Finstral: »Wir machen Fenster fürs Leben« – Finstral feiert 50. Geburtstag

Funktional und ästhetisch, dafür stehen die Fenster des italienischen Herstellers Finstral. In diesem Jahr feiert das Familienunternehmen 50. Geburtstag. Mittlerweile hat die zweite Generation im Betrieb Einzug gehalten und zusammen werden neue Designs entwickelt, Fenster optimiert sowie weitere Produkte in das Sortiment aufgenommen. Anlässlich des 50-jährigen Jubiläums hat die Familie Oberrauch der baustoffPARTNER-Redaktion einen Einblick in den Firmenhauptsitz in Unterinn am Ritten in Südtirol gewährt sowie in zwei der Werke, in Scurelle und Borgo.

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Von: Christine Seif

Eigentlich war Hans Oberrauch Tischler mit einem Faible für Möbeldesign. Die Harmonie von Ästhetik und Funktion hat ihn schon damals fasziniert. 1968 hörte er das erste Mal von Kunststoff-Fenstern. Eigentlich nur mit Holz arbeitend, wusste er schon damals, dass sich mit Hart-PVC etwas anfangen ließe. So wurde das Unternehmen Finstral gegründet und hat bis heute sein Kerngeschäft in hochwertigen Kunststoff-Fenstern.

1976 holte Hans Oberrauch seinen Bruder Luis in die Firma und gemeinsam entwickelten sie Kunststofffenster, die anspruchsvolle Kunden in Funktion und Ästhetik überzeugen sollen. Um jedoch wirtschaftlicher zu werden und die Qualität zu erhalten, die den beiden Brüdern vorschwebte, holten sie immer weitere Prozesse in das eigene Unternehmen. Es wurden eigene Systeme entwickelt und seit 1980 werden die Profile im eigenen Werk extrudiert. Auch das Isolierlas wird seit diesem Zeitpunkt im eigenen Haus hergestellt. Heute bietet Finstral Fenster-Systeme komplett aus einer Hand – von der Planung über die Fertigung bis hin zur zertifizierten Montage.

Übergang von erster zur zweiten Generation

Doch nicht nur Hans Oberrauch und sein Bruder Luis haben aus Finstral das Unternehmen gemacht, das es heute ist – bereits die zweite Generation, die mittlerweile im Familienbetrieb tätig ist, hat maßgeblich dazu beigetragen. Insgesamt sechs Familien­mitglieder sind aktuell in Führungspositionen – an der Spitze Joachim Oberrauch, Sohn des Firmengründers Hans. Er leitet zusammen mit seinem Onkel Luis als Geschäftsführer die Geschicke des Betriebs. Alle wollten freiwillig Teil des Familienunternehmens sein und sind dementsprechend mit Herzblut dabei.

»Finstral ist ein Familienunternehmen und das ist uns sehr wichtig. Wir gehen hier sehr partnerschaftlich um, sowohl mit unseren Mitarbeitern als auch mit Händlern und Kunden«, erzählt Joachim Oberrauch. Flache Hierarchien und eine enge Zusammenarbeit sind an der Tagesordnung. Dass dieses Konzept gut ankommt, zeigt auch die hohe Anzahl an Langzeitbeschäftigten: Über 850 Mitarbeiter sind seit über zehn Jahren bei Finstral tätig, fast 300 sogar seit mehr als 25 Jahren.

Immer die Bedürfnisse des Kunden im Blick

Die Zielgruppe von Finstral sind anspruchsvolle Kunden, die Wert auf Funktionalität und Ästhetik legen. Um ihren Ansprüchen gerecht zu werden, stehen diese Bedürfnisse immer im Vordergrund – ob bei der Entwicklung, der Planung oder in der Produktion. »Wir stellen uns immer als Erstes die Frage, was möchte der Kunde. Was steht im Vordergrund. Wärmedämmung, Sonnenschutz, Sicherheit, Schallschutz, Design, Pflegeleichtigkeit? Mit unserem Finstral-Planer ermitteln wir genau die Bedürfnisse und können so die perfekten Fenster für den Kunden liefern«, so Lucas von Gwinner, Marketingleiter bei Finstral.

Anhand dieser Bedürfnisse werden die Fenster auch stetig weiterentwickelt. Aktuell ganz neu auf dem Markt ist das »Fin-Window 77«. Es ist seit wenigen Wochen erhältlich und soll in eineinhalb bis zwei Jahren das »Fin-Window 72« ersetzen. »Das ist für uns ein wirklich großer Schritt, unser bestes Produkt praktisch komplett vom Markt zu nehmen. Aber das ›Fin-Window 77‹ bringt nur Vorteile mit sich und bietet dem Kunden in zahlreichen Punkten Verbesserungen. Zudem ist der Preis für den Kunden genau der gleiche. So hat er also mehr Qualität zum gleichen Preis«, erklärt Joachim Oberrauch.

Des Weiteren gibt es durch das neue Fenster eine noch größere Gestaltungsvielfalt. Finstral bietet sowohl reine Kunststoff-Fenster als auch Kombinationen mit Alu und Holz an.

Immer Kunststoff im Kern

»Wir sind von dem Material Kunststoff für Fenster absolut überzeugt. Plastik hat einen schlechten Ruf, doch das hat überhaupt nichts mit unserer Fensterproduktion zu tun. Zum einen sind die Eigenschaften von Kunststoff, vor allem seine Langlebigkeit, im Fensterbau von großem Vorteil, zum anderen haben wir bei PVC null Abfall – sowohl alle Produktionsüberreste als auch alte Finstral-Fenster werden von uns sortenrein recycelt und dem Kreislauf wieder zugeführt«, so der Geschäftsführer. »Mindestens sieben bis acht Mal kann dieser Kunststoff recycelt werden – und bei einer Lebensdauer von mindestens 25 bis 30 Jahren pro Fenster kann der Kunststoff eine lange Zeit genutzt werden.«

Aufgrund dieser Überzeugung haben auch alle Finstral-Fenster einen Kern aus Kunststoff. Zwar gibt es sie in Kombination mit Alu oder Holz, der Kern ist jedoch immer aus Kunststoff.

Für jedes Design das passende Fenster

Die Ansprüche der Kunden sind in den vergangenen Jahren immer weiter gewachsen, gerade auch hinsichtlich Ästhetik. Fenster erfüllen nicht mehr nur den Zweck, Licht in einen Raum zu lassen. Sie müssen neben Dämmung, Schallschutz und Sicherheit auch designtechnisch zum Wohnkonzept und dem Charakter des Hauses passen. Gerade schlanke Profile sind seit einiger Zeit gefragt und daher hat Finstral solche Fenster entwickelt. Dies funktioniert auch aufgrund der Glas-Verklebung so gut. »Bereits seit Anfang der 2000er Jahre haben wir angefangen, das Glas im Flügelrahmen zu verkleben, nicht zu verklotzen. Das hat sich bewährt und mittlerweile verkleben wir alle Scheiben im Rahmen. Das bringt dem Fenster mehr Stabilität und dadurch können deutlich dünnere Rahmen realisiert werden«, so Joachim Oberrauch.

Ein besonders designstarkes Fenster vom italienischen Hersteller ist sogar komplett verglast. Das Glas geht praktisch über den Rahmen des Flügels und hat somit eine randlose Optik. Die Designlinie »Cristal« erfreut sich bei Kunden immer größerer Beliebtheit und erzeugt gerade bei modernen Neubauten eine besondere Optik. Trotz diesem anspruchsvollen Design erfüllen auch diese Fenster hohe Funktionalität. »Wir gehen mit dem Design nur so weit, wie es die Funktionalität erlaubt und umgekehrt.«


Erst Aluminium, jetzt eigene Pulverbeschichtung

Kunststoff ist laut Familie Oberrauch zwar der perfekte Werkstoff für Fenster, aber der Kunde möchte mehr. Daher hat Finstral seit vielen Jahren auch Aluminium-Kombinationen im Sortiment. Damit sich der Kunde sein individuelles Fenster selbst zusammensetzen kann, wurde vor rund sieben Jahren »Fin-Project« ins Leben gerufen. Wie in einem Art Baukasten können die verschiedenen Varianten gewählt werden und modular auf den Kunststoffkern aufgebracht werden.

Da Aluminium gerade in den vergangenen Jahren immer gefragter wird und mit der höheren Nachfrage auch die Vielfalt immer stärker in den Fokus rückt, hat sich Finstral im vergangenen Jahr dazu entschlossen, auch die Pulverbeschichtung des Aluminiums ins eigene Haus zu holen. »Nur so haben wir die Qualität wieder selbst in der Hand und können die Produkte individuell fertigen. Seit einigen Wochen läuft die Produktion im Werk in Borgo und wir sind bis jetzt sehr zufrieden mit den Abläufen und den Produkten«, so Florian Oberrauch, Sohn von Luis Oberrauch, Mitglied im Verwaltungsrat und verantwortlich für die Produktion.

Glas von Anfang an mitgestalten

Die Qualität selbst bestimmen und von Anfang an den Prozess beeinflussen, war 2014 auch der ausschlaggebende Grund dafür, einen neuen Glas-Härteofen anzuschaffen. Im Werk in Scurelle ergaben sich so neue Möglichkeiten, das Glas bereits von Anfang an zu bearbeiten, wie zum Beispiel mit Emaille – entweder mit der Rand- oder Vollemaillierung. Aktuell werden rund 200 bis 250 emaillierte Scheiben in der Woche produziert.

Das Material Glas, das Finstral von Saint Gobain bezieht, wird dann in den eigenen Werken von A bis Z weiterverarbeitet. Allein im Werk Scurelle entstehen täglich rund 1 500 m2 Isolierglas. Dort wird das Glas auch direkt weiterverarbeitet. In einer Halle werden die Flügel montiert, in einer weiteren die Rahmen. Die Profile und Beschläge werden aus anderen Finstral-Werken nach Scurelle geliefert. Hier entstehen pro Woche rund 2 600 Fenster.

»Wir haben insgesamt zehn Werke in Südtirol und Italien und vier in Deutschland. Grundsätzlich wird in jedem Werk das produziert, was dann auch vor Ort verkauft wird. Zudem schauen wir, wo wir geeignete Fachkräfte finden. Das war auch ein entscheidender Grund, ein Werk bei Verona zu bauen, das die eigene Holzfertigung übernimmt. In dieser Region gibt es viele Tischler und Schreiner, die wir für die hohe Qualität unserer Fensterrahmen brauchen«, erzählt Lucas von Gwinner.

Holz – jetzt aber richtig

Auch wenn Kunststoff-Fenster das eigentliche Metier von Finstral sind, gibt es zahlreiche Kunden, die auf den natürlichen Werkstoff Holz bei Fenstern nicht verzichten wollen. »Bereits vor ein paar Jahren hat Finstral angefangen Kunststoff-Fenster in Kombination mit Holz für die Innenseite zu fertigen. Aber der Erfolg war nicht wie erwartet. Vor rund zwei Jahren haben wir dann überlegt, was wir machen sollen: Holz wieder aus dem Sortiment nehmen oder es richtig machen. Wir haben uns dafür entschieden, es richtig zu machen und fertigen seit 2018 nun auch die Holzrahmen selbst in unserem Werk bei Verona«, erzählt Florian Oberrauch. Seitdem hat sich bei Finstral auch hinsichtlich der Holz-Fenster der gewünschte Erfolg eingestellt.

»FoRes« – Nachhaltigkeit im Material

Um das Angebot komplett zu machen, bietet Finstral für Fensterrahmen ein weiteres Material namens »ForRes«, eine Mischung aus Kunststoff und Reisschalen, einem Abfallprodukt der Landwirtschaft, an. Das nachhaltige Produkt hat eine feine, offenporige Struktur und ist vielseitig gestaltbar. »ForRes« gibt es in sechs durchgefärbten Farbtönen und damit passend zu verschiedenen Gestaltungskonzepten.

Apropos Gestaltung – auch damit kann sich Finstral sehen lassen. Es gibt drei Bautiefen, zehn Flügelvarianten in Kunststoff, sieben durchgefärbte Kunststofffarben und drei Kunststoff-Holzprofile. Das besondere bei letzteren ist, dass die Folie dafür nicht aufgeklebt, sondern verschweißt wird, wie auch bei jeder anderen Folie, zum Beispiel für UV-Schutz. Die Strukturen werden dann direkt in das Profil gefräst, was eine naturgetreue Optik vermittelt.

Schiebetüren, Haustüren, Wintergärten und Co

Auch wenn Fenster das Hauptgeschäft von Finstral sind, bietet das Sortiment auch hochwertige Warm-Wintergärten, Glaswände, Schiebetüren und Haustüren. Gerade bei den Haustüren wird das Sortiment in nächster Zeit noch deutlich erweitert, damit der Kunde ein harmonisches Gesamtsortiment erhält.

Doch zum Gesamtsortiment gehört noch mehr. Bei Finstral wird sich viele Gedanken darum gemacht, wie der Einbau von Fenstern und Türen noch einfacher gestaltet werden kann. So ist zum Beispiel die Montagezarge entstanden. Die »FIN-Fix-Montage­zarge« ist ein wärmedämmender Kunststoffrahmen aus recyceltem PVC, der in der nassen Bauphase im Rohbau ins Mauerwerk eingeputzt wird. Erst nach Abschluss der groben Bauarbeiten wird in der trockenen Bauphase das eigentliche Fensterelement eingesetzt. So ist es vor Beschädigungen während der Bauphase geschützt. In Italien ist die Montagezarge laut Finstral nahezu Standard, im deutschen Markt hat sie sich noch nicht in diesem Maße etabliert. Dieses System gibt es von Finstral auch für die Haustüre, inklusive Bautür für die Bauphase.

»Eine weitere Innovation ist unser Vorschub-Montagesystem. Bei Sanierungen können die Fenster so mit relativ wenig Aufwand ausgetauscht werden«, erklärt Joachim Oberrauch. Dabei müssen die alten Holz-Fensterrahmen nicht entfernt werden. Sie werden nur zurückgeschnitten und mit einem neuen Rahmen und neuen Anschlussprofilen verblendet. «Das bedeutet für den Kunden neue Fenster in nur zwei Stunden.«

Service ist das A und O

Da bei Finstral der Service ein elementarer Punkt der Unternehmensphilosophie ist, versucht das Team, sowohl den Service gegenüber den Endkunden als auch den Partnerbetrieben kontinuierlich zu verbessern. Das fängt bei der Beratung an und hört bei der Montage auf. »Ein gutes Fenster ist nur dann für den Kunden perfekt, wenn es auch perfekt montiert ist, daher haben wir vor einigen Jahren die zertifizierte Montage eingeführt«, erklärt Joachim Oberrauch. »Unsere Montage-Partner sind speziell geschult und werden regelmäßig weitergebildet und auch stichprobenartig kontrolliert. 2013 hat Finstral vom Institut für Fenstertechnik Rosenheim diese Montagezertifizierung erhalten. Mittlerweile sind bereits 167 Betriebe IFT-zertifiziert. Damit kann sich der Kunde auf eine fachgerechte Montage verlassen.«

Außer den zertifizierten Betrieben in der Montage arbeitet das italienische Familienunternehmen auch im Vertrieb mit zahlreichen Partnerstudios zusammen. »Neben unseren eigenen Vertriebsniederlassungen, in deren Ausstellungen die Kunden einen Überblick über unsere Produkte sowie eine fundierte Beratung erhalten, gibt es mittlerweile über 100 Partner-Studios sowie über 150 Partner-Händler. Dieses ›Partner-Programm‹ haben wir 2016 gestartet und wir sind mit der Entwicklung äußerst zufrieden«, so der Marketingleiter. Wir bieten unseren Kooperationsfirmen unsere fachliche Unterstützung an und sorgen selbstverständlich für aktuelles Anschauungsmaterial. Händler mieten bei uns zum Beispiel unsere fertig bestückten Partner-Theken, an denen alles vorhanden ist, um den Kunden umfassend zu beraten. Wir kommen in regelmäßigen Abständen vorbei und aktualisieren dann sowohl die Produkte als auch Kataloge und Broschüren. Diese Hilfestellung kommt im Handel gut an und wir freuen uns, dieses Partner-Programm weiter auszubauen und neue Händler dafür zu gewinnen.«

Für die Zukunft gewappnet

Mit der zweiten Generation ist bei Finstral eine motivierte Führungsriege im Unternehmen, die den Familienbetrieb weiter voranbringen und sich als Marke auch außerhalb Italiens platzieren möchte. »Wir leben Fenster« ist das Motto von Finstral und das ist sowohl in der Familie Oberrauch sowie auch den Werken sowie im Firmenhauptsitz in Unterinn deutlich zu spüren. Sowohl Erfindergeist als auch die Leidenschaft für Fenster waren beim Besuch bei Finstral allgegenwärtig und das lässt gespannt darauf sein, was das italienische Familienunternehmen in den nächsten 50 Jahren noch hervorbringen wird.  J  

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