Kann GmbH Baustoffwerke Mit weniger Zement, weniger CO₂-Ausstoß und mehr Recycling in die Zukunft

Lesedauer: min | Bildquelle: Kann
Von: Christine Seif

Wenn es um den Klimawandel geht, schneidet der Bausektor nicht allzu gut ab. Daher sind die produzierenden Unternehmen der Baubranche stets darum bemüht, ihre Produkte hinsichtlich der Klimabilanz und der Nachhaltigkeit zu optimieren. Ein Unternehmen, das diese Optimierung gerade konsequent verfolgt, ist Kann. Der Spezialist für Pflastersteinsysteme aller Art entwickelt immer neue Rezepturen und Produkte, um seine Klimabilanz zu verbessern. Durch Ersatzstoffe für Zement und einen hohen Recycling-Anteil will das Familienunternehmen mit Hauptsitz in Bendorf den CO₂-Anteil kontinuierlich reduzieren. Wir haben dazu mit Frank Wollmann, einem der vier Kann-Geschäftsführer, gesprochen. Im Interview erzählt er auch von den aktuellen Herausforderungen und einer Neuheit, die Kann bei der GaLaBau in Nürnberg präsentieren wird.

1927 gegründet, kann das Unternehmen bereits auf eine fast 100-jährige Geschichte zurückblicken. Zu Beginn produzierte Kann erst leichte Formsteine aus Bims, Ende der 1930er Jahre kam der Betrieb von Sand- und Kiesgruben hinzu, dann Beton- und Pflastersteine. In den 70er und 80er Jahren wurden einige neue Werke in Betrieb genommen. Einer der großen Meilensteine in der Kann-Geschichte war die Expansion über die innerdeutsche Grenze in den 90er Jahren, woraufhin zahlreiche weitere Standorte aufgebaut bzw. übernommen wurden. Heute produziert Kann an 20 Standorten in ganz Deutschland. »Neben der Übernahme von zahlreichen Standorten hat Kann seit 2006 vor allem die Erneuerung und Modernisierung der Produktionsstätten vorangetrieben«, erzählt Frank Wollmann. »Allein von 2017 bis 2020 hat Kann mehr als 100 Millionen Euro in neue Werkstandorte investiert.«

Neubau-Talfahrt hinterlässt ihre Spuren

Die Baubranche hat in den vergangenen Jahrzehnten einen enormen Aufschwung erlebt und den hat Kann für sich genutzt. Allerdings macht sich die derzeitige Flaute, besonders im Wohnungsbau, auch hier bemerkbar. »Natürlich sind auch wir von der Talfahrt betroffen. Gerade im privaten Bereich ist die Nachfrage seit 2022 rückläufig. Corona hat uns in 2020/21 ein paar Vorzieh-Effekte beschert. Die Menschen hatten Zeit und haben diese oft dazu genutzt, das eigene Zuhause zu sanieren oder neu zu gestalten – und diese Aufträge fehlten dann in 2022. Wobei wir hier gerade wieder eine leichte Erholung feststellen. Glücklicherweise ist der Objekt-Bereich sowie der öffentliche Sektor stabil. Durch unser neues Programm ›Akzente‹ (siehe Kasten S. 14) sind wir dort sogar erfolgreicher als die Jahre zuvor und so können wir die Einbußen aus dem privaten Sektor auffangen«, berichtet Wollmann.

Dennoch musste das Unternehmen Ende 2022, Anfang 2023 die Produktion an zwei Standorten einstellen – Grund dafür sind die drastischen Preissteigerungen, wie Wollmann erklärt: »Wir hatten in den vergangenen drei Jahren mit extremen Kostensteigerungen zu kämpfen. Der Zementpreis ist quasi explodiert, teils um 60 bis 70 Prozent. Und auch die Energiekosten sind sehr stark gestiegen. Diese Preissteigerungen konnten nicht vollumfänglich auf den Verkaufspreis aufgeschlagen werden und so musste Kann einen Großteil der Preissteigerungen auffangen. Das führte dazu, dass man geschaut hat, wo Einsparpotenzial da ist und das bedeutete die Einstellung der Produktion an zwei Standorten, damit die Auslastung insgesamt weiterhin kostendeckend ist.«

Familienunternehmen bietet Vorteile

Doch gerade in solchen Zeiten, die geprägt sind von Unsicherheit und Anspannung, hat ein Familienunternehmen, wie Kann eines ist, laut Wollmann einige Vorteile: »Wir denken in Generationen und nicht in Quartalsberichten. Für uns ist der langfristige Erfolg wichtig. Wir haben eine intensive Verbindung zu unseren Kunden und zu unseren Mitarbeitern und das schafft eine gewisse Kontinuität und macht uns, denke ich, in mancher Hinsicht krisenresistenter als andere Firmen.«

Die hochwertige Gestaltung von öffentlichen Plätzen ist das am größten wachsende Segment bei Kann.

Rund 800 Mitarbeiter arbeiten bei den Kann-Baustoffwerken, in der Kann-Gruppe sind es insgesamt 1 100. Darunter sind zahlreiche langjährige Mitarbeiter, denn dem Unternehmen sei der Mitarbeiter und vor allem der Mensch hinter dem Mitarbeiter sehr wichtig, erzählt Wollmann. Auch er selbst ist bereits seit über 30 Jahren in der Kann-Gruppe tätig, davon über 20 Jahre in der Geschäftsführung.

Nachhaltigkeit ist das Ziel der Zukunft

Neben den Menschen, die für und mit Kann arbeiten, ist dem Unternehmen noch etwas extrem wichtig – seine Produkte. Wie Kann selbst, ist auch die Produktpalette über die Jahre hinweg stark gewachsen. »Wir bieten heute ein großes und stimmiges Sortiment für den Garten- und Landschaftsbau. Unser Angebot umfasst harmonische Produktfamilien für die Gestaltung privater und öffentlicher Lieblingsplätze«, so Wollmann. Dieses reicht von den klassischen Pflastersteinen über Terrassenplatten, Palisaden, Stufen, Mauer- und Böschungssysteme sowie Tiefbauartikel und Fertigteile bis hin zu Produkten für die Reinigung und verschiedenes Zubehör. »Unser Absatz ist im privaten Bereich ein kleines bisschen größer als im öffentlichen. Allerdings ist die hochwertige öffentliche Gestaltung der bei uns am stärksten ansteigende Bereich«, so Wollmann. Stetig entwickelt das Unternehmen neue Produkte und greift die aktuellen Trends und Bedürfnisse des Marktes auf.


Doch ein Thema dominiert seit einigen Jahren alles: Nachhaltigkeit und CO 2-Reduzierung. »Nachhaltigkeit ist für uns kein Modethema oder Marketinginstrument, sondern seit vielen Jahren wichtiger Bestandteil unserer Unternehmensgrundsätze«, erzählt Wollmann. »Beispielsweise sind unsere Produktionsstandorte über ganz Deutschland verteilt, damit wir kurze Lieferwege haben. Auch einen großen Teil unseres Strombedarfs können wir mit unserer eigenen Photovoltaik-Anlage produzieren. Es gibt unzählige weitere Maßnahmen. Allerdings sind wir der Meinung, dass wir vor allem bei unseren Produkten alle möglichen Optionen ausschöpfen müssen, um unseren CO2-Fußabdruck so gering wie möglich zu halten.« Daher hat Kann die »ProKlima«-Produkte entwickelt. Bei der Herstellung der »ProKlima«-Steine verzichtet Kann im Kernbeton, der etwa 90 Prozent des gesamten Pflastersteins ausmacht, komplett auf den Einsatz von Zement. Stattdessen kommt eine innovative Betonmischung zum Einsatz, die ein Substitut aus Hüttensandmehl und Flugasche als mineralisches Bindemittel enthält. Bei diesen als Geopolymere bezeichneten Stoffen handelt es sich um Nebenprodukte, die in der Eisenerzeugung und bei der Verbrennung in Kohlekraftwerken anfallen. Sie werden damit einer neuen Nutzung zugeführt und tragen gleichzeitig dazu bei, den CO2-Fußabdruck zu reduzieren – bei Steinen von 8 cm Dicke beispielsweise um beachtliche 65 Prozent.

Kann produziert an 20 Standorten in ganz Deutschland. Die Produktionsstätte sind auf dem neuesten Stand der Technik. Das Unternehmen hat allein von 2017 bis 2020 mehr als 100 Mio. Euro in diesen Bereich investiert.

Lediglich die 1 cm dicke Vorsatzschicht, die in nahezu allen Designs der Kann-Produktpalette hergestellt werden kann, besteht bei den »ProKlima«-Steinen noch aus Beton herkömmlicher Herstellung. »Bezüglich Struktur, Rutschhemmung, Fasenverlauf und Farbgebung gleichen die verlegten Klimasteine damit exakt ihren klassischen Pendants. Nicht nur das: Sie sind auch ebenso widerstandsfähig gegenüber Belastung, Frost oder Streusalzeinwirkung und erfüllen alle technischen Eigenschaften herkömmlicher Pflastersteine«, verspricht Wollmann. »Damit eignen sie sich bestens für den Einsatz in nahezu allen Anwendungsbereichen.«

Recycling als große Chance

Kann setzt in Sachen Nachhaltigkeit noch auf eine zweite Strategie: Stichwort Recycling. »Wir entwickeln seit einiger Zeit Produkte, die aus einem hohen Recyclinganteil bestehen. Die ›RX40‹-Steine haben beispielsweise einen Recyclinganteil von mindestens 40 Prozent.« Zum Einsatz kommen dabei Bruchsteine, Produktionsreste oder Stücke, die beim Zuschnitt übrigbleiben. Das Material unterschiedlichster Art und Größe bildet die Basis für die »RX40«-Lösungen. »Aus diesem Material werden hochwertige Rohstoffe aufbereitet und mit weiteren Zuschlagsstoffen und Bindemitteln in Form gebracht. Der so entstehende Stein ist nicht nur umweltfreundlich, sondern auch genauso stabil und langlebig wie Betonsteine ohne Recyclinganteil«, erklärt Wollmann. »Die sichtbare Oberfläche wird aus dem gleichen Material hergestellt, das auch bei unseren konventionellen Steinen zum Einsatz kommt. Das Ergebnis: ein umweltfreundlicher Stein, der sich technisch und optisch nicht von klassischen Produkten unterscheidet, aber in hohem Maße unsere natürlichen Ressourcen schont.« Viele der Kann-Pflastersteinsysteme sind übrigens auf Wunsch auch als »RX40«-Variante erhältlich.

Aktuell werden bei Kann eigene Produktionsreste, Bruchsteine etc.in eigenen Anlagen recycelt, allerdings gibt es auch schon Pilotprojekte, sortenreines und sauberes Kundenmaterial zu recyceln. »Derzeit sind rund 10 Prozent der eingesetzten Rohstoffe Recycling-Material. Dieser Anteil soll und wird in naher Zukunft aber deutlich steigen«, ist sich Wollmann sicher.

Zero-Ökobilanz auf der GaLaBau

Eine absolute Neuheit wird Kann auf der GaLaBau in Nürnberg präsentieren – den »Kann ProKlima Zero«. »Dieser Pflastersein hat 100 Prozent CO2-Einsparung gegenüber einem herkömmlichen Pflasterstein aus Beton, das heißt, die CO2-Emissionen laut Öko-Bilanz sind gleich Null. CO2 wird hierbei nicht extern kompensiert, sondern durch den Einsatz eines innovativen CO2-speichernden Rohstoffs im Produkt selber ausgeglichen. Dies findet ausschließlich im Kernbeton statt, sodass die Optik und Eigenschaften unserer Vorsatzbetone dadurch auch hier nicht verändert werden«, erzählt Wollmann. Besucher der Messe dürfen sich also schon auf dieses Highlight freuen. Selbstverständlich gibt es am Kann-Messestand viele weitere neue Produkte und Trends zu entdecken. Auch Frank Wollmann ist schon ganz gespannt auf das Branchen-Event in Nürnberg: »Ich und das gesamte Team freuen uns schon sehr auf die GaLaBau in Nürnberg und hoffen auf zahlreiche Besucher und tolle Gespräche bei uns am Messestand.«

 

Die richtigen Akzente setzen

Das »Akzente«-Konzept beinhaltet 57 innovative Objektoberflächen, die besonders Architekten und Planer ansprechen und eine Brücke zum Standard-Sortiment bilden sollen.

Für den hochwertigen Objektbereich hat sich Kann vor rund einem Jahr etwas ganz Besonderes überlegt. »Wir haben festgestellt, dass gerade Architekten und Planer häufig auf der Suche nach etwas Besonderem und Einzigartigem sind. Da komplette Einzelanfertigungen aber aufwändig und somit auch kostspielig sind, haben wir mit ›Akzente‹ einen Mittelweg entwickelt«, erklärt Wollmann. Das Konzept »Akzente« beinhaltet 57 innovative Objektoberflächen, die eine Brücke zum Standard-Sortimen bilden und es können für Planer und Architekten hier auch individuelle Varianten produziert werden. »Dieses Konzept läuft sehr erfolgreich und daher werden wir ›Akzente‹ auch künftig weiter ausbauen.«

 

Firmeninfo

Kann GmbH Baustoffwerke

Bendorfer Str.
56170 Bendorf

Telefon: 02622/707-707

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