Die Terrasse als »Lifestyle-Produkt«

Seit Mai vergangenen Jahres gehört Michael Hellmund dem Vorstand der EHL AG an. Anlässlich seiner Ernennung zum Vorstandssprecher richtete er bereits einen Blick auf die anstehenden Aufgaben hinsichtlich Vertriebsentwicklung, Organisation und produktstrategischer Ausrichtung. Die vorhandenen Unternehmensstrukturen, so Hellmund, seien in den operativen Bereichen gut und ausbaufähig, die strategische Ausrichtung des Unternehmens wolle er gemeinsam mit dem Führungsteam bewerten und gegebenenfalls neu ausrichten.

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»Unser Kerngeschäft sehen wir im Bereich des Fachhandels. Hier liegt unsere Stärke. Das Baumarkt- und das Projektgeschäft sind weitere Vertriebskanäle und runden unseren Marktauftritt ab.«
Michael Hellmund
Vorstandsprecher der EHL AG


Baustoff-Partner: Herr Hellmund, die Weichen für eine erfolgreiche Weiterführung des operativen Geschäfts sind bereits vor vier Jahren gestellt worden_ Durch die Umsetzung strategischer Direktorialbereiche wie Marketing und Produktentwicklung, Vertrieb und Kundenservice, Finanzen und Controlling sowie Technik und Produktion stellte sich EHL auf eine Umstrukturierung ein. Wie lautet Ihre Bilanz nach einem Jahr in Ihrer jetzigen Position? Wo konnten Sie bereits Akzente setzen?

Michael Hellmund_ In diesem ersten Jahr habe ich mich sehr intensiv mit dem Vertrieb, dem Marktauftritt und dem Portfolio sowie der Organisation des Unternehmens auseinandergesetzt. Die verschiedenen Arbeitsbereiche wurden analysiert, optimiert und erweitert. Klare Strukturen und effiziente Prozesse wurden eingeführt. So haben wir unter anderem die Anzahl unserer Vertriebsregionen verringert, mit Olaf Marks einen neuen Vertriebsdirektor eingesetzt, ein zentrales Qualitätswesen eingeführt, das Produktportfolio gestrafft und Mitarbeiter im Vertrieb, Versand und Produktion intensiv geschult. Heute kann ich sagen_ Die EHL AG ist gut aufgestellt.

Baustoff-Partner: Von 2007 bis 2013 hatten Sie sechs Jahre lang den Vorstandsvorsitz beim Badkeramik-Hersteller KERAMAG inne. Mit KERAMAG werden Attribute wie Lifestyle, Ambiente, Design und Technik assoziiert. Die Kernkompetenzen der EHL AG indes bilden Betonpflastersteine und Betonbauteile für den GaLaBau. Was können Sie aus Ihrer vorherigen Tätigkeit auf die Erfordernisse Ihrer jetzigen Aufgaben übertragen?Hellmund: Es war und ist für mich immer noch überraschend, wie viele Parallelen es gibt_ Gestaltung, Formsprache und schlicht das »Wohlfühlen« gilt für die Gestaltung einer Terrasse oder eines Gartens im gleichen Maße wie für das eines Badezimmers. Es wird nicht ein Stein, sondern ein Konzept, also eine Idee zur Gestaltung, verkauft. Der private Endkunde sucht nicht mehr lediglich eine funktionale Lösung; er möchte die zu ihm und seinen individuellen Bedürfnissen passenden Produkte erwerben. Dazu bietet die EHL AG als Deutschlands führender Hersteller von Betonpflastersteinen und modernen Betonbauteilen ein breites Spektrum an Formaten, Farben sowie miteinander kombinierbaren Produkten an. Ambiente und Lifestyle spielen dabei eine wesentliche Rolle. Schließlich begleitet die Kaufentscheidung den Kunden über viele Jahre. Und er möchte auch nach einigen Jahren noch sicher sein, die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Diese Attribute gelten auch für das Projektgeschäft mit Kommunen, Bauträgern und sonstigen B2B-Partnern. Allerdings ist hier das Augenmerk häufiger auf Funktion, Preis und konkreten Nutzen gerichtet.

Baustoff-Partner: In den Unternehmensleitlinien steht zu lesen, dass sich das gesamte Denken und Handeln bei EHL am Kundennutzen orientiert. Was kommt von diesen Grundsätzen beim Kunden an? Was bietet EHL seinen Kunden in puncto Produktportfolio?

Hellmund: Wir verfolgen für ­unsere verschiedenen Vertriebswege unterschiedliche Ansätze: Wir hören zu und gehen sehr gezielt auf die Wünsche unserer Kunden ein. Im vergangenen Jahr haben wir mit der EHL-Edelserie auf die Marktnachfrage reagiert und großformatige Steinformate mit neuen Oberflächen für den Premium-Anspruch entwickelt. Diese Serie wird ebenso wie die neuen »Kenarli«-Produkte sehr gut angenommen. Im Bereich Heim und Garten bieten wir dem Fachhandel praktische Systemlösungen an, um dem Kunden die Auswahl und den Aufbau so einfach wie möglich zu machen.
Davon getrennt bieten wir im Bereich Baumarkt besonders handliche und leicht zu verarbeitende Produkte an. Hier arbeiten wir stets eng mit dem Marketing und den Fachausschüssen der jeweiligen Gruppe zusammen.
Das Projektgeschäft hat eigene Spielregeln_ Für Industrie und Gewerbe sowie für Städte und Kommunen bieten wir über das Standardportfolio hinaus ab einer gewissen Größenordnung Sonderteile an. Dazu zählen wir Pflaster und Platten in den von unseren Kunden gewünschten Steinstärken, individuellen Oberflächen und Farben, ferner Fassadenblender und Außenmöblierung sowie natürlich Stützwinkel in Standard- und Sondermaßen.

Baustoff-Partner: Wo sind die Stärken im Bereich Logistik und Lieferfähigkeit?

Hellmund: Durch die konsequente Vernetzung aller EHL-Standorte ergibt sich eine flächendeckende Logistik, welche letztlich zu unserem Credo führt: »Das richtige Produkt zur richtigen Zeit am richtigen Ort«. Das Basisprogramm wird durch regionale Produktionsbereiche abgedeckt, Sonderprogramme sind durch differenzierte Logistikkonzepte schnell verfügbar. Leistungsstarke, moderne Produktionsbetriebe vor Ort, großzügig angelegte Stützpunktläger und die ständige überregionale Koordination der Produktion führen zu einer hohen Lieferfähigkeit. So kann schnell, neben der Lieferung des Basissortiments, auf individuelle Wünsche eingegangen werden. Falls dennoch einmal Lieferengpässe eintreten, hängt dies vor allem mit der starken Nachfrage bestimmter Produkte zusammen. Hier lohnt sich rechtzeitiges Disponieren oder Einlagern vor dem Saisonstart.

Baustoff-Partner: Warum lohnt es sich, mit EHL als Lieferanten zusammen zu arbeiten? Wie definieren Sie das Thema »Partnerschaft« mit Ihren Kunden – sowohl auf den Handel, als auch auf den Verarbeiter bezogen?

Hellmund: Eine gute Partnerschaft basiert auf Vertrauen, ­Ehrlichkeit und fortlaufender Kommunikation. Wir halten unsere Versprechen. Und wenn es eben mal nicht ganz rund läuft, dann verstecken wir uns nicht, sondern stellen uns der Situation. Gemeinsam mit unseren Kunden sprechen wir die Themen durch und finden dann schnell eine effiziente Lösung. Darauf können sie vertrauen. Partnerschaft bedeutet auch, sich gegenseitig zu unterstützen. Für intensive Beratungen werden die EHL-Musterschauen von unseren Verarbeitern und deren Kunden sehr gerne genutzt. Unsere Profis stehen unseren Kunden während dieser Beratungen auf Wunsch gerne mit Rat und Tat zur Seite. Auch der EHL-DigiSolution-Service findet bei den GaLaBauern großen Anklang und hilft ihnen, ihre Kunden bestmöglich zu beraten. Schließlich schulen wir unsere Geschäftspartner bzw. deren Kunden in unseren Ausstellungen fortlaufend zu aktuellen Themen und Neuprodukten.

Baustoff-Partner: Wer sind Ihre Kunden?

Hellmund: Wir beliefern den Baustoffhandel und auch die Baumärkte. Endkunden beraten wir, aber unsere Produkte sind ausschließlich über den Fachhandel bzw. Baumärkte zu beziehen, wir sind unserem Vertriebsweg treu.

Baustoff-Partner: In welchen Bereichen werden die EHL-Produkte eingesetzt? Und wo ist EHL zurzeit am stärksten?

Hellmund: Unser Kerngeschäft sehen wir im Bereich des Fachhandels. Hier liegt unsere Stärke. Das Baumarkt- und das Projektgeschäft sind weitere Vertriebskanäle und runden unseren Marktauftritt ab.

Baustoff-Partner: Wenn man – rückblickend auf Ihre frühere Tätigkeit – die Innovationszyklen in der Sanitärindustrie betrachtet, ist festzustellen, dass die Unternehmen zu den jeweiligen Fachmessen Jahr für Jahr eine große Menge an Innovationen vorstellen. Wie sieht das im Bereich Beton aus. Sind da noch »produkttechnische Quantensprünge« möglich? Womit setzt sich EHL (heute und in Zukunft) vom Wettbewerb ab?

Hellmund: Auch in der Baustoffbranche werden Jahr für Jahr Neuprodukte vorgestellt. So stehen je nach Entwicklungsstand und Trends technische Neuerungen, neue Oberflächen oder neue Formate oder Farben im Vordergrund. Gerade auf der letzten GaLaBau in Nürnberg hat die EHL AG Studien zur Oberflächengestaltung gezeigt, die für viele Marktteilnehmer positiv überraschend waren. Ob »Quantensprünge« möglich sind, wird sich zeigen, aber mit der EHL AG wird weiterhin immer zu rechnen sein.

Baustoff-Partner: Ein kurzer Blick zurück: Wie verlief das Jahr 2014 aus Sicht Ihres Unternehmens?

Hellmund: Aufgrund des milden Winters begann die Saison im vergangenen Jahr schon erfreulich früh. Die daraus resultierenden Umsatzzahlen waren sehr zufriedenstellend. Die EHL AG ist einen deutlichen Schritt nach vorne gegangen und hat ihre Position am Markt weiter ausgebaut.

Baustoff-Partner: Wie lautet Ihre Prognose für das laufende Jahr? Was steht vorrangig auf der Agenda?

Hellmund: Das Jahr 2015 steht bei der EHL AG für drei Dinge_ Erstens werden wir die Produktverfügbarkeit durch stabile und effiziente Pro­zesse verbessern. Zweitens steht eine konsequente Qualitätsverbesserung im Bereich ­Produkte und Services an, wozu insbesondere auch die Erreichbarkeit des Vertriebs und die ­Verlässlichkeit der Lo­gistik zählen. Und drittens werden wir in unsere Mitarbeiter und ­Kundenbeziehungen inves­tieren. – gr –

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