Sicherheit am Fußpunkt

Zweischalige Wandkonstruktionen haben sich im Norden Deutschlands seit Jahrzehnten bewährt. Dabei wird der Wetterschutz, insbesondere gegen Schlagregenbeanspruchung, allein von der Verblendmauerschale übernommen, während das dahinter befindliche Mauerwerk die statischen Aufgaben erfüllt. Der Bereich zwischen den beiden Schalen ist beispielsweise mit einer Kerndämmung versehen, die den hohen Anforderungen der Energieeinsparverordnung entspricht. Die Funktionssicherheit dieser Konstruktion kann nur eine geeignete Abdichtungsmaßnahme im Sockelbereich beziehungsweise im Fußpunkt der Fenster und Türen gewährleisten. Diese Bereiche müssen fach- und sachgerecht vor eindringendem Wasser geschützt werden. Wie das optimal gelingt, erklärt Hans-Jörg Bonk, Technischer Verkäufer bei der Ceresit Bautechnik.

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Baustoffpartner: Welche Schadensbilder treten auf, wenn die Fußpunkte im Sockelbereich und an Fenster- sowie Türelementen nicht fachgerecht abgedichtet werden?Hans-Jörg Bonk_ Wenn zum Beispiel Schlagregen über einen längeren Zeitraum hinweg unkontrolliert eindringt, entstehen gerade an den Fußpunkten von Bauelementen wie Fenstern und Türen sowie im Bereich der Aufstandsfläche der Verblendschale Schäden an der Gebäudesub­stanz. So verliert das Gebäude an Wert. Unter ungünstigen Bedingungen lässt Feuchtigkeit zudem Ausblühungen entstehen oder beschädigt die Fenster und Türen.
Baustoffpartner_ Welche Abdichtungen eignen sich speziell für diese Fußpunkte?
Bonk_ Für die Sockelabdichtung sind sowohl Materialien nach DIN 18195, Teil 4, als auch Abdichtungsprodukte geeignet, bei denen ein Allgemeines bauaufsichtliches Prüfzeugnis die Eignung nach den bauaufsichtlichen Vorschriften nachweist. Zusätzlich sind detaillierte Informationen im nationalen Anhang der Europäischen Mauerwerksnorm DIN EN 1996-1-1/NA (EC6) zu finden. Jedoch ist zu sagen, dass die genannten Normen keine detaillierten Darstellungen dazu enthalten, wie hinterlaufsicher man die Sockelabdichtung an bodentiefe Fenster- oder Türelemente anschließen muss. Es ist bedauerlich, dass die Verantwortlichkeit dieser Schnittstelle auf den meisten Baustellen nicht eindeutig geregelt ist.

Baustoffpartner: Wie geht Ceresit mit dieser Problematik um?

Bonk: Wir haben unsere Erfahrungen in dem Bereich in einer Broschüre zusammengestellt, die die speziellen Belange von zweischaligem Mauerwerk mit Kerndämmung berücksichtigt. Wir sprechen uns darin für eine Abdichtung mit unserer kaltselbstklebenden Bitumendichtbahn »BT 21 Allwetter« aus. KSK-Dichtbahnen wie diese bestehen aus einer Trägerfolie mit Bitumenklebemasse. Der Vorteil_ Sie werden kalt verklebt und sind sofort nach der Aufbringung wasserdicht. Damit entsteht eine sichere, dauerhafte Anbindung nicht nur an die Fenster- und Türenelemente, sondern auch direkt an das tragende Mauerwerk – komplett ohne eine zusätzliche Befestigung durch Schienen oder Bänder.

Baustoffpartner: Welchen Vorteil hat diese Lösung konkret für die Verarbeiter?Bonk: Sie sparen sich einen Arbeitsschritt und somit viel Zeit ein. Die »BT 21« Dichtbahn hält dauerhaft, sodass vollständig auf eine zusätzliche Fixierung mit Leisten und Klemmschienen am Hintermauerwerk verzichtet werden kann. Bei ihrer Verwendung als Z- oder L-Sperre ist nur zu beachten, dass die Bahn zunächst an der Innenschale aufgekantet, dort gut mit der Grundierung verklebt und abschließend mit einer Hartgummiwalze angedrückt wird, sodass eine innige, untrennbare Verbindung zwischen Abdichtung und Mauerwerk entsteht. Ein Keil aus extrudiertem Dämmstoff zwischen den Schalen am Fußpunkt hilft zudem dabei, Falten im Überlappungsbereich zur nächsten Bahn zu vermeiden. In diesem sensiblen Bereich muss man besonders sorgfältig arbeiten_ Es muss gewährleistet sein, dass die Feuchtigkeit weder unkontrolliert in das Hintermauerwerk eindringt noch in den Untergrund fließt und von dort aus gegen die Außenwand drückt. Nur wenn sie richtig abgeleitet wird, sind Folgeschäden ausgeschlossen.

Baustoffpartner: Gibt es ­weitere Fallen?Bonk: Bei zweischaligem Mauerwerk ist eine fach- und sachgerechte Abdichtung gerade an den Fenster- und Türelementen wichtig. Denn durch die Mörtelfugen von Fensterbänken, die bei Verblendmauerwerk typischerweise als Rollschichten angelegt sind, kann Feuchtigkeit, die zum Beispiel durch die Witterung entsteht, direkt zwischen die Klinkersteine gelangen. Das muss man verhindern – dies ist eine Schwachstelle der Konstruktion im Detail. Auf den meisten Baustellen, vor allem in Norddeutschland, ist es jedoch gängig, die Fenstermontage bei der Bauausführung erst nach Fertigstellung der Fassade durchzuführen. Das hängt damit zusammen, dass sich die exakte Position der Fensterelemente erst durch die Ummauerung der Wandöffnung ergibt. Außerdem könnten bereits zuvor eingesetzte Fenster beim Mauern beschädigt werden – sowohl durch die raue Oberfläche der Fassadenklinker als auch durch alkalischen Mörtel. Richtig angeschlagen werden Fenster also in der Regel erst, wenn auch die Laibungen und der Sturz gemauert sind. Entsprechend ist die Abdichtung von Fenster- und Türelementen an die Sockelabdichtung für jeden Handwerker eine Herausforderung, die nicht immer bestmöglich hergestellt werden kann.

Baustoffpartner: Haben Sie spezielle Tipps für die Montage von Fenstern und Türen?

Bonk: Der beschriebene, für die norddeutsche Bauweise typische Bauablauf »Fenster nach Abdichtung« hat eine Anfälligkeit für Schäden, die mit einem kleinen Umdenken in Sachen Timing – beim Maurer sowie beim Fensterbauer – minimiert werden könnte. Zwar mit etwas Mehraufwand verbunden, aber deutlich sicherer wäre es, zuerst die Abdichtung im Fußpunkt zu setzen und das Fenster erst danach an seine Position zu bringen.

Baustoffpartner: Wie sähe das in der Praxis aus?

Bonk: Wenn sich der Rohbauunternehmer eng mit dem Fensterbauer verständigt, kann eine absichtlich länger belassene Sockelabdichtung ohne Probleme auch im Nachhinein an die Fenster- und Türelemente angeschlossen werden. Wir haben das kürzlich auf einer Baustelle in Ohlendorf so ausprobiert_ Dort haben die Verblendmaurer in den Anschlussbereichen der Fensterecken kleine Platzhalter verbaut, die die Fensterbauer dann vor der Fenstermontage entfernt haben, um die Abdichtung korrekt durchführen zu können. Letztere hatten dadurch zum einen genug Platz für die Ausführung und konnten die Fenster zum anderen fachgemäß an die weiterführende Abdichtung anbinden, da, dank der guten Absprache zwischen den verschiedenen Gewerken, ausreichend BT 21 Dichtbahn überlappte. Das Beispiel zeigt, dass die Abstimmung untereinander enorm wichtig für die fachgerechte Planung und Ausführung der Abdichtungsmaßnahmen an Fenstern und Türen ist. Gerade, weil die Kerndämmung in zweischaligem Mauerwerk in letzter Zeit immer dicker wird und der Abstand zwischen dem Hintermauerwerk und den Verblendziegeln entsprechend zunimmt, muss die Abdichtung gut sein.

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