ist Fleck derzeit auf der Suche nach einem Exportleiter.

Fleck-Standort in Datteln: Hier begann die Unternehmensgeschichte des Dachzubehör-Spezialisten im Wohnhaus von Oskar Fleck.

Gut gefüllte Innovationspipeline

Seit jeher ein wichtiges Thema bei Fleck ist die Entwicklung neuer, innovativer Produkte. Nach dem Tod Oskar Flecks bedeutete dies, Wege zu finden, um das entstandene Innovationsvakuum zu füllen. Die Antwort bestand im Aufbau eines Produktmanagements um Senior-Produktmanager Peter Nowack, der Einrichtung eines mehrmals jährlich tagenden Entwicklungsausschusses sowie eines Innovationsworkshops mit externer Unterstützung plus der Einbeziehung sämtlicher Mitarbeiter des Unternehmens über ein betriebliches Vorschlagswesen für neue Produktideen. »Auf diese Weise haben wir unsere Innovationspipeline wieder systematisch gefüllt«, sagt Christoph Nielacny. Nicht zuletzt dadurch konnte Fleck seinen Umsatzanteil mit Neuheiten seit 2019 von zwei auf 15 Prozent steigern.

Dies unterstrich auch die erste Teilnahme des Unternehmens an der diesjährigen Dach+Holz in Stuttgart, wo Fleck mit einem aufmerksamkeitsstarken Messeauftritt sein innovatives Portfolio vorstellte. Klar gegliedert in die Bereiche Flachdach, Steildach und Solar präsentierte das Unternehmen eine Vielzahl an Neuheiten wie den »Flachdach-Schwanenhals mit Klappelement«, eine Solar-Trägerpfanne mit einstellbarer VA-Halterung, eine Erweiterung bei den 4-in-1-Flachdachlüftern, die komplett aus Polypropylen gefertigten Notüberläufe »Gigant« und »Big« sowie das Vertriebsprodukt »Eco Form« – hierbei handelt es sich um ein Material, welches um etwa 75 Prozent leichter ist als herkömmliches Walzblei. Damit lassen sich fachgerechte Anschlüsse auf Dachflächen, wie beispielsweise an Schornsteinen, Dachgauben, Dachflächenfenstern, Indach-Solaranlagen, Giebelbrettern und Wänden einfach und schnell herstellen. Live-Vorführungen am Messestand demonstrierten den Besuchern anschaulich die einfache Verarbeitung des Materials.

Der Messeauftritt in Stuttgart ist nur ein Beispiel dafür, dass man auch die Marketinganstrengungen bei Fleck deutlich hochgefahren hat. Das Marketingteam um Sylvia Jäger wurde zuletzt um drei Personen aufgestockt. Neben einer neuen CI und einer neuen  Website wurden auch die

Social-Media-Aktivitäten stark ausgebaut. Mit dem Slogan »Das Mögliche. Einfach.Gemacht« erfand Fleck zudem eine prägnante Formel für das, wofür das Unternehmen in seinem Wesenskern steht: »Wir sind nach wie vor ein Familienunternehmen mit kurzen Entscheidungswegen, einer pragmatischen und flexiblen Herangehensweise, nicht zuletzt bei der Produktgestaltung, sowie intern ein Unternehmen mit flachen Hierarchien, bei dem sich jeder Mitarbeiter am rechten ›Fleck‹ fühlen soll«, wie es Christoph Nielacny formuliert.

»Never follow the crowd«

Alle beschriebenen Maßnahmen haben nicht zuletzt dafür gesorgt, dass Fleck trotz der aktuellen Baukrise gut aufgestellt für die Zukunft ist. »Wir denken und handeln antizyklisch«, so Geschäftsführer Christoph Nielacny. Frei nach dem Motto »Never follow the crowd« des US-Börsengenies Bernhard M. Baruch habe man trotz rückläufiger Konjunktur nicht die Kostenbremse eingelegt, sondern massiv in Produkte, Vertrieb und Marketing investiert. Auch die beiden Produktionsstätten in Datteln und Oer-Erkenschwick wurden in den letzten beiden Jahren einer intensiven Restrukturierung unterzogen. So hat man im Sinne einer Lean production den ganzen Produktionsprozess verschlankt und einen kontinuierlichen Verbesserungsprozess implementiert. »Letztlich haben wir so auch endgültig den Schritt vom Handwerks- zum Industrieunternehmen vollzogen«, resümiert Christoph Nielacny.

Fleck hat in seinen beiden Werken einen Eigenfertigungsanteil in der Endmontage von rund 95 Prozent, lediglich notwendige Metallprodukte werden zugekauft. Die Kunststoffprodukte werden in den drei Produktionsverfahren Extrusion, Warmverformung und Spritzgießen hergestellt.

Flachdach und Solar mit guter Entwicklung

Die Flexibilität in der Produktion spiegelt sich auch im Produktportfolio wider. So könne man laut Christoph Nielacny im Steildachsegment eine fast unendliche Hersteller-, Formen- und Farbenvielfalt bei Lüfterpfannen anbieten. Zu den Besonderheiten bei Fleck gehört, dass alle Steildach-Produkte lackiert angeboten werden. Neben optischen Aspekten soll damit auch das Ausbleichen als Folge der UV-Einstrahlung verhindert werden. Hinzu kommt, dass alle Produkte fertig montiert aus dem Karton geliefert werden, was gerade auf der Baustelle Zeit spart und Verwechslungen ausschließt. Im Flachdach-Bereich punktet Fleck mit seinem Top-Seller, dem 4-in-1-System, das ebenfalls durch eine geringe Montagezeit und niedrige Kosten überzeugt. Außerdem kann Fleck eine sehr große Flanschmanschettenvielfalt anbieten und seine Produkte auch in sehr großen Durchmessern und Rohrlängen liefern. Bedingt durch den hohen Sanierungsanteil von 80 Prozent im Flachdach-Bereich, geht Geschäftsführer Christoph Nielacny davon aus, dass sich dieses Segment im laufenden Jahr wieder recht stabil entwickeln wird. Der vom Neubausegment stärker abhängige Steildachmarkt – hier ist Fleck vor allem mit seinen Lüftern aktiv – wird jedoch weiter mit den konjunkturellen Problemen zu kämpfen haben. Dagegen sieht Christoph Nielacny im Solarbereich keinen Abbruch der positiven Entwicklung. »Mit unseren qualitativ hochwertigen Solar-Trägerpfannen werden wir in einem weiterhin wachsenden Markt zulegen können«, ist der Geschäftsführer überzeugt.


Wissensvermittlung in der Fleck Akademie

Das letzte Teil im Fleck-Unternehmenspuzzle bildet die 2022 gegründete Fleck Akademie, mit der das Unternehmen Schulungen und Wissenstransfer für Handel, Verarbeiter und Architekten zur Dachtechnik in Theorie und Praxis anbieten will. Das Themenspektrum reicht vom »Flachdach im Wandel« bis zu »Flach- und Steildächer als Solarkraftwerk« bis hin zur Arbeitssicherheit für Dachhandwerker. Um die Thematik möglichst umfangreich darzustellen, kooperiert Fleck bei den Schulungsveranstaltungen mit vielen weiteren Partnern aus der Baubranche. Die kostenlosen Veranstaltungen sind von der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen und der Deutschen Energie-Agentur (Dena) anerkannt.

Das in seiner Anfangszeit auf Nordrhein-Westfalen begrenzte Unternehmen hat sich in den vergangenen Jahren mit einer Vielzahl an Maßnahmen praktisch neu erfunden, ohne dabei seine mittelständischen Wurzeln zu vergessen. So aufgestellt, ist der Blick in den kommenden Jahren neben dem deutschen Markt auch auf die Expansion in ausländische Märkte gerichtet. Die Voraussetzungen dafür hat Fleck in den letzten Jahren geschaffen, auch was die Produktionskapazitäten betrifft: »Wir fahren derzeit 1,5 Schichten, wir können bis zu drei Schichten fahren, wenn es nötig sein sollte«, betont Christoph Nielacny.  Fleck ist bereit für die nächsten Schritte.

 

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FLECK GmbH

Industriestr. 12
45711 Datteln

Telefon: +49 (2363) 9123-0

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