Auf einem rund 190 Hektar großen Gebiet im Westen von München entsteht derzeit eines der größten Stadtentwicklungsprojekte Europas. Basierend auf der Idee, die Stadt »weiterzubauen«, wächst hier im Stadtteil Freiham bis 2040 ein neues Viertel für über 25 000 Menschen heran. Auch der Freistaat Bayern baut hier mit. Die Gesellschaft für den Staatsbedienstetenwohnungsbau Bayern (Stadibau) errichtet in zwei Bauabschnitten 213 bezahlbare und bedarfsgerechte Wohnungen sowie eine Kindertagesstätte mit rund 100 Plätzen. Auch Gewerbeflächen und eine Tiefgarage befinden sich im Bauumfang. Die neue Wohnanlage mit rund 11 000 m2 Wohnfläche geht von 1-Zimmer-Apartments für Single-Haushalte bis zu 5-Zimmer-Wohnungen für kinderreiche Familien laut dem bayerischen Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr auf die unterschiedlichen Bedürfnisse der zukünftigen Mieter ein. Insgesamt investiert die Stadibau rund 71,2 Mio. Euro in das Vorhaben.
Rote Putzflächen als einheitliches Fassadenbild
Für den Entwurf und die Realisierung der Wohngebäude WA16 und WA18 zeichnen Maier Neuberger Architekten aus München verantwortlich. Der Bebauungsplan zielt auf eine abwechslungsreiche, gegliederte Bebauung hoher Qualität, in der die einzelnen Bausteine ablesbar bleiben. Zugleich sollen die Teilstücke der Bebauung als zusammengehörende Bauteile wahrgenommen werden.
Die Interpretation der Architekten durch Wiederholung und Neuformulierung der einzelnen Bauteile in Grundriss und Ansicht schafft eine deutlich erkennbare Identität. Gleichzeitig akzentuieren das Nebeneinander von siebengeschossigen Hochpunkten und viergeschossigen Terrasseneinschnitten sowie ein abgestuftes Fassadenrelief aus Pfeilern und Zwischenräumen die Baukörper als eigenständige Einheiten. Die insgesamt zehn Häuser sind auf zwei Baufelder verteilt. Die Gebäudestruktur ist kammartig und erstreckt sich in gestaffelten Anbauten wie Finger in die großzügigen Innenhöfe. Die gleichmäßig ruhige Lochfassade kommt mit wenigen unterschiedlichen Fensterformaten aus. Identitätsstiftend ist das farblich einheitliche Fassadenbild. Hell- und dunkelrote Putzflächen wechseln sich mit Klinkerbändern ab und verleihen von Weitem die gewünschte Unverwechselbarkeit.
Mehr Schall- und Wärmeschutz durch gefüllte Ziegel
Bauherr und Architekten verständigten sich auf eine energieeffiziente und langlebige Baukonstruktion aus massivem Ziegelmauerwerk – außen wie innen. Wer sich im öffentlichen Wohnungsbau an die Rahmenbedingungen wie Energieeffizienz, robuste Bauweise, geringer Erhaltungsaufwand, hoher Recyclinganteil im Rückbau, regionale Bauprodukte sowie wirtschaftliche Systeme hält, kommt in der Summe an der Ziegelbauweise nicht vorbei. »Robustes Ziegelmauerwerk in Verbindung mit unterschiedlichen Putzstrukturen erlaubt uns die Ausschöpfung eines hohen gestalterischen Potenzials. Das Wechselspiel der Materialien Ziegel und Putz zeichnet ähnlich der Höhenentwicklung eine eigene, unabhängige Silhouette über die Fassade«, so Architekt Jan Kaschig.
Neben dem über die gesetzlichen Vorgaben hinausgehenden Energiestandard entschied man sich auch aus Gründen des Schallschutzes für eine hochwärmedämmende, massive Ziegelkonstruktion in einer Wanddicke von 42,5 cm – mit Stahlbetondecken und aussteifenden Stahlbetonwänden, wo aus statischen Gründen nötig. Auch bei den Innenwänden wurden überwiegend Poroton-Ziegel verwendet, Wohnungstrennwände wurden mit schalldämmenden Verfüllziegeln ausgeführt.
Da Architekten und Bauherr ein monolithisches Ziegelmauerwerk mit handwerklich anspruchsvollem Putz als Finish präferierten und eine zusätzliche Wärmedämmung der Fassade nicht zur Diskussion stand, wird der erforderliche Dämmwert über die Füllung der Ziegel geleistet. Die verwendeten hochwärmedämmenden Außenwände aus Poroton-»S9«-Planziegeln in 42,5 cm Wanddicke tragen dazu bei, den energieeffizienten Gebäudestandard einzuhalten. Der Planziegel mit einem U-Wert der Wand von 0,20 W / (m2K) hält mit einer innen liegenden Dämmung aus natürlichem Vulkangestein (Perlit) die Wohnräume im Winter warm und im Sommer kühl. Als Ergänzung der monolithischen Konstruktion und für ein hochwertiges, energieeffizientes Mauerwerk mit einem einheitlichen Putzgrund wurden Sonderziegel aus dem Original-Poroton-Zubehör verwendet: An der Außenkante der Beton-Geschossdecken wurde die Deckenrandschale »Poroton-DRS« verwendet. Sie verspricht eine einfache und sichere Ausführung des Deckenauflagers unter maximaler Ausnutzung der Tragfähigkeit des Mauerwerkes in Kombination mit einem optimalen Wärmeschutz. Sie lassen die Ausführung am Bau sicher, einfach und auch kosteneffizienter gestalten. Zudem wird für ein energieoptimiertes Wohngebäude ohne Zusatzdämmung – wie dieses hier – ein homogenes, Wärmebrücken vermeidendes Ziegelmauerwerk sichergestellt. J