Athmer: Ob Türdichtungen oder Fingerklemmschutz

Lösungen aus dem Sauerland sind weltweit gefragt

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Von: Frauke Fink

ATHMER Die Firma Athmer hat sich auf dem Weg vom einstigen Sensenhersteller bis zur Vorstellung der automatischen Türdichtung »Kältefeind« mehrfach neu erfunden. Damals wie heute ist der Weg geprägt von der Idee, sich auf wechselnde Anforderungen der Märkte und sich wandelnde Kundenbedürfnisse immer wieder neu einzustellen.

Teil dieser Philosophie ist seit numehr 30 Jahren auch der »Athmer Fingerschutz«, der dem Türdichtungs-Spezialisten aus Arnsberg im Sauerland kontinuierliches Wachstum beschert. Dabei hat Athmer, seit 1905 Teil des familiengeführten Unternehmensverbunds »Julius Cronenberg Sophienhammer« (JCS), schon heute die Zukunft fest im Blick: Bald eröffnet das »Technikum« – ein modernes Prüflabor, mit dem Athmer seinen Kunden bei der Produktentwicklung behilflich ist.

Die Verbindung von Altertum und Moderne, von Tradition und Innovation, schreiben sich viele Firmen auf ihre Fahnen. Wer im Arnsberger Ortsteil Müschede die Adresse »Sophienhammer« ansteuert, bekommt mit einem Schlag gezeigt, was es für die im Jahr 1711 gegründete Unternehmensgruppe Julius Cronenberg damit auf sich hat: Wo einst – zunächst mit direkter Wasserkraft, seit knapp 100 Jahren mit Strom aus einer Turbine – unter dem bebenden Eisenhammer unter anderem Sensen produziert wurden, stehen heute Verwaltungs- und Produktionsgebäude von fünf der insgesamt acht zum JCS-Verbund gehörenden Unternehmen.

Vom Wasserrad zur Nullemmisionsfabrik

Mit das modernste unter  den zahlreichen historisch anmutenden Gebäuden auf dem Areal, das 1835 erbaut wurde und seit 1870 Firmensitz von Cronenberg ist, stellt die im Athmer-Jubiläumsjahr 2011 eröffnete Null-Emmissionsfabrik, in der Produktion und Verwaltung für den Geschäftsbereich Fingerschutz untergebracht sind. Schon seit den 1990er-Jahren sind alle Gebäude mindstens im Niedrig­energie-Standard realisiert, so auch das 1999 bezogene Athmer-Zentralgebäude. Für Athmer und JCS der Beweis, dass Nachhaltigkeit und schonender Umgang mit Ressourcen die Vergangenheit bewahren und gleichermaßen Zukunft und Zukunftsfähigkeit sichern können.

Im Bereich der Sensenherstellung war diese Zukunftsfähigkeit nicht mehr gegeben: Zwar konnte Cronenberg im Jahr 1905 nach der Übernahme der Sensenschmiede F. Athmer, die damals ihren Sitz in Schwagstorf nördlich von Osnabrück hatte, den Marktanteil deutlich erhöhen, unterstützt durch weitere Zukäufe in den folgenden Jahren und Jahrzehnten. Mitte der 1960er-Jahre  kam das Aus, als nach der Übernahme des Sensenwerks Sonnleith­ner in Laussa(/Oberösterreich die gesamte Produktion dorthin verlagert wurde.

Erfolgsgeschichte startet mit Automatischer Türabdichtung

Dass Athmer heute der international führende Hersteller von Dichtungssystemen für Türen und Tore ist, geht auf das Jahr 1955 zurück: Unter dem Motto »Wir sind dichter« kam die erste automatische Türdichtung auf den Markt: Der »Kältefeind« wurde zur Marke angemeldet und trat seinen Siegeszug an. Zunächst sollte er vor Kälte und Zugluft schützen und den Wohnkomfort steigern, die erste Ölkrise 1973 brachte aber dann das Thema Energiesparen auf die Tagesordnung.

So wurde der »Kältefeind« rasch auch ein Exportschlager und Marktführer nicht nur in Deutschland, sondern auch in Österreich und Belgien. Eine Vorreiterrolle, die er bis zum Anfang der 80er-Jahre innehatte.

Bis heute ist der Name »Kältefeind« im Schreinerhandwerk so bekannt wie in anderen Bereichen »Tempo« oder »Uhu« und wird herstellerunabhängig als Synonym verwendet. Ein Phänomen, das Athmer unmittelbar danach mit einem weiteren Produkt gelingen sollte…

Innendichtung erreicht bei Schallprüfungen Spitzenwerte

Als 1983 die neue »Schall-Ex« mit patentierter Innendichtung auf den Markt kommt, erreicht sie Spitzenwerte bei den Schallprüfungen. In den Folgejahren wird sie zur Standardbodendichtung für Türen mit technischem Zusatznutzen und schafft es ebenfalls, bei Handel und Handwerk als Synonym in den Wortschatz aufgenommen zu werden.

Doch dabei setzt Athmer nicht nur auf großvolumige Standardlösungen, sondern auch auf Flexibilität in Herstellung und Logistik: Kundenwünsche lassen sich in auftragsbezogener Fertigung bis hin zur Herstellung von Sonderlösungen in Losgröße eins realisieren.


Die stetige Weiterentwicklung der Produkte bietet Lösungen auch für anspruchsvolle Anforderungen. So haben innovative Dichtungssysteme für Schall-, Rauch-, Brand-, und Strahlenschutztüren das Produktportfolio sinnvoll ergänzt. Diese Dichtungen werden überwiegend in Objekten wie Krankenhäusern, Bürogebäuden oder Schulen eingesetzt. Spezielle Dichtungen für Ganzglas- oder Schiebetüren runden das lösungsorientierte Sortiment des Unternehmens ab.

Heute wird beim Neubau sowie in der Altbausanierung mehr denn je Wert auf einen zuverlässigen Wärmeschutz gelegt. Unter dem Stichwort »Green-Building« spielen Dichtungslösungen von Athmer ihre Vorteile aus. Die automatischen Türdichtungen entsprechen außerdem den Empfehlungen für barrierefreies Bauen und gewährleisten eine komfortable und sichere Erreichbarkeit der Räume für ältere Menschen oder Personen mit körperlicher Einschränkung.

»Fingerschutz« als Folge des Sicherheits-Verständnisses

Seit 1986 ergänzt der »Athmer Fingerschutz« das Sortiment, der das Einklemmen von Fingern in der Tür verhindert. »Das zunehmende Sicherheitsbewusstsein in der Baubranche und der allgemeine Trend, Türen mit einem Antrieb auszustatten, bescheren den Athmer-Schließkantensicherungen kontinuierliches Wachstum«, sagt Produktbereichsleiter Reiner Wiese. »Der Fingerschutz war in Deutschland lange Zeit ein unentdecktes Produkt – Länder wie England stellen mit ›Duty for Care‹ schon länger höhere Anforderungen im professionellen Umfeld«, erläutert er.

Das Produkt führte etwa 10 Jahre lang fast ein Schattendasein. Erst, als 2008 erste Vorgaben für Kindergärten zur Absicherung der Nebenschließkante herauskamen, änderte sich das rapide. Das Bestreben der Unfallkassen, die Unfallzahlen zu senken, mündete bald in die Vorschrift, auch bei Automatiktüren die Nebenschließkante abzusichern.

Heute bietet Athmer eine Vielzahl an Standard- und Individuallösungen, auch zum Nachrüsten, für verschiedenste Anwendungsmöglichkeiten. »Wir können eine große Vielfalt hinsichtlich Materialien, Größe und Gewicht abbilden, und das in jedem gewünschten RAL-Farbton«, sagt Wiese und ergänzt: »Mit dem Prinzip, den Fingerschutz als haltbare Rollo-Lösung anzubieten, sind wir der einzige Anbieter in Deutschland.«

Rollo-Lösung mit Brandschutz-Zertifikat

Die Lösung mit einem Alu-Gehäuse und speziell beschichtetem Textil-Rollo verfügt über alle nötigen Zertifikate, auch in Sachen Brandschutz, ist laut Wiese leicht auszuwählen und leicht zu verbauen. »Der Verarbeiter vor Ort nimmt das Aufmaß, wir produzieren und liefern innerhalb einer Woche, und er verbaut das Produkt dann«, erläutert Wiese den Ablauf. Bei Bedarf, zum Beispiel technischen Detailfragen, kommt ein Berater ins Spiel und berät direkt am Objekt.«

Hauptziel für Reiner Wiese und sein Team ist es, der großen Zahl an Anwendungsmöglichkeiten gerecht zu werden – und da könnte in den kommenden Jahren noch einiges passieren: Schon jetzt sind die Systeme in Frankreich, England, China und Singapur erhältlich. Tendenz steigend, zumal noch weitere Länder in den kommenden Jahren die Fingerschutz-Thematik erkennen und dann eine entsprechende Internationaliserung auslösen ­dürften.    J

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