Mit der Kampagne »The Art of Floor Systems« feierte Uzin Utz 2022 sein 111-jähriges Firmenjubiläum und zugleich die gebündelte Bodenkompetenz seiner mittlerweile sechs Marken. Was 1948 mit der Spezialisierung auf Bodenklebstoffe und der Kernmarke Uzin begann, hat sich im Laufe der Jahrzehnte zu einem weltweit tätigen Unternehmen für Bodensysteme entwickelt. »Ein wichtiger Entwicklungsschritt war der Börsengang im Jahr 1997«, erläutert Vorstand Philipp Utz. »Er ermöglichte uns, die Internationalisierung des Unternehmens außerhalb Europas voranzutreiben. Mit der Gründung eines Joint-Ventures in China, dem Bau eines Produktionswerkes in 1999 sowie der Expansion in die USA Anfang der 2000er-Jahre wurde Uzin Utz ein global agierender Hersteller von Bodenverlegesystemen.«
Dazu trugen auch strategische Unternehmenszukäufe bei, mit denen zwischen 2000 und 2018 die Marken Wolff, Pallmann, Arturo, Codex und Pajarito in das Unternehmen integriert wurden. Mit der Umwandlung in eine Europäische Aktiengesellschaft (SE) im Jahr 2022 folgte ein zusätzlicher wichtiger Schritt zur weiteren Internationalisierung und Zukunftssicherung des Unternehmens.
Sechs Marken mit eigener Identität
Gerade die Markenvielfalt wird bei Uzin Utz zum großen Plus, wie Philipp Utz betont: »Unsere Mehrmarkenstrategie ermöglicht uns, verschiedene Zielgruppen innerhalb der Fußbodentechnik gezielt anzusprechen, ohne die Eigenständigkeit der Marken zu beeinträchtigen. Jede Marke hat ihre individuelle Identität und Expertise. So gelingt es, unsere Produkte den Bedürfnissen der Kunden bestmöglich anzupassen und zu etablieren, wie Codex für den Fliesenleger oder Pajarito für das Malerhandwerk.« Pallmenn wiederum ist Experte für Parkett, Wolff stellt Maschinen und Spezialwerkzeuge zur Untergrundvorbereitung und Verlegung von Bodenbelägen her und Arturo steht für funktionelle Bodenbeschichtungen.
Ende der 1940er Jahre begann mit der Marke Uzin die Klebstoffära.
Die größte Marke Uzin fokussiert sich insbesondere auf ganzheitliche Systemlösungen für die Fußbodentechnik. Das Sortiment deckt jeden Schritt im Verlegeprozess ab – von der Untergrundvorbereitung und Spachtelmasse bis hin zu Klebstoffen und Unterlagen. »Eine Besonderheit ist unser hoher technischer Support«, so Philipp Utz, »dafür stehen über 60 technische Verkaufsberater und Anwendungstechniker bereit.« So soll sichergestellt werden, dass jede Verlegung professionell ausgeführt werden kann. Gleichzeitig ist Uzin Utz darauf bedacht, dem Handwerker die Anwendung seiner Produkte möglichst einfach zu gestalten.
Dies gilt auch für die Neuentwicklung »Uzin FusionTec«, bei der eine neue Spachtelmassen-Technologie zum Einsatz kommt. Philipp Utz präzisiert: »Die Spachtelmassen lassen sich sehr leicht verarbeiten, auch hohe Schichtdicken sind gut spachtelbar und je nach Produkt sehr schnell belegreif – selbst in hohen Schichtdicken bis 20 mm. Trotz ihrer hohen Festigkeit lassen sich die Produkte hervorragend schleifen.« Ein besonderes Augenmerk legten die Uzin Utz-Entwickler bei »FusionTec« auf die Ressourcenschonung und die Senkung der CO2-Emissisonen. Im Vergleich zu zementären Produkten konnte das Treibhauspotential (GWP) je nach Neuprodukt im Vergleich zu konventionellen Zement-Spachtelmassen bis zu 39 Prozent gesenkt werden.
Mehr Biomasse, weniger CO2
»Wir sind ein Unternehmen der Bauchemie. Wir wissen, wie anspruchsvoll der Schutz der Umwelt und der Menschen ist. Bei der Produktentwicklung tun wir deshalb mehr, als die gesetzlichen Vorgaben es erfordern«, hebt Philipp Utz das Engagement des Unternehmens im Bereich Nachhaltigkeit hervor. Bereits in den 1980er-Jahren habe man als erstes Unternehmen der Branche den Lösemittelausstieg bei Klebstoffen vollzogen. Zuletzt konnte Uzin Utz ebenfalls als erstes Unternehmen in der Branche Umweltproduktdeklarationen (EPDs) für Trockenklebstoffe veröffentlichen. Auch mit dem »Uzin HydroBlock«-System hat das Unternehmen aus Ulm ein nachhaltiges Bodensystem zur Feuchteabsperrung auf den Markt gebracht, das deutliche CO2-Einsparungen aufweist. Auf diesem Weg, CO2-arme Alternativen zu herkömmlichen Systemen zu entwickeln, wolle man weiter gehen, so Philipp Utz. »Dies können gipsbasierte Spachtelmassen statt zementärer Produkte sein, neue Möglichkeiten bei der Feuchteabsperrung, die Epoxid-Lösungen ersetzen, oder Naturöle
bei der Veredlung und dem Oberflächenschutz von Holzbelägen. Auch Produkte, die nachwachsende Rohstoffe bereits in der Rezeptur der zugekauften Vorprodukte aufweisen, sind in unserem Portfolio – Stichwort Biomasse statt fossiler Ressourcen.«
»Unsere Mehrmarkenstrategie ermöglicht uns, verschiedene Zielgruppen innerhalb der Fußbodentechnik gezielt anzusprechen, ohne die Eigenständigkeit der Marken zu beeinträchtigen. Jede Marke hat ihre individuelle Identität und Expertise.« Philipp Utz Vorstand für Marketing und Produktmanagement, Vertrieb, Logistik und Einkauf, IT, Unternehmensentwicklung
Emotionale und digitale Formate
Neben zeitgemäßen Produkten will Uzin Utz seinen Handwerkskunden auch neue Veranstaltungsformate bieten, um sie gezielter und emotionaler erreichen zu können. Hier spielt der »Uzin Utz Campus« eine wichtige Rolle, der an Stelle der traditionellen Messeauftritte rückt. Seit 2018 wird er im Zwei-Jahres-Rhythmus durchgeführt und soll ab 2025 jährlich stattfinden, abwechselnd in Norddeutschland und am Hauptstandort in Ulm, mit praxisnahen Workshops aller Marken, Fachvorträgen sowie exklusiven Werksführungen an der Produktionsstätte im Ulmer Donautal.
Aktuell hat die Marke Uzin einen Fotowettbewerb zu seiner neuen »Fusion Tec«-Spachtelmasse ausgeschrieben, bei der das Unternehmen den »Fusion King« bzw. die »Fusion Queen« sucht. Handwerker können dabei ihre besten Projekte, bei denen die Spachtelmasse verwendet wurde, dokumentieren und online einreichen. Seit Oktober bis August 2025 wird monatlich ein Sieger ermittelt, unter denen dann im September auf dem »Uzin Utz Campus« der Gesamtsieger gekürt wird.
Auch digital will das Unternehmen seine Kunden abholen. Hierzu wurde die »Uzin Utz go App« entwickelt – sie ist Teil einer umfassenden Digitalisierungsstrategie und markiert einen wichtigen Schritt in der kundenorientierten Vernetzung aller Marken. Zu den Details erläutert Philipp Utz: »Die App ermöglicht es Nutzern, sich zu Projekten und Produkten zu informieren und direkt Unterstützung über passende Ansprechpartner anzufordern. Tools wie der Uzin-Bodennavigator, der Arturo Room Visualiser oder das markenübergreifende Seminarprogramm sind über wenige Klicks erreichbar. So kann auch unterwegs und auf der Baustelle jederzeit auf alle Inhalte zugegriffen und eine einfache und unkomplizierte Selbsthilfe ermöglicht werden.«
Herausforderungen meistern
Die aktuell schwierige Lage der Bauwirtschaft hat auch Uzin Utz nicht unberührt gelassen. 2023 verzeichnete das Unternehmen einen leichten Umsatzrückgang, in den ersten drei Quartalen des aktuellen Jahres ging der Umsatz um 2 Prozent zurück. Zudem fordern das Unternehmen nach Aussage von Philipp Utz die hohe Volatilität an den weltweiten Beschaffungsmärkten, regulatorische Anforderungen und politische Weichenstellungen heraus. Hier ist u. a. die von der EU vorgegebene CSRD-Richtlinie zu nennen, die einheitliche Regeln für die Nachhaltigkeitsstandards von Unternehmen vorschreibt. Die Umsetzung sei für ein mittelständisches Unternehmen wie Uzin Utz ressourcentechnisch eine große Herausforderung, die das Unternehmen die nächsten Jahre begleiten werde.
»Trotz aller Herausforderungen erwarten wir eine Belebung der Nachfrage im Baugewerbe«, bleibt Philipp Utz trotzdem vorsichtig optimistisch. »Die bereits erfolgten und weiterhin geplanten Leitzinssenkungen sind ein robustes Fundament für diese positive Entwicklung. Diese Maßnahmen erleichtern die Finanzierungskonditionen und setzen wichtige Impulse für Investitionen in der Baubranche. Parallel dazu ist eine Entspannung der Inflationsraten in den Kern- und Wachstumsmärkten der Unternehmensgruppe zu spüren.«
Bleibt zum Schluss die Frage, ob die Markenfamilie von Uzin Utz demnächst ein siebtes Mitglied begrüßen kann? »Wir verschließen uns nicht vor Zukäufen«, so Philipp Utz. »Sofern sich etwas anbietet und zu uns passt, könnten wir uns dies durchaus vorstellen.«