an.kox: »Wir unterscheiden nur zwischen dicht und undicht«

Seit rund 30 Jahren beschäftigt sich Andreas Kogel mit Bauwerksabdichtungen. Mit einem Injektionsschlauch begann seine unternehmerische Karriere, inzwischen gehört seine in Rottenburg am Neckar beheimatete Firma An.kox zu den führenden Anbietern von FBV-Systemen – mit weltweitem Kundenklientel. Im Gespräch mit dem baustoffPARTNER erläutert Andreas Kogel seine Unternehmensphilosophie, die von Entwicklergeist, Eigenständigkeit und gelebter Partnerschaft geprägt ist.

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Von: Peter Lang

Angesprochen auf die Bedeutung großer Referenzobjekte, antwortet Andreas Kogel trocken: »Große Projekte sind immer schön. Aber grundsätzlich unterscheiden wir nicht zwischen groß und klein, sondern zwischen dicht und undicht.« Dieser Satz beschreibt ganz gut Kogels Haltung. Ihm geht es darum, zeitgemäße Lösungen in der Bauwerksabdichtung zu finden. Ob es sich um die Feuchtigkeit in einer Garage auf der Schwäbischen Alb handelt oder einen undichten Pool in Singapur, sei dabei zweitrangig.

Kogel selbst sieht sich als Tüftler, den die Herausforderungen des Marktes reizen, neue Wege zu finden. Die Bauwerksabdichtung ist dabei seit gut 30 Jahren sein Thema, also alles, was erdberührt ist, mit Erde zugeschüttet ist oder sich unter der Erde bewegt. Die Schimmelbildung im Schlafzimmer oder die Fuge im Bad gehöre nicht dazu, wie Kogel ausdrücklich betont.

Es begann mit einem Injektionsschlauch

1999 wagte der Schwabe den Schritt in die Selbstständigkeit mit einem eigenen Unternehmen (damals noch unter dem Namen Stekox). Das erste Produkt war der Injektionsschlauch, eine Entwicklung, die Kogel in das Unternehmen einbrachte. Bis heute habe der Injektionsschlauch eine wichtige Bedeutung für An.kox, genauso wie die Quellbänder und beschichteten Fugenbleche, die auf den Injektionsschlauch folgten.

Doch die Entwicklung blieb nicht stehen. Mit der Zeit habe sich gezeigt, dass wir uns erweitern müssen, so Kogel. Die Zielsetzung war, nicht mehr nur linienförmige, innen liegende Abdichtungen wie Injektionsschläuche oder Quellbänder anzubieten, sondern auch außen liegende, vollflächige Abdichtungen zu entwickeln. Mit »FlexproofX 1«, einer 1-komponentigen Dichtmasse, konnte man 2013 auf der UK Concrete Show bereits einen ­Innovationspreis für eine auße nliegende Abdichtung gewinnen. Das Produkt wird händisch auf der Baustelle aufgetragen und eignet sich nicht nur für Stahlbetonkonstruktionen, sondern auch für nicht-mineralische Werkstoffe wie Glas oder Metall. Da die Qualität dieser Abdichtung von der Schichtstärke abhänge, so Kogel, habe man nach einer industriell gefertigten Lösung gesucht, die eine gleichbleibend hohe Qualität garantieren könne.

Aushängeschild Frischbetonverbundsysteme

Das Stichwort lautet Frischbetonverbundsysteme, kurz FBV-Systeme. Diese waren im Ausland schon lange im Einsatz und kamen vor etwa zehn Jahren auch auf den deutschen Markt. Sie werden zur zusätzlichen Abdichtung einer WU-Konstruktion eingesetzt. Die Entwicklung von An.kox mündete schließlich in das FBV-System »Polyfleece SX 1000«, einer hochwertigen Abdichtungsmembran. Sie besteht aus einer beidseitig mit PP-Vlies kaschierten LDPE-Folie, die auf einer Seite zusätzlich beschichtet ist. Das Besondere daran ist, dass die beschichtete Seite aus einer quellfähigen Zwischenlage besteht, die bei Kontakt mit Wasser aufquillt und einen Selbstheilungsprozess in Gang setzt. Dadurch können laut Kogel Beschädigungen an der Außenhaut wieder zuquellen.


An.kox bietet mit »Polyfleece SX 1000 Radon« sein FBV-System auch für mit dem Edelgas Radon belastete Erdböden an. Mittlerweile sei »Polyfleece« eines der wichtigsten Produkte des Unternehmens, wie Andreas Kogel betont: »Wir gehören zu den Unternehmen, die zur Weiterentwicklung dieser Technologie beigetragen haben.«

Umzug in das neue Firmengebäude

Das Jahr 2018 markiert einen Meilenstein für das Unternehmen. Zum einen, weil man nun unter dem Namen An.kox firmiert, und zum anderen, weil man nach Stationen in Schwieberdingen und ­Magstadt in ein neu gebautes Firmengebäude in Rottenburg am Neckar einziehen konnte. Neben Entwicklung, Produktion, eigenem Labor und der Verwaltung legte Andreas Kogel großen Wert darauf, ein eigenes Schulungszentrum am Firmensitz zu etablieren. »Für mich war es immer wichtig, einen Wissens­transfer stattfinden zu lassen«, so der Unternehmer. Über die Abdichtungsprodukte ­herrsche noch viel Unkenntnis, das technologische ­Wissen beschränke sich hierzulande oft auf das, was man schon immer kenne. Gerade für die Kunden im In- und Ausland wolle man in Rottenburg einen offenen, transparenten Blick auf das Unternehmen bieten und das gesammelte Wissen zur Bauwerksabdichtung teilen. »Jeder, der zu uns kommt, kann einen genauen Blick in die Produktion werfen«, so Kogel. Dank großer Glasflächen im Gebäude sind alle Bereiche gut einsehbar.

AridCo seit 2020 Teil der An.kox-Firmengruppe

Für die Entwicklung neuer Produkte wird bei An.kox viel Wert auf die Erfahrungen aus der Praxis gelegt. Der Kauf des Unternehmens AridCo im Jahr 2020 spielt dabei eine ganz zentrale Rolle. Zur absoluten Kernkompetenz von AridCo gehört die planmäßige und nachträgliche Bauwerksabdichtung und Sanierung. Die Erfahrungen, die AridCo mit der Verarbeitung der An.kox-­Produkte auf der Baustelle mache, fließen direkt in die Produktentwicklung bei An.kox ein, erläutert Andreas Kogel. Auf der Baustelle werde Klartext gesprochen, da wisse man sofort, ob ein Produkt funktioniere oder nicht, so Kogel.

Auch AridCo sitzt im neuen Gebäude in Rottenburg, das sich auch in der Corona-Zeit als Glücksgriff erwiesen hat. So konnte man die Lagerbestände hochfahren und die Produktion auf Zwei-Schicht-Betrieb umstellen. Dank intensiver Abstimmung mit den Kunden ließ sich die Produktion und die Auslieferung so steuern, dass man laut Andreas Kogel im Endeffekt keinen einzigen Auftrag verloren habe. Neben Kunden in praktisch allen europäischen Ländern sind die An.kox-­Produkte auch in Südostasien und Australien sehr gefragt.

Unkontrolliertes Wachstum sei aber nicht das Ziel von An.kox. Vielmehr habe man in den letzten Jahren die Weichen gestellt, gesund zu wachsen und sich langfristig zu entwickeln. Für Andreas Kogel ist Größe kein Wert an sich, er sieht An.kox eher als »kleines gallisches Dorf«, das sich durch schnelle, kurze Entscheidungswege und hohe Produktkompetenz auszeichne. Und auch das ist Kogel wichtig: »Der Laden muss auch ohne mich funktionieren, nur dann hat er Zukunft und ist gut aufgestellt.« Aktuell beschäftigt An.kox 16 ­Mitarbeiter, setzt aber auch auf externe Kompetenz, wo es nötig ist. In diesem Sinne wolle man sich zu einem führenden Baudienstleister in Deutschland entwickeln und zu den innovativsten Herstellern in der Bauwerksabdichtung gehören.

Den Fehmarnbelt-Tunnel dicht machen

Ein gutes Beispiel ist der Tunnelbau: Mit seinen Injektionsschläuchen hat An.kox Produkte, die speziell auf den Tunnelbau abgestimmt sind – u. a. Systeme für Mehrfachinjektion und Überlängen (normal sind 8 bis 10 m). Das hat auch die Planer des derzeit größten Projekts in diesem Bereich, den rund 18 km langen Fehmarnbelt-Tunnel in Dänemark, zu An.kox geführt.

Das Unternehmen hat inzwischen die ersten Aufträge für dieses weltgrößte Tunnelbauprojekt erhalten. Mark Weichert, Prokurist bei An.kox und für den Export sowie die Entwicklung zuständig, war federführend an dieser Entwicklung mit den Ingenieuren vor Ort beteiligt, wie Andreas Kogel nicht ohne Stolz erwähnt. »Aktuell bauen wir gerade die ersten Prototypen für den Fehmarnbelt. Insofern ist der Tunnel auch im Hinblick auf die Zukunft von großer Bedeutung für uns.« Das »kleine gallische Dorf« mischt also erfolgreich mit im Konzert der Großen.   J

Wissenswertes

An.kox aus Rottenburg am Neckar bezeichnet sich als Experte für die professionelle und dauerhafte Abdichtung erdberührter Bauteile. Seit zwei Jahrzehnten produziert und verarbeitet das Unternehmen Abdichtungsprodukte im klassischen Hochbau, im Tiefbau, aber auch in der Bauwerkssanierung und im Ingenieurbau, im Tunnelbau und bei Großprojekten.

Zu den weltweit vertriebenen Produkten gehören FBV-Systeme, Dicht- und Klebemassen, beschichtete Fugenblechsysteme, Injektionsschlauchsysteme, Quellbänder und Fugenabdichtungsprofile. Am Firmensitz in Rottenburg befindet sich auch ein Schulungszentrum sowie der Sitz der 2020 übernommenen Firma AridCo, die sich auf Bauwerksabdichtung im Neubau und bei Sanierungen spezialisiert hat.

 

Firmeninfo

an.kox GmbH

Junghansring 52
72108 Rottenburg a. N.

Telefon: +49 7457 94386 00

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