Mit mehreren Generationen zum Erfolg
Fest steht in jedem Fall, dass mit der Gründung der Ziegelei eine Erfolgsgeschichte ihren Anfang nahm, die von Generation zu Generation fortgeschrieben wurde. Der Leitgedanke von Juwö war stets eine Verbindung von Modernität und Tradition, selbst in bewegten Zeiten. Als fortschrittlicher Denker entschied sich Philipp Jungk für einen Ringofen, eine Technologie, die gerade erst fünf Jahre zuvor entwickelt worden war und dann für nahezu 100 Jahre in der Ziegelherstellung eingesetzt wurde. Im Jahr 1899 übernahm dann sein Sohn Ernst Jungk die Ziegelei und führte weitere technische Verbesserungen durch. Nach dem Ersten Weltkrieg zog er sich aus dem Unternehmen zurück und übergab die Verantwortung in der dritten Generation an Friedrich Jungk. Aus dieser Konstellation heraus entstand der heutige Firmenname Ernst Jungk u. Sohn sowie die Abkürzung Juwö für Jungk-Wöllstein.
Historische Verbindung
Ein weiterer bedeutsamer Schritt ereignete sich im Jahr 1968, als Ernst K. Jungk, der Sohn Friedrichs und Vater des heutigen Firmenchefs, gemeinsam mit anderen Ziegelwerken den Verband der Poroton Hersteller e. V. gründete, der später zur Deutschen Poroton GmbH wurde. Ernst K. Jungk war 36 Jahre lang Präsident dieser Organisation und ist seit seinem Ausscheiden aus dem Amt »Ehrenpräsident auf Lebenszeit«. Aufgrund dieser engen historischen Verbindung trägt Juwö die Marke Poroton sowohl im Firmennamen als auch im Logo – und wird das auch in Zukunft tun, wie Stefan Jungk betont.
Mit der Einführung des Poroton-Planziegels wurde ein weiterer Meilenstein in der Entwicklung des Unternehmens gesetzt, gefolgt von zwei kompletten Werkneubauten. Im Jahr 2006 gründet Juwö dann gemeinsam mit weiteren mittelständischen Ziegelwerken die »Mein Ziegelhaus«- Gruppe und brachte mit der »MZ«-Serie als erster Hersteller einen mit Mineralwolle gefüllten Ziegel auf den Markt.
Millionenschwere Investitionen
Zu Beginn des Jahres 2017 schlug Juwö dann mit der Übernahme von Zeller Poroton, Alzenau, ein völlig neues Kapitel seiner Unternehmensgeschichte auf. Durch die Übernahme wurde Juwö zum größten Ziegelhersteller in Rheinland-Pfalz, Hessen, Nordbayern und dem Saarland. Außerdem wurde das Unternehmen einer der führenden Baustoffproduzenten in der Metropolregion Rhein-Main sowie in West- und Südwestdeutschland. In Zahlen ergab sich daraus ein Umsatz von fast 40 Millionen Euro sowie mehr als 160 Mitarbeiter.
Seit der Übernahme hat das Unternehmen mehr als zwölf Millionen Euro in die Prozessoptimierung investiert. So wurde etwa im Juni 2020 in Alzenau eine neue robotergestützte Verfüllanlage für Mineralwolle in Betrieb genommen, um der steigenden Nachfrage nach verfüllten Ziegeln der »MZ«-Klasse gerecht zu werden. Diese Anlage kann etwa 800 Ziegel pro Stunde verfüllen und ist damit mehr als doppelt so schnell wie ihr Vorgänger. »All dies hat uns in die Lage versetzt, die gestiegene Nachfrage nach hochwärmedämmenden Ziegeln der letzten Jahre zu bedienen. Man könnte sagen, das ist unser Beitrag für die Bauwende im Rhein-Main- Gebiet«, hält Stefan Jungk fest. Heute ist das Werk in der Lage, alle Produkte – inklusive der neuen Planziegelserien – hocheffizient und wirtschaftlich selbst herzustellen.
Im Team an die Spitze
Fertig produziert, werden sämtliche Produkte ausschließlich über den Baustoffhandel ausgeliefert. Allerdings berät und unterstützt Juwö sämtliche am Bau beteiligten Personenkreise bei der Erfüllung ihrer Aufgaben. »Wir pflegen enge und partnerschaftliche Kontakte zu Architekten, Bauingenieuren, Statikern, Bauträgern bis hin zum privaten Bauherren«, erklärt Stefan Jungk. »Dies geschieht im Tagesgeschäft durch die direkte Ansprache der Fachberater im Außendienst oder durch unsere Spezialisten für Projektmanagement. Dazu bieten wir regelmäßig Schulungen online oder in Präsenz sowie Werksführungen an.«
Nicht nur in der konkreten Bauphase, sondern auch bei der Produktentwicklung setzt Juwö auf Teamwork. »Neue Produkte entstehen durch stetige Neugier und durch den Willen zu kontinuierlicher Verbesserung«, betont der geschäftsführende Gesellschafter. Ganz wichtig ist ihm vor diesem Hintergrund das Netzwerk innerhalb partnerschaftlich verbundener Unternehmen. Alleingänge sind aus seiner Sicht kaum noch möglich, weswegen eigene Ideen bei Juwö durch gemeinsame Entwicklungen innerhalb der »Mein Ziegelhaus«-Gruppe oder durch die Übernahme von Lizenzen ergänzt werden.
Jungk merkt in diesem Zusammenhang an: »Nach Jahren der Entwicklung haben wir Ziegler inzwischen eine technologische Hochebene erreicht. In monolithischer Bauweise sind inzwischen Passivhäuser möglich. Das ist nicht nur wirtschaftlich, sondern auch nachhaltig. Unsere vorherrschende Aufgabe ist es aktuell, die Nachhaltigkeit der Ziegelbauweise nach außen stärker zu kommunizieren. Damit meine ich insbesondere die Politik. Unsere Kunden haben das schon längst verstanden.«
Zuversichtlich durch den Sturm
Natürlich gehen auch die aktuellen Entwicklungen nicht spurlos an Juwö vorbei. Entsprechend konstatiert der Firmenchef: »Wir alle am Bau wissen, wie die aktuelle Lage ist. Seit dem Hype Mitte des vergangenen Jahres, als Ziegel das neue Klopapier oder Speiseöl waren, das gehortet wurde, hat sich der Markt komplett gedreht.«
Seiner Einschätzung nach wird das Jahr 2023 nach einer langen Phase des Wachstums von deutlichen Mengenrückgängen geprägt sein. Gleichzeitig dürfe man die Ausgangslage aus dem vergangenen Jahr aber nicht zum Maß aller Dinge machen. »Dieses Jahr war nicht normal. Ob nun Normalität eintritt oder eine wahrhaftige Krise bevorsteht, wird sich zeigen. Tatsache ist, dass der Wunsch und die objektive Notwendigkeit zu bauen weiter vorhanden sind.« Eine wesentliche Schwierigkeit sieht Stefan Jungk in den erheblich gestiegenen Preisen entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Neben den Marktpreisen für Energie würden vor allem staatlich induzierte Kostensteigerungen im Rahmen der politisch gewollten Energiewende eine Herausforderung darstellen.
Mit vollem Einsatz Richtung Klimaneutralität
Apropos Energie: Juwö ist eines derjenigen Unternehmen, die bewusst den Weg zur Klimaneutralität einschlagen. Vor diesem Hintergrund hat Jungk ein ganz besonderes Highlight in petto: Juwö plant die Errichtung eines Solarparks auf anfangs fünf Hektar und später insgesamt 25 Hektar eigener Flächen. »Wir sehen die enormen Herausforderungen der politisch gewollten Transformation als Chance«, erklärt der Firmenchef stolz. »Wir beschäftigen uns bereits seit Jahren mit zahlreichen technischen Innovationen, die Energieeinsparungen ermöglichen und unseren bisherigen Energie-Mix substituieren sollen. Unser letztendliches Ziel ist eine weitgehende Emissionsfreiheit bei CO2.«
Nach umfangreichen Berechnungen und Vergleichen habe sich Photovoltaik und Windstrom als vielversprechende Option herausgestellt und sei somit ein entscheidender Bestandteil für den Erfolg der »Juwö-Energiewende« – nicht zuletzt deshalb, weil das Unternehmen über die erforderlichen Möglichkeiten und Flächen verfügt. »Soweit technisch machbar, möchten wir auf Elektrifizierung setzen«, führt Jungk weiter aus. »Die PV-Anlage in Verbindung mit einer direkten Anbindung an einen Windpark kann große Teile unseres elektrischen Energiebedarfs decken. Langfristig könnte auch die Nutzung von Energie durch Wasserstoff oder sogenanntes Ammoniak-Spaltgasdenkbar sein. Allerdings sind dies zwar vielversprechende Forschungsprojekte, aber die Technik ist im großen Maßstab noch nicht erfunden und daher noch nicht verfügbar. Wir möchten uns jedoch die Option für zukünftige Entwicklungen offenhalten, ebenso wie die Kooperation mit einem benachbarten großen Windpark als weitere nachhaltige Energiequelle.« Das große Ziel hat Juwö a
lso fest im Blick: die Transformation zur weitgehend klimaneutralen Produktion, für die wesentliche Prozesse immer weiter optimiert werden.
Neue Ziegel für hohe Ansprüche
Was die Produktion angeht, konzentriert sich Juwö weiter auf die neue »RX«-Serie, die dem Baustoff Ziegel noch breitere Anwendungsmöglichkeiten eröffnen soll. Die Ziegel dieser Serie sind laut Stefan Jungk aufgrund ihrer bauphysikalischen Werte für fast alle Anwendungen geeignet – sei es für Ein- oder Zweifamilienhäuser, Reihenhäuser oder Geschossbauten mit strengen Anforderungen an Wirtschaftlichkeit und Wohnfläche. Der neue Ziegel überzeugt nach Unternehmensangaben bereits in Wanddicken ab 30 cm durch herausragende technische Werte. Außerdem führe der deutliche Gewinn an Wohnfläche im Vergleich zu anderen Wandkonstruktionen zu Renditevorteilen. Die Kammern der massiven Ziegel aus gebranntem Ton werden mit einem patentierten und einzigartigen Produktionsverfahren mit Dämmstoff aus »PoroTec« gefüllt. Dieser Dämmstoff ist frei von Schadstoffen, zu 100 % recyclingfähig und fest mit dem Ziegel verbunden. Damit macht die wasserabweisende, holzfreie und nachhaltige »RX«-Serie Gebäude zukunftssicher, und das in massiver monolithischer Bauweise ohne Außendämmung.
Juwö bleibt sich mit seinem Fokus auf Effizienz und Nachhaltigkeit also treu. Früher wie heute und vermutlich auch in den nächsten Jahrzehnten.