daw / alligator: Historische Architektur in die Moderne übertragen

Die unter Denkmalschutz stehende ehemalige Kaserne Ravensberg in Magdeburg wurde in ein modernes Wohnquartier umgewandelt. Besonders augenfällig ist die Außengestaltung des Backsteinensembles – hierfür wurden Flachverblender der Manufaktur Meldorfer eingesetzt.

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Der Berliner Projektentwickler Goldmann Group erkannte das Potenzial des in fußläufiger Entfernung zu Elbufer, Dom und Hauptbahnhof liegenden Geländes und entwickelte – unter Beachtung der Denkmalschutzauflagen – zwei attraktive, in sich abgeschlossene Wohngebiete. Das zweite namens »VirchowQuartier« wurde im Sommer 2020 fertiggestellt und beeindruckt durch seine klare Backstein- und Ziegelbauweise. Es besteht aus drei um einen ruhigen Innenhof gruppierten Gebäuden mit ausdrucksstarken, aus roten und gelben Klinkern zusammengesetzten Fassaden. Die Wohnhäuser wurden mit Balkonen, Terrassen und zusätzlichen Dachetagen aufgewertet. Jetzt ist der architektonische Charme der von 1880 bis 1890 für die preußische Armee erbauten Häuser wieder erkennbar.

Meldorfer Verblender im Reichsformat

Die eigentliche Herausforderung bestand darin, den Neubau in der Architektursprache so an die historischen Häuser anzupassen, dass der Ensemblecharakter erhalten blieb. Der Neubauteil wurde jedoch nicht an den Bestand angeglichen, sondern klar von den Altbauten abgegrenzt und als moderne Ergänzung kenntlich gemacht. Aber durch die Farbgebung und die Ziegelhaut des Neubaus wird der Bezug zu den historischen Fassaden hergestellt. So wirkt das historische Ensemble wieder geschlossen.

Ein Jahr lang, vom Sommer 2019 bis zum Sommer 2020, waren zwölf Mitarbeitende des Magdeburger Familienunternehmens »Die Malerfüchse« konstant mit den Innen- und Außenarbeiten am wiederaufgebauten Ostflügel beschäftigt. Alligator-Fachberater Roberto Kassner hatte dem Investor gerade diese Firma empfohlen, weil er ihre Leistungsstärke kennt und sie Erfahrung beim Verlegen von Meldorfer Flachverblendern hat.

»Der Denkmalschutz hat uns die Farben vorgegeben«, erzählt der Geschäftsführer der »Malerfüchse«, Malermeister Robert Schütze. Sie wurden mithilfe alter Unterlagen und Farbproben rekonstruiert. »Wir haben extra einen alten Klinker als Muster genommen und ihn nach Meldorf geschickt,« erläutert Schütze. In der Schleswig-Holsteiner Manufaktur Original Meldorfer hatte er bereits an einem Verarbeitungskurs teilgenommen. Die Manufaktur ist auf die Herstellung von originalgetreuen Rekonstruktionen authentischer Oberflächen spezialisiert. Die von Hand angefertigten Verblender bestehen aus natürlichen Sanden, gemahlenen Steinen und mineralischen Füllstoffen, sind nur 4 bis 6 mm dick, aber genauso widerstandsfähig wie Vollsteine. Für die Flachverblender des »VirchowQuartiers« war das sogenannte »Reichsformat« maßgebend, eine im Deutschen Reich gültige Normgröße.


Nachdem Schützes »Malerfüchse« die Fassade mit 160 mm Dalmatiner Fassadendämmplatte unter Verwendung von WVS-Mörtel von Alligator wärmegedämmt hatten, verarbeiteten sie die Meldorfer Flachverblender im Sonderton Gelb und Rot mit Meldorfer Klebemörtel in Farbreihen nach den zeichnerischen Vorgaben der Architekten. Linien und Bänder folgen in präziser Abfolge aufeinander und sorgen für eine spannende Fassadenbelebung.

Die Flachverblender werden in Etappen, beginnend am oberen Teil der Fassade, angebracht. Vom Gewicht her sind die Verblender leichter und schmäler als Backsteine und zudem preiswerter. Robert Schütze lobt: »Das Verblenden ging problemlos und klappte deutlich schneller als mit Backsteinen.« Er findet, dass die neue Oberfläche ein bisschen brillanter als die historische wirkt. »Der Unterschied fällt kaum auf«, versichert Alligator-Fachberater Roberto Kassner.

In angenehmem Kontrast zu den roten und gelben »Original Meldorfern« sind Fensterrahmen und Balkone in Mausgrau gehalten, einige Nuancen heller als das Original. Putz und Klinkeroptik ließen sich perfekt kombinieren. Auch die Farben für den Innenausbau hat der Denkmalschutz vorgegeben oder genehmigt. Die Wände im Hausinneren wurden mit Alligator Spritzspachtel grob geglättet, der Zwischenanstrich erfolgte mit Alligator Grundweiß. Zum Abschluss wurden sie mit »Phönix Matt LEF« in einem gebrochenen Altweiß gestrichen.

»Wir sind langjähriger Partner von Alligator, weil wir von der Qualität der Produkte überzeugt sind und mit dem Ansprechpartner der Firma partnerschaftlich zusammenarbeiten«, erklärt Robert Schütze. Die Original-Ziegel der historischen Fassaden des West- und Nordflügels wurden neu verfugt und gereinigt. Jetzt wirkt das Ensemble nobel und harmonisch. Die historische Annäherung ist so gut gelungen, dass es schon eines besonders scharfen Blicks bedarf, um die Nahtstellen zwischen der Architektur der Vergangenheit und der Gegenwart zu erkennen.   J

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