Von Ostwestfalen in die ganze Welt

Im vergangenen Jahr konnte SIMONSWERK auf seine 125-jährige Unternehmensgeschichte zurückblicken. Aus dem Produzenten von Fitschen und Aufschraubbändern wurde einer der bekanntesten Hersteller von Bändern und Bandsystemen. Über die bewegte Unternehmens­geschichte, die Erfolgsfaktoren, über das Thema Partnerschaft und Innovationen sprachen wir in Rheda-Wiedenbrück mit Marketingleiter Carsten Huber.

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Baustoff-Partner: Herr Huber, was waren die Meilensteine in der 126-jährigen Unternehmensgeschichte von SIMONSWERK?

Carsten Huber_ Im Jahr 1889 legte Hugo Simons mit der Gründung seines Unternehmens H. Simons & Co den Grundstein für die heutige SIMONSWERK GmbH. Nach der Gründung an der damals wichtigen Eisenbahnlinie Ruhrgebiet-Berlin erfuhr das Unternehmen ein schnelles Wachstum mit internationaler Expansion. In den Aufbaujahren nach dem zweiten Weltkrieg brachte man den Klassiker »BAKA« (Bandanschlag in kürzester Arbeitszeit) für Holzhaustüren auf den Markt.
1962 gelang mit dem genormten Bandprogramm der Marke »VARIANT« für Wohnraumtüren ein weiterer technischer und wirtschaftlicher Erfolg. 1997 folgte die Markteinführung des Bandsystems »SIKU« für Kunststoff-Türen, und 2002 wurde mit der Bandserie »TECTUS« erstmalig ein komplett verdeckt liegendes Bandsystem vorgestellt. Innerhalb kürzester Zeit wurde daraus eine umfassende Produktlinie mit einer Vielzahl von Modellvarianten. Heute ist das Familienunternehmen mit seinen Produkten »Made in Germany« auf vielen Märkten weltweit vertreten.

Baustoff-Partner: Welche Entwicklungen haben den Erfolg des Unternehmens entscheidend bestimmt?Huber: Aus unserer Tradition als Familienunternehmen sind wir seit 126 Jahren hier am Standort verwurzelt. Ein wesentlicher Faktor unserer Philosophie ist der Mensch_ Dazu gehören in erster Linie unsere eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie unsere Partner aus den Bereichen Handel, Verarbeiter und Architektur.
Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verfügen über einen breiten Erfahrungsschatz, Kompetenz, Engagement und Loyalität. Viele von ihnen sind seit Jahrzehnten bei uns tätig. Ein weiterer Faktor ist die stets partnerschaftliche Zusammenarbeit mit unseren Kunden. Durch den permanenten Austausch und das Gespräch ist es uns immer wieder gelungen, für die vorhandenen Marktanforderungen abgestimmte Bandsysteme zu entwickeln und diese erfolgreich auf dem Markt zu platzieren, wie z.B. der Aufbau der Marke »TECTUS« aus der jüngsten Vergangenheit deutlich zeigt. Unsere Kompetenz liegt in einem breiten Portfolio von über 1700 Bandmodellen in fast 5000 Varianten aus den Segmenten Wohnraum-, Objekt- und Haustüren. Wir treiben unsere internationalen Aktivitäten stetig voran, ohne unsere regionalen Wurzeln zu vergessen.

Baustoff-Partner: Welche Rolle spielt in diesem Kontext das Thema »Innovationen«?

Huber: Innovationen sind nicht nur in unserer eigenen Entwicklungsabteilung ein Teil unserer Unternehmens- und Produktphilosophie, sondern unternehmensübergreifend ein fester Bestandteil unserer täglichen Arbeit.

Baustoff-Partner: Welche Bedeutung haben die Rohstoffe?Huber: Bereits bei der Entwicklung neuer Produkte achten wir sehr genau auf die Nachhaltigkeit der eingekauften Rohstoffe, die Schonung von Ressourcen und die Auswahl der Produktionsverfahren. Der Schutz der Umwelt ist für uns als Produktionsbetrieb klar in der Unternehmensphilosophie verankert und wird in der Praxis von unseren Mitarbeitern aktiv umgesetzt. Die Produktion wird laufend durch zertifizierte Qualitätsmanagement- und Umweltmanagementverfahren überwacht.

Baustoff-Partner: Sie betonen das Label »Made in Germany«...
Huber: SIMONSWERK hat sich bewusst für den Standort Deutschland und den zertifizierten Herkunftsnachweis »Made in Germany« für seine hochwertigen Produkte entschieden. Die Qualität und die Produktsicherheit schätzen unsere Kunden weltweit.

Baustoff-Partner: Wie definieren Sie Marktnähe? Was bedeuten für Sie die Begriffe Partnerschaft und Service?

Huber: Für uns stehen die Kundenbedürfnisse und der Kundendialog immer im Mittelpunkt. Wir sind nicht nur der Hersteller von Bandsystemen, sondern sehen die Zusammenarbeit immer partnerschaftlich. Dafür bieten wir einen kundenorientierten Service von der Beratung durch eigene, bundesweit tätige Anwendungstechniker, einen Online-Produktselektor zur Auswahl von Bandtechnik für jeden Anwendungsbereich, Schulungs- und Weiterbildungsgebote für unsere Kunden aus Handel und Handwerk sowie Planungsunterlagen vom Handbuch über Broschüren und Videos bis hin zu Apps.

Baustoff-Partner: Was sind Ihre »Bestseller«?

Huber: Dazu zählen viele Produkte. Ich möchte drei stellvertretend nennen_ die langjährig bewährten Modelle der Marke »VARIANT« für den Einsatz bei Wohnraum- und Objekttüren, den Klassiker – das Bandsystem »BAKA« für individuelle Holzhaustüren – sowie die komplett verdeckt liegende Bandtechnik »TECTUS« für eine reduzierte, flächenbündige Architektur.

Baustoff-Partner: Mit welchen Anforderungen seitens des Marktes werden Sie aktuell konfrontiert?Huber: Neben dem Kundenservice und einem breiten Schulungsangebot gehören die technischen Umsetzungen von Kundenanforderungen bei der Bandtechnik dazu. Türelemente werden größer und erfordern immer öfter Schwerlastbandtechnik. Auch der Einsatz von elektronischen Elementen wie Motorschlössern oder Zutrittskontrollen für mehr Komfort und Sicherheit wächst ständig. Hier gibt es für unsere Modellvariante »TECTUS Energy« mit ihrer nicht sichtbaren Energieversorgung noch vielfältige Einsatzbereiche.
Im Bereich der Gestaltung gibt es gerade seitens der ­Architekten vielfältige An­forderungen wie der Wunsch nach mehr Flächenbündigkeit oder schmalen Zargenansichten. Nicht mehr sichtbare Zargen oder sehr reduzierte Zargenansichten erfordern neue Lösungen wie die Verlagerung der Bandtechnik in den Türflügel.
Auch dem Wunsch nach mehr Komfort zur Sicherung von effektiven Arbeitsabläufen widmen wir uns – wie bei der neuen Modellvariante »VARIANT Care« für den Einsatz in Pflege- und Gesundeinrichtungen. Mit der Bandtechnik sind geplante Zargenmaße auch immer reale Durchgangsmaße, da sich die Türen im 90-Grad-Winkel vollkommen aus dem Zargendurchgang öffnen lassen.

Baustoff-Partner: Wo sehen Sie das Unternehmen in zehn Jahren?
Huber: Es gibt immer neue Anforderungen an die Bandtechnik, die wir heute noch gar nicht kennen, aber morgen dafür eine praktikable Lösung brauchen. Wir werden auch zukünftig unsere Kunden mit innovativen Bandlösungen überzeugen. Natürlich ist auch das internationale Marktumfeld eine Herausforderung. Hier wollen wir unsere Bedeutung und unseren Umsatz neben den nationalen Vertriebsaktivitäten verstärkt ausbauen. Gleichwohl werden wir unserem Standort treu bleiben und auf die sich verändernden Anforderungen aus dem Markt reagieren, wie beispielsweise auf die Herausforderungen des demografischen Wandels.

 

INFO

SIMONSWERK, Hersteller von Bändern und Bandsystemen für Wohnraum-, Objekt- und Hauseingangstüren (Standorte Rheda-Wiedenbrück und Bad Heiligenstadt) beschäftigt etwa 550 Mitarbeiter. Der Marktführer ist in Deutschland und aktuell in 70 internationalen Märkten – in 35 Ländern durch selbstständige Tochtergesellschaften, Vertretungen oder eigene Mitarbeiter – aktiv. Der Umsatz belief sich in 2014 auf 88,5 Mio. €, davon erwirtschaftete das Unternehmen 43 % außerhalb Deutschlands. Zu den ausländischen Kernmärkten zählen Österreich, die Schweiz, Russland, Polen, Belgien, die Tschechische Republik, Italien, Frankreich, die Niederlande und Großbritannien.

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