Der dichte Bau GmbH Das begrünte Retentionsdach als Wasserspeicher

Um Starkregenereignissen und der damit verbundenen Überlastung der Kanalisation wirkungsvoll zu begegnen, ist ein optimiertes Regenwassermanagement, etwa durch Retentionsdächer, nötig, wie das Informationszentrum Der dichte Bau betont. Diese stellen eine wirksame, vorbeugende Maßnahme gegen Überschwemmungen von Straßen oder überflutete Keller dar.

Pressemitteilung | Lesedauer: min | Bildquelle: Der dichte Bau

Moderne Retentionsdächer sind in der Lage, vorübergehend größere Mengen an Wasser zwischenzuspeichern, um sie dann zeitverzögert und gedrosselt abzuleiten. Im Ergebnis leisten sie damit einen wichtigen Beitrag zum Regenwassermanagement und zur Begrenzung der negativen Folgen von Starkregenereignissen. Zusätzlich ermöglichen Retentionsdächer eine verbesserte Verdunstung und Wasserbilanz vor Ort. Sie sind damit eine wirkungsvolle klimatische Anpassungsmaßnahme für überhitzende Stadtbezirke. Der Hintergrund: Bei unversiegelten Flächen versickern rund 25 Prozent der Regenmenge und dienen zur Wasserneubildung, ca. 60 Prozent verdunsten und 15 Prozent fließen ab. Bei versiegelten Flächen fließt der überwiegende Teil des Wassers dagegen ab. Mit Retentionsdächern lässt sich der wichtige Verdunstungsanteil deutlich erhöhen. Hieraus ergeben sich Vorteile wie u. a. ein positiver Einfluss auf das Mikroklima, ein verbesserter Kühlungseffekt und somit die Reduktion von sog. städtischen »Heat Islands«.

Retentionsflächen werden in der Regel in Kombination mit extensiver, seltener mit intensiver Begrünung aufgebaut. Im Ergebnis wird damit ein doppelter Effekt erzielt. Schon bei einem normalen Gründachaufbau spielen die Faktoren Wasserrückhaltung, Verdunstung und Abflussminderung von Regenwasser eine wichtige Rolle. Bei einem Retentionsdach werden diese Vorteile deutlich verstärkt, indem ergänzend zum herkömmlichen Gründachaufbau ein stabiles Drän- bzw. Retentionselement integriert wird.

Der typische Schichtenaufbau eines Retentionsdaches entspricht weitgehend einem herkömmlichen begrünten Dachaufbau: Bei einer mehrschichtigen Bauweise werden über der Tragkonstruktion zunächst eine ausreichend druckstabile Wärmedämmung sowie eine Abdichtungsbahn aus Kunststoff oder Bitumen aufgebracht. Über einem Schutzvlies wird dann ergänzend ein Drän- bzw. Retentionselement integriert, das als Zusatzfunktion zu einem normalen Gründach eine verlängerte Wasserspeicherung ermöglicht. Die Menge des angestauten Wassers entspricht dabei maximal dem Hohlraumvolumen des eingesetzten Drän- bzw. Retentionselementes. Direkt darüber folgen herkömmlich ein Filtervlies, die Vegetationstragschicht sowie die Vegetation als obere Schicht des Gründachaufbaus.


Die Retention wird dann möglich, wenn zusätzlich zu den Retentionselementen auch spezielle Drosseln in den Ablauf eingebaut werden. Erst diese bewirken ein Anstauen des Wassers auf der Dachfläche. Mithilfe dieser Drosseln lässt sich je nach Bedarf einstellen, wie hoch der Wasseranstau erfolgen soll und welche Ableitmenge in Litern pro Sekunde gewünscht bzw. zulässig ist. Die geleerten Retentionselemente stehen dann wieder als Speicher für den nächsten Starkregen zur Verfügung.

Anforderungen an die Statik

Bei einem Retentionsdach wird das angefallene Regenwasser je nach Bauart der Retention nur sehr zeitverzögert oder, wenn gewünscht, auch gar nicht abgeleitet. Entsprechend gelten besondere Anforderungen an die Tragkonstruktion des Daches und an die Zuverlässigkeit des Dachaufbaus bzw. der Dachabdichtung, die schon bei der Planung zu berücksichtigen sind. Das betrifft insbesondere die Tragkonstruktion des Daches, denn durch das gespeicherte Wasservolumen kann je nach Regenmenge schnell eine zeitweise entstehende Auflast von 100 kg oder mehr je Quadratmeter erreicht werden. Bei einem Neubau müssen diese zusätzlichen Lasten im Rahmen der Tragwerksplanung ausreichend berücksichtigt werden. Bei der Nachrüstung von Bestandsbauten muss entsprechend geprüft werden, ob die vorhandene Tragkonstruktion und die vorhandenen Bauteilschichten ausreichend dimensioniert sind. Unter Umständen müssen Ertüchtigungen vorgenommen werden, die sicherstellen, dass das Dach als Retentionsdach genutzt werden kann.

Zusätzlich ist zu berücksichtigen, dass regelmäßig stehendes Wasser auf dem Flachdach verbleibt, wenn eine Dachfläche als Retentionsdach genutzt wird. Dies beansprucht den Dachaufbau in deutlich höherem Maße und setzt entsprechend eine einwandfreie Verarbeitung und Funktionsfähigkeit der eingesetzten Materialien voraus.

Retentionsdächer können einen enorm wichtigen Beitrag für ein optimiertes Regenwassermanagement leisten. Das setzt laut Der dichte Bau jedoch ein Umdenken bei Handwerkern, Planern, Architekten und Bauherren voraus. Dringend erforderlich ist demnach eine veränderte Herangehensweise, bei der Flachdächer deutlich stärker als bislang ins Regenwassermanagement der Kommunen einbezogen werden. 

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