Wärmedämmung und Gebäudetechnik zusammen denken

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Rund ein Drittel des Energieverbrauchs und etwa 30 Prozent der CO2-Emissionen in Deutschland entfallen auf den Gebäudebereich. Der EPS-Dämmstoffhersteller Hirsch Porozell bietet das passende Produktportfolio, um den CO2-Ausstoß von Gebäuden zu reduzieren und für eine ressourcenschonendere Bauweise zu sorgen. Doch aktuell fehlt es noch an der entsprechenden Investitionsbereitschaft in Deutschland. Hirsch Porozell-Geschäftsführer Christian Winter plädiert dafür, dass Wärmedämmmaßnahmen und Gebäudetechnik ganzheitlich betrachtet werden, und macht Vorschläge, wie der Wohnungsbau und die Sanierungsquote in Deutschland wieder angekurbelt werden könnten. 

»Zunächst sollte der Energiebedarf der Gebäude optimiert und anschließend die Energieerzeugung daran angepasst werden. Der CO2-Ausstoß der Gebäude macht einen hohen Anteil des Gesamtausstoßes aus, wird aber zu wenig beachtet.«  Christian Winter Geschäftsführer  von Hirsch Porozell

Energieeffizienz und Wärmeschutz sind zentrale Parameter für das moderne Bauen. Hirsch Porozell hat mit seinen Dämmstoffen aus EPS – das übrigens zu 98 Prozent aus Luft besteht – ein Produkt zur Hand, das praktisch in allen Gebäudeteilen eingesetzt werden kann. Sei es im Keller oder auf dem Dach, sei es an der Fassade oder am Fußboden. Das Dämmmaterial trägt zu einem gesunden Wohnklima bei und schont dabei Ressourcen – ob im Neubau oder auch bei der energetischen Sanierung.

»Alle Kernanwendungsbereiche haben bei uns die gleiche Priorität«, sagt Geschäftsführer Christian Winter. Auch die Kundenstruktur ist vielfältig: Neben dem Baustoff-, Bedachungs- und Fußbodenspezialhandel beliefert Hirsch Porozell mit seinem Vertriebsteam auch WDVS-Systemanbieter. Bis 2022 konnte sich das Unternehmen vor Aufträgen kaum retten, die Umsatzzahlen stiegen enorm. »Seit 2023 sind die Zinsen und Energiepreise gestiegen, während die Nachfrage nach Dämmprodukten deutlich zurückgegangen ist. Wir haben Schichten heruntergefahren – was im EPS-Bereich relativ einfach möglich ist – und Kurzarbeit eingesetzt, um Arbeitsplätze zu sichern«, erläutert Christian Winter. »Es gibt jedoch erste Zeichen, die hoffen lassen, dass die Talfahrt ein Ende nimmt. Dafür sprechen die erstmals wieder angestiegenen Baugenehmigungen.«  

Zertifizierte Qualität, weniger CO2

Die Voraussetzungen, dass Hirsch Porozell gestärkt aus der Krise hervorgeht, sind gut. Denn das Unternehmen hat zuletzt viel in die Automatisierung und Prozessoptimierung seiner sechs Produktionsstandorte investiert. Produziert wird bei Hirsch Porozell übrigens mit vom eigenen Maschinenbau in Österreich hergestellten Maschinen – was zu einer optimalen Abstimmung des Produktionsprozesses führt.


Daneben hat Hirsch Porozell eine Vielzahl von Maßnahmen ergriffen, die unter dem Oberbegriff Nachhaltigkeit stehen. Christian Winter nennt ein Beispiel: »Unsere Energiepolitik zielt auf eine stetige Verbesserung unserer Umwelt- und Energieleistung ab. Seit Bestehen von Hirsch Porozell in Deutschland reduzieren wir jedes Jahr unseren Energieverbrauch – um 15 Prozent innerhalb der letzten drei Jahre. Damit erreichen wir eine kontinuierliche Einsparung von CO2.«

Seit 2023 ist die gesamte Produktpalette von Hirsch Porozell vom Sentinel Holding Institut (SHI) erfolgreich mit dem »Qualitätssiegel nachhaltige Gebäude« (QNG) zertifiziert worden. Kriterium für die Zertifizierung ist die Schadstoffvermeidung in Baumaterialien. QNG ist ein staatliches Gütesiegel in Verantwortung des Bundesbauministeriums, nach dem akkreditierte Zertifizierungsstellen die Nachhaltigkeit von Gebäuden bestätigen. Auf der diesjährigen BAU in München wurde  Hirsch Porozell zudem mit dem SHI-Produktpass des Sentinel Holding Institut ausgezeichnet. Für Christian Winter ein weiteres wichtiges Upgrade: »Mit dem SHI-Produktpass können unsere Produkte nun für Gebäudezertifizierungen wie DGNB, BNB, BREEAM und EU-Taxonomie sowie die KfW-Förderung berücksichtigt werden. Besonders die QNG-ready-zertifizierten Produkte qualifizieren sich für KfW-Fördermittel, die nachhaltige Bauprojekte unterstützen.« Ein aktuelles Produktbeispiel für die Nachhaltigkeitsstrategie von Hirsch Porozell ist die Dämmplatte »EPSLow CO2«. Durch den Einsatz von nachwachsenden Rohstoffen und recycelten Materialien werden die CO2-Emissionen der Fassadendämmplatte um bis zu zwei Drittel im Vergleich zu ursprünglichen Rohstoffen reduziert – ohne die Leistung und Verarbeitungsqualität zu beeinträchtigen. 

Recycling und OCS-Zertifizierung

Gerade das Thema Recycling und Wiederverwertung spielt bei Hirsch Porozell eine wichtige Rolle: So werden EPS-Reste und Verschnitt auf den Baustellen gesammelt und in den bereitgestellten Werkstoffsäcken von Hirsch Porozell abgeholt. Das recycelte Styropor wird dann wieder als Basis für neue Produkte verwendet. Ein Beispiel dafür ist der Wärmedämm-Leichtbeton »Thermozell«, der aus 100 Prozent EPS-Rezyklat hergestellt wird. Die Ausgleichsschüttung eignet sich sowohl als Wärmedämmung wie auch für den Höhen- und Niveauausgleich. Auch in seinen eigenen Werken setzt Hirsch Porozell konsequent auf die Vermeidung von Abfällen und Mikroplastik. »Hier haben wir beispielsweise den ersten 

Standort mittels eines OCS-Audits zertifiziert. Weitere werden in den kommenden Monaten folgen«,  so Geschäftsführer Christian Winter. OCS steht für den Zertifizierungsstandard Operation Clean Sweep, eine freiwillige Initiative, die darauf abzielt, Granulatverluste in der Kunststoffindustrie zu minimieren und Maßnahmen zur Vermeidung zu harmonisieren.

Zwischen Bau-Turbo und Reformstau

Derart aufgestellt, will Hirsch Porozell schnellstmöglich wieder auf den Wachstumspfad zurückkehren. Dazu müssen aber auch die wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen verbessert werden, wie Christian Winter betont: »Die Klimaschutzziele im Gebäudebereich wurden bislang jedes Jahr verfehlt. Die Sanierungsquote ist gesunken, die Unsicherheit in der Förderpolitik ist gestiegen und die Diskussion über Wärmepumpen hat zugenommen. Sowohl im privaten als auch im öffentlichen Bereich sind die Investitionen zurückgegangen«, beschreibt Winter die aktuelle Situation. Auch würde der Hirsch Porozell-Geschäftsführer gern andere Schwerpunkte setzen: »In den letzten Jahren ist die Einsparung von Energie durch Wärmedämmmaßnahmen in den Hintergrund geraten und es wurde leider mehr über Gebäudetechnik gesprochen. Aus unserer Sicht ist es wichtig, beide Aspekte zu berücksichtigen. Zunächst sollte der Energiebedarf der Gebäude optimiert und anschließend die Energieerzeugung daran angepasst werden. Der CO2-Ausstoß der Gebäude macht einen hohen Anteil des Gesamtausstoßes aus, wird aber zu wenig beachtet.«

Und was kann die Politik tun, damit die Wirtschaft wieder in Schwung kommt? »Wir wünschen uns Steuererleichterungen, Konjunkturprogramme und eine langfristig angelegte staatliche Förderung, um den Wohnungsbau und die Sanierungsquote anzukurbeln«, sagt Christian Winter, der durchaus anerkennt, dass die neue Bundesregierung positive Signale gesetzt hat, etwa durch eine Aufstockung der Investitionen für den sozialen Wohnungsbau. Auch den Bau-Turbo, der die Planungs- und Genehmigungsprozesse beschleunigen soll, begrüßt Christian Winter. »Doch bisher steht alles nur auf dem Papier. In der Realität ist von Aufschwung noch nichts zu spüren.« Es gehe darum, dass Bau-Turbo, Wohnungsbau und Infrastrukturprojekte nicht im Reformstau  steckenblieben. Hirsch Porozell will seinen eingeschlagenen Weg in Zukunft konsequent fortsetzen. Auch in den kommenden Jahren soll in  Maschinentechnik und Automatisierung investiert werden – unterstützt vom eigenen Maschinenbau der Hirsch-Gruppe. »Bei den Innovationen setzen wir weiter auf Produkte mit einem verbesserten CO2-Fußabdruck, aber auch auf Optimierungen bei den Dämmstoffeigenschaften.« Außerdem will Christian Winter neue Einsatzmöglichkeiten  erschließen: »So stehen auch Verbundelemente zur Verbesserung des Brandschutzes im Flachdachsegment zur Anwendung mit Photovoltaikanlagen im Fokus sowie neue Anwendungsbereiche wie etwa im Garten- und Landschaftsbau bzw. Straßenbau als Ersatz für Schüttungsprodukte.«

 

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