Creaton: Sich wieder auf das wirklich Wichtige fokussieren

Eine neue Geschäftsführung, eine neue Marketing-Leiterin, zahlreiche weitere neue Mitarbeiter und vor allem die Umfirmierung von der AG zur GmbH: Der Hersteller von Tondachziegeln und Betondachsteinen Creaton ist spürbar im Wandel. Seit rund eineinhalb Jahren findet im Unternehmen ein Umdenken statt. »Wir wollen weg von der Konzern-Struktur und zurück zum Mittelstand. Hier sind nicht nur unsere Wurzeln, hier sind auch diejenigen, die sich auf uns verlassen und die auf unsere Produkte vertrauen, nämlich mittelständische Betriebe. Ob Architekt, Planungsbüro, Zimmerei oder Dachdecker – ihre Bedürfnisse wollen wir in vollem Maße erfüllen und dieser Aufgabe wollen wir uns künftig voll und ganz widmen«, erzählt ­ Ann-Katrin Rieser, Leiterin Marketing & Kommunikation. Bei einem Gespräch am Creaton Hauptsitz in Wertingen wird deutlich, welchen Weg Creaton künftig einschlagen möchte und wie sowohl Mitarbeiter als auch Kunden davon profitieren werden.

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Oft gilt das Credo »höher, schneller, weiter«, doch bei Creaton schlägt man genau den anderen Weg ein. »Back to the roots« ist hier seit gut einem Jahr das Motto und das wird beim Gespräch der baustoffPARTNER-­Redaktion mit Ann-Katrin Rieser (Leiterin Marketing & Kommunikation) und Sandra

Klaua (Unternehmenskommunikation) am Creaton-Hauptsitz in Wertingen deutlich. Der Wandel des Tonziegel-Spezialisten zeigt sich in vielen Punkten. Einer davon ist die neue Führungsriege. An der Spitze steht seit Mitte vergangenen Jahres ein Vierer-Team. Zum 1. Juli 2018 hat Dr. Sebastian Dresse die Unternehmensleitung von Creaton übernommen und damit Stephan Führling abgelöst. Er ist Sprecher der Geschäftsleitung und zuständig für Vertrieb, Marketing und Kundenservice. Ihm zur Seite stehen Reinhard Schwabe, zuständig für Finanzen und Controlling, sowie Jürgen Hartmann, der den Bereich Produktion und Entwicklung unter sich hat. Hinzu kommt noch Dr. Peter Horn als Direktor für den Bereich Personal der Creaton GmbH.

Mit dieser neuen Führung wurde auch ein neuer Unternehmenskurs eingeschlagen: Weg vom Konzern, hin zur GmbH. »Wir kommen aus dem Mittelstand, dort sind unsere Kunden und unsere Partner und dort wollen wir auch wieder hin«, erklärt Ann-Katrin Rieser. Mit dieser Rechtsform können die Creaton-Kunden laut Rieser viel mehr anfangen und man möchte sich auf gleicher Augenhöhe begegnen. Zudem bringt die Neuausrichtung mehr Flexibilität mit sich. »Wir haben den Vertriebsinnendienst neu strukturiert und so hat jeder Kunde einen fixen Ansprechpartner. Das schafft Vertrauen und einen besseren Kontakt. Zudem können wir unsere Kunden so besser betreuen und individueller sowie schneller auf Anfragen reagieren«, erklärt Sandra Klaua.

Umdenken bringt Vorteile mit sich

Dabei war eine Neuaufstellung auch aus einem anderen Grund notwendig. Bekannt ist, dass sich der Mutterkonzern Etex, zu dem Creaton seit 2005 gehört, künftig auf andere Bereiche konzentrieren und die Steildach-Sparte abstoßen möchte. Die Schwestern Marley Eternit sowie Umbelino in Portugal wurden von der Etex-Gruppe bereits veräußert. Die Creaton-Gruppe sucht mit seinen Tochtergesellschaften in Polen, Ungarn und Benelux  ebenfalls einen neuen Eigentümer. Dieser Prozess soll allerdings langfristig und innerhalb der nächsten Jahre vonstattengehen. »Wir wollen diese Umstrukturierung sanft umsetzen und alle unsere Kunden, Geschäftspartner und vor allem auch Mitarbeiter mitnehmen«, so ­Rieser. »Diese Umstrukturierung macht zu diesem Zeitpunkt absolut Sinn wird von zahlreichen Mitarbeitern begrüßt. Wir sind ein traditionelles Unternehmen, das seit über 130 Jahren in der Region verwurzelt ist, unsere Mitarbeiter betreiben die Tondachziegel-Produktion mit Leidenschaft und genau das wollen wir auch in Zukunft wieder mehr in den Fokus rücken. Die Abteilungen, wie IT oder Controlling, die durch die Konzernstruktur von der Etex-Gruppe besetzt wurden, werden jetzt wieder in das eigene Haus verlagert.« Dadurch wurden in den vergangenen Monaten zahlreiche Mitarbeiter eingestellt – allein rund 15 für IT, Controlling und Personal – und es sollen noch weitere folgen.

Mit der Besetzung der neuen Stellen hatte das Unternehmen übrigens keine Probleme. »Creaton befindet sich glücklicherweise in einer wirtschaftlich starken Region und wir konnten alle Stellen zügig besetzen. Das trifft auch auf unsere vielfältigen Ausbildungsplätze zu. Allein in diesem Jahr konnten wir zehn Azubis in unterschiedlichen Lehrberufen bei uns anstellen. Und auch über die hohe Übernahmequote sind wir stolz«, erzählt die Marketing-Leiterin.

Gute Zahlen aufgrund guter Strategie

Nicht beschweren kann sich der Steildach-­Spezialist auch über die aktuellen Geschäftszahlen. »Vom großen Bau-Boom profitiert die Steildach-Branche leider nicht in diesem Maße. Die Gründe dafür sind vielseitig. Aktuell werden besonders viele Mehrfamilienhäuser gebaut und dort nimmt das Dach leider oft keinen allzu großen Stellenwert ein, wie auch bei gewerblichen und industriellen Objekten. Hinzu kommt der Trend zum Flachdach. Dennoch sind die Umsatzzahlen bei Creaton stabil. Gerade im ersten Halbjahr sind die Zahlen teils über den Prognosen und sogar über dem Markt gewachsen. Grund dafür ist in unseren Augen der neue Unternehmenskurs.» Aufgrund des stagnierenden Ziegel-Marktes hat Creaton verstärkt den Zubehör-Bereich ausgebaut. Als Alleinstellungsmerkmal bringt ­Rieser auch die Kooperation mit Autarq an. »Die Solar-Ziegel sind besonders hochwertig und überzeugen durch ihre Langlebigkeit.«


Doch damit nicht genug, Creaton hat noch mehr geplant, um sich für die Zukunft zu wappnen, Stichwort Digitalisierung. »Auch im Steildach wird die digitale Welt immer präsenter. Doch da gerade der Mittelstand nur schwer eigene Tools umsetzen kann, bieten wir ihm hier als Partner solche Dinge an. Zum Beispiel gibt es technische Daten oder Zeichnungen, die der Handwerker vor Ort braucht, ganz einfach in unserer App. Auch unser Schneelast- und Windsogrechner wird häufig genutzt und kommt bei den Verarbeitern gut an.« Aktuell gerade in der Planung und wahrscheinlich zur Dach+Holz im Januar einsatzbereit ist der »Visualisierungs-Service«. Damit können Bauherren, Architekten oder Verarbeiter einfach die Daten von Haus und Dach eingeben und der digitale Service erstellt ein Bild, das dem Nutzer vermittelt, welches Dach und welcher Ziegel wie am Objekt aussehen.

Das Steildach wieder vorantreiben

Doch Ziel von Creaton ist es nicht nur, die Arbeit effizienter zu machen, sondern auch dem Steildach wieder zu mehr Beliebtheit zu verhelfen. Und da man gemeinsam meist mehr erreicht, ist Creaton Gründungsmitglied der Initiative »Dachkult«. Mittlerweile hat diese Kooperation 23 Mitgliedsfirmen. »Dachkult« bringt das Steildach mit unterschiedlichen Aktionen wieder mehr in den Fokus. »Wir zeigen auf, welche Gestaltungen mit einem Steildach möglich sind, welche Vorteile sich dadurch bieten und wie auch die Raumgestaltung unter einem Steildach äußerst charmant und behaglich kreiert werden kann«, erzählt Ann-Katrin Rieser.

Ein Blick in die Zukunft

Die neue Unternehmensstrategie von ­Creaton ist langfristig ausgelegt und soll in den nächsten Jahren intensiviert werden. Das langfristige Ziel ist es aber, ­Creaton als Marke zu etablieren. »Wenn es ums Steildach geht, soll der Kunde sofort ­Creaton im Kopf haben – praktisch wie ein Synonym.«  J

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