Der früher schmucklose »Kasten« der Deutschen Rockwool wurde dabei so klug ertüchtigt, aufgestockt und umgestaltet, dass die DGNB Deutsche Gesellschaft für nachhaltiges Bauen das sanierte Gebäude schließlich mit einem Zertifikat in Gold auszeichnete. Viele Ökologen fordern, dass zukünftig weniger neu gebaut und mehr saniert sowie aufgestockt wird. Der Vorteil: Es werden keine neuen Flächen versiegelt und weniger Baustoffe müssen entsorgt oder gar deponiert werden. Volker Christmann, Vorsitzender der Geschäftsführung der Deutschen Rockwool, ist deshalb überzeugt, dass in Gladbeck eine Sanierung mit Modellcharakter gelungen ist. »Es ist richtig und wichtig, dass die Politik in Europa vor allem die energetische Ertüchtigung des Gebäudebestands fordert und fördert«, erklärt Christmann, „aber aus Sicht der Rockwool Gruppe geht es auch darum, so zu modernisieren, dass in der Zukunft möglichst viel Bauabfall vermieden wird. Deshalb haben wir vor allem auf Baustoffe und Konstruktionen gesetzt, die im Notfall, also bei einem Rückbau, sortenrein getrennt und recycelt werden können.« Die Steinwolle-Dämmstoffe aus den Rockwool Werken etwa könnten auch in fünfzig Jahren noch ohne Wertverlust wieder zu neuen, ebenso hochwertigen Dämmstoffen verarbeitet werden. Schon in der Bauphase wurden Steinwolle-Reste und Verschnitt, die von den verschiedenen Gewerken gesammelt wurden, zurück in die Produktion gefahren, eingeschmolzen und zu neuem Dämmstoff verarbeitet.
80 Prozent weniger Primärenergiebedarf
Die Sanierung wurde vor der Beauftragung des Generalunternehmens Goldbeck einer kritischen Kosten-Nutzen-Analyse unterzogen: »Es ging uns ja auch darum, eine Sanierung zu realisieren, die Modellcharakter für Unternehmen hat, die den Dämmstoff nicht selbst herstellen«, so Peter Peters, Direktor Vertrieb der Deutschen Rockwool und Projektleiter der Sanierung. Da man Vorreiter sein wolle bei der Sanierung auch gewerblicher Bestandsimmobilien, dürfe man nicht durch unwirtschaftliches Handeln diejenigen verschrecken, die Neubau und Sanierung streng betriebswirtschaftlich gegeneinander abwägen. Auch sei zu beweisen gewesen, dass mit einer umfassenden Sanierung die Anforderungen mindestens der gültigen Gesetzgebung an den Wärme- und Brandschutz zu erfüllen sind, faktisch aber die deutlich strengeren Zielmarken der Rockwool Gruppe erreicht werden. Im Falle der Immobilie in Gladbeck sei beides nachweislich gelungen.
Der Primärenergiebedarf des Bürogebäudes für jetzt immerhin fast 130 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen konnte durch die Sanierung um über 80 Prozent gesenkt werden. Der im Zuge der Sanierung vollzogene Anschluss an das Fernwärmenetz der Stadt Gladbeck und die eingebaute Fernwärmeheizung führten zu einer weiteren Minderung der CO2-Emissionen. Durch Aufstockung des Gebäudes wurden 435 m2 zusätzliche Bürofläche geschaffen. Indem als Dämmstoff durch alle Gewerke ausschließlich Steinwolle eingesetzt werden durfte, erfüllt das Gebäude nach seiner Sanierung darüber hinaus hohe Standards beim Brandschutz: Steinwolle ist nicht brennbar, reduziert also das Risiko einer Zerstörung des Gebäudes durch einen Brand.
Klimaeffekt dank Dach- und Fassadendämmung
Relevant für die gute Bewertung des sanierten Gebäudes durch die DGNB sind auch Merkmale, die den Wert einer Immobilie für deren Nutzer ausmachen. Durch die Sanierung des Gebäudes habe sich die Aufenthaltsqualität in den Büros ebenso wie der Zugang zum Gebäude für Menschen mit Behinderung aus Sicht der DGNB deutlich verbessert. Eine kontrollierte Raumlüftung sorgt für einen hygienischen Luftaustausch. Die überall verarbeitete Steinwolle schützt vor Straßenlärm und verbessert die Raumakustik. Gemeinsam mit einer außen liegenden Beschattung sorgt die Dämmung von Dach und Fassade zugleich dafür, dass es selbst an heißen Tagen und ohne Klimaanlage in den Büros angenehm bleibt. Alle Büros erhielten bodentiefe große Fenster, sodass die Arbeitsplätze viel Tageslicht erreicht. Dank der Dreifachverglasung verhindern auch sie Wärmeverluste im Winter. Die außen liegende Beschattung schützt vor zu viel Hitze im Sommer.
Die Fassadengestaltung ergab sich aus der Kombination eines Wärmedämmverbundsystems der Tochtergesellschaft HECK Wall Systems mit einem dickschichtigen Kratzputz und Steinwolle-Kern sowie zwei verschiedenen Vorhangkonstruktionen in den oberen Geschossen. Sie verbergen die Steinwolle hinter weißen Fassadentafeln der Konzernschwester Rockpanel und Rauten aus Zinkblech.
Die früher zahlreichen Einzelbüros wurden überwiegend geöffnet. Zwei große Freiflächenbüros auf jeder Etage sollen den Austausch in den Teams erleichtern. Für eine gute Raumakustik sorgen Abhangdecken und schallabsorbierende Akustiksegel der Konzernschwester Rockfon. Mit dem neuen Gebäude tritt die Rockwool Gruppe den Beweis dafür an, dass auch gewerblich genutzte Bestandsgebäude saniert und zukunftsfähig gemacht werden können. »Statt immer neue Flächen zu bebauen und veraltete Industrie- und Verwaltungsgebäude einem kontinuierlichen Downgrading zu überlassen, sollten wir in Deutschland häufiger prüfen, ob sich wandelnde Bedürfnisse von Unternehmen an Büros oder Produktionsstätten nicht durch bestehende und energetisch ertüchtigte Bestandsgebäude decken lassen«, empfiehlt Christmann. »So senken wir die Zahl der neu versiegelten Flächen, reduzieren die Menge der Bauabfälle in Deutschland und senken die Menge der CO2-Emissionen deutlich.« J