Service bis auf die Baustelle

Wie verändern sich die Tür und die Türöffnung in Zukunft? Welche Unterstützung bietet JELD-WEN seinen Handelspartnern als Hilfestellung im Wettbewerb um den Kunden?

Welche Rolle spielt BIM bereits für die Unternehmensgruppe? Welche Produkte stehen auf der kommenden HolzLand-EXPO im Fokus? Auf welche Reaktionen stößt die neue Designtür »Q45« bei Architekten, dem Handel und den Verarbeitern? Diese und weitere Fragen beantwortet Gerhard Menzel, JELD-WEN Geschäftsführer Vertrieb & Marketing.

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Herr Menzel, wie reagieren Architekten auf die »Q45?« Gibt es schon Referenzobjekte, die das Gestaltungspotenzial dieser neuartigen Türenvariante als Design-Highlight im Objekt erschließen?

Gerhard Menzel_ Die Reaktion der Architektur auf die »Q45« ist äußerst positiv. Unsere Er

wartungen wurden eindeutig übertroffen – was wir natürlich insgeheim gehofft hatten. Viele Faktoren machen die »Q45« zu der Tür für Architekten_ Erstens verfügt sie über einen völlig neuen Bedienkomfort, den man erlebt haben muss und der ad hoc begeistert. Zweitens lieben Architekten es, gerade, durchgängige Wandflächen zu planen. Die komplett in die Wand integrierte »zargenlose« Optik der »Q45« ist gefragt bei Planern, denn die Tür soll die Architektur unterstreichen, nicht dominieren. Drittens ist »Q45« pures Understatement, denn die 45° Kante – und damit der gestalterische Clou der Tür - wird erst bei der Öffnung und nur für kurze Zeit sichtbar. All dies hat zur Folge, dass insbesondere im hochwertigen Premium-Wohnungsbau Architekten sehr daran interessiert sind, die »Q45« einzusetzen – sie passt einfach in unsere Zeit.
Einige bemerkenswerte Referenzobjekte sind derzeit in der Planung. Sicher wird das Türen Magazin 2017 ausführlich darüber berichten. Bei der Markteinführung lag und liegt unser Fokus ganz eindeutig auf der Verarbeiterschaft. Deshalb verwenden wir viel Zeit auf die richtige Auswahl und die professionelle Qualifizierung unserer »Q45« Handels- und Montagepartner.
Warum ist JELD-WEN das so wichtig?

Menzel: Die Designtür »Q45« ist ein komplexes Bauelement, das auch gewerkübergreifende Fachkenntnisse voraussetzt. Gerade an der Schnittstelle zwischen Bauelement und Wand, also bei der korrekten Montage des Einbaurahmens, ist es wichtig, dieses Wissen zuerst an die Montagepartner zu vermitteln_ Denn nur eine von Anfang an perfekte Vorarbeit führt am Ende auch zu einem perfekten Gesamtergebnis.

Mit anderen Worten – die »Q45« kann nicht jeder einbauen?

Menzel: Genauso ist es. Und verkaufen kann sie auch nicht jeder Händler. Ein Türelement mit dieser Wertigkeit setzt gewisse Standards in puncto Ausstellung, Beratung und Service voraus. Zusätzlich muss ich als »Q45« Handelspartner natürlich auch die richtige Zielkunden-Struktur im Premiumsegment ansprechen, um »Q45« erfolgreich zu vermarkten.

Wie äußern sich die regionalen Anforderungen der Türen-Märkte in Deutschland? Wie groß sind diese Unterschiede und wie werden diese von JELD-WEN erfasst? Können Sie praktische Beispiele aus den Bundesländern nennen?

Menzel: Pauschal lässt sich das nicht beantworten. Entscheidend ist ja letztlich immer der individuelle Vermarktungsansatz des Fachhandels. Quantitativ lässt sich jedoch konstatieren_ Weiße Türen werden im Norden mehr nachgefragt, gleichsam werden im Süden mehr Furnier-, Massivholztüren sowie Modelle in Holzoptik an den Mann oder die Frau gebracht. Darüber hinaus gibt es Trends, die völlig losgelöst sind von regionalen Gegebenheiten.

Können Sie uns diese nennen?

Menzel: Analog zur Möbelindustrie sowie neuen Trends in der Wandgestaltung werden mehr Türen mit Haptik bzw. Struktur­oberflächen nachgefragt. Angefangen von der erlebbaren Holz­oberfläche über reproduzierte Holzdekore bis hin zu weißen 3D Strukturen.

Wie unterstützt/nutzt JELD-WEN den Online-Vertrieb, ohne seine Handelspartner auszugrenzen, wie ist die regionale Anbindung vorgesehen?Menzel: Wir haben immer gesagt, dass JELD-WEN Partner des Handels ist, darüber hinaus arbeiten wir mit einigen Objekteuren intensiv zusammen – dies ist dauerhaft gelebte Geschäftspolitik bei JELD-WEN. Ich glaube, die Frage kann aber nicht sein, ob wir »online« unterstützen oder nicht. Vielmehr sehen wir am Markt durchaus eine Koexistenz beider Vertriebswege nebeneinander und unterstützen marktkonforme Geschäftsmodelle. Ferner existiert auch noch ein dritter, durchaus Erfolg versprechender Weg, der beide Handels­formen in einem Geschäftsmodell geschickt miteinander vereint. Ebenso nachvollziehbar ist es auch, dass Online- wie stationärer Handel ja erfolgreich wie auch erfolglos begangen werden können.
Für uns als Industrie kommt es daher de facto noch stärker darauf an, uns von unseren Kunden am Erfolg unserer Vorgehensweise messen zu lassen, unabhängig von Vertriebskanälen. Für JELD-WEN bleibt festzuhalten, dass wir unseren Geschäftspartnern Werkzeuge zur Verfügung stellen für deren Geschäftsmodell – gleich welcher Art es ist. Hierbei ist es immer klug, dem Handelspartner zuzuhören, um zu verstehen, welche Leistung wir intelligent in dessen Geschäftsmodell einbringen können, damit überhaupt Geschäft zustande kommt.

Bleibt der DIY-Markt mit seinen Kunden für JELD-WEN auch als Online-Variante der Marktversorgung mit speziellen DIY-Programmen/Produkten für immer tabu? Die Abgrenzung zum Handel wäre doch klar vorgegeben.

Menzel: Wir beobachten aktuell, dass der DIY-Bereich gar nicht mehr ausschließlich auf preiswerte Produkte abstellt. Vielmehr scheint der Markt daran interessiert zu sein, mehr und mehr werthaltige Produkte zu verkaufen. Man könnte sogar sagen, er entwickelt sogar zunehmend ein fachlich sehr qualifiziertes Handeln.
Mit unserer Marke »Kilsgaard« gehen wir sehr erfolgreich den Weg, ein sehr leistungsbereites und tiefes Programm anzubieten. Hiermit erreichen wir vor allem ein junges Publikum – insbesondere Erstausstatter – die Freude daran haben, Türelemente selbst einzubauen. Preiswert muss es dabei in erster Linie gar nicht sein. Wichtiger ist es, dass die Modellauswahl den unterschiedlichen Bedarf und Geschmack des Marktes widerspiegelt, eine klare Formensprache und authentische Oberflächen hat, die man gerne wählt und die dem Zeitgeist entsprechen. Im DIY-Bereich geht es schon lange nicht mehr um billig oder teuer, sondern wie gut es uns gelingt, Zielgruppenbedarf zu treffen.

Stichwort »veränderungsbereite Architektur«: Wie können Türen einem sich temporär verändernden Raumkonzept folgen, bzw. sich diesem anpassen? Welchen Beitrag können Türen im Rahmen dieses »Wohnraum-Zukunftsfeldes« leisten? Welche Anpassungen sind technisch/optisch darstellbar?

Menzel: Unser gesamtes Streben und Handeln dreht sich darum_ »Wie verändern sich die Tür und die Türöffnung in Zukunft?« Wir sind sicher, dass auch in Zukunft die Drehflügeltür weiterhin ihre Bedeutung haben wird – im Besonderen natürlich in der Renovierung und Sanierung. Wenn es um neue Gestaltungen geht, machen wir die nahezu durchgängige Erfahrung, dass Raumkonzepte großzügiger gestaltet werden. Hier liegt es auf der Hand, dass man bei solchen Entwürfen mit Schiebe- und Gleittüren neue Raumsituationen schafft, die sich dann auch sehr flexibel verändern lassen. Auch die bekannten Formate werden durch völlig individuelle Öffnungsgrößen sukzessive ergänzt bzw. ersetzt werden. Das »Schieben« und »Gleiten« von Türelementen wird an Bedeutung weiter gewinnen und zwar so weit, dass der gesamte Wandbereich als flexible Gesamtlösung im Fokus stehen könnte. Eine weitere Erkenntnis ist, dass neue Materialentwicklungen als Beschichtungskomponente von Türen durchaus eine positive Beeinflussung der Raumsituation bedeuten. Schallabsorbierung, Optik und Design sind zentrale Begriffe in diesem Kontext. Dieses Entwicklungssegment werden wir proaktiv über unsere Marken in die Vermarktung bringen und möglicherweise schon in naher Zukunft mit entsprechenden Lösungen sichtbar machen.

Stichwort »regionaler Mikrokosmos«: Welche Unterstützung bzw. Schulung oder Motivation bietet JELD-WEN seinen Handelspartnern als Hilfestellung im Wettbewerb um den lokalen, gut informierten Kunden?

Menzel: Ein ganz wesentlicher Baustein unseres Nutzenbildes ist unser Schulungskonzept, das wir seit mehreren Jahren vorhalten. JELD-WEN war eines der ersten Unternehmen, das ein breites Angebot an Schulungsbausteinen offeriert und bis heute kontinuierlich ausgebaut hat. In diesem Bereich des verarbeiterorientierten Services am Kunden werden wir den eingeschlagenen Weg weiter entwickeln. Hierbei werden neue Dienstleistungen, die sich an den neuen Erfordernissen und Marktrealitäten der Verarbeitungspartner orientieren und zu faktisch nutzbaren Vorteilen führen, den Kern bilden.

Wie genau wollen Sie den Verarbeitern denn unter die Arme greifen?

Menzel: JELD-WEN wird den Brückenschlag des Service hinüber auf die Baustelle vollziehen und damit eine neue Zeit einläuten, deren exakte Ausprägung ich hier und jetzt noch nicht weiter ausführen möchte. Fakt ist, Terminketten werden für alle Beteiligten immer kürzer und genau hier wollen wir auch aufgrund immer komplexer werdender Situationen vor Ort effektiv, pragmatisch und im Sinne des zu oft missbrauchten Attributes der »Partnerschaft« eben diese mit wirklichem Nutzen füllen.

BIM ist in aller Munde – ist JELD-WEN BIM ready?

Menzel: Innerhalb unserer Unternehmensgruppe spielt BIM bereits eine Rolle. In Nordeuropa gibt es beispielsweise Unternehmensbereiche, die erfolgreich mit BIM arbeiten und die das Thema sukzessive auf die restlichen Regionen ausrollen werden. Für uns ist dies ein immenser Vorteil, der sich durch die Vielschichtigkeit unserer Unternehmensgruppe ergibt. Während wir uns voll und ganz auf andere regionale Themen sowie deren Entwicklung konzentrieren, entwickeln sich andernorts Kompetenzen, von denen wir am Ende jedoch genauso partizipieren werden.
Letztlich sind für uns beide Bereiche, also Planung sowie die faktische Einbausituation, wichtig. Wir in Deutschland sind gerade sehr stark mit der realen baulichen Situation sowie deren Optimierbarkeit beschäftigt. Wir machen die Erfahrung, dass alles, was digital geplant wird immer auch irgendwie lösbar sein muss. Die tatsächliche, physische Einbausituation ist allerdings nicht immer auf den ersten Blick eindeutig – da muss auch mal improvisiert werden und der Faktor der Erfahrung spielt hier natürlich eine große Rolle. Exakt diese wollen wir direkter mit dem Verarbeiter kommunizieren als jemals zuvor.

Mit der »Q45« hat JELD-WEN die Tür bereits funktional und gestalterisch neu gedacht. Das »Internet der Dinge« ist auch bei Bauprodukten allgegenwärtig und wird im Wohnen durch diverse SmartHome Lösungen greifbar. Ist die Tür so »old fashioned«, dass es hier keine Ansatzpunkte gibt, oder dürfen wir uns auf multifunktionale Lösungen auf der BAU oder ähnlichen Zukunftsmessen freuen?

Menzel: Auch bei Türen glauben wir nicht mehr, dass das Internet sonntags geschlossen hat. Insofern sind wir bestrebt, Nutzenfunktionen an der Tür darzustellen, die objektiv sinnvoll sind. Vorstellbar sind zum Beispiel zusätzliche Sicherheitsfunktionen für Türen im Bereich der Wohnungsöffnung, die helfen, die Tür vor unbefugtem oder gewaltsamem Zutritt durch Dritte zusätzlich abzusichern. Hier könnten interdisziplinäre sensorische Lösungen von Beschlag, Türblatt und Zarge dazu führen, dass die Tatausführung sofort zu einem akustischen Alarm führt, der die Eindringlinge daran hindert, die Tat zu vollenden und so zu einem erhöhten Sicherheitsempfinden beiträgt. Wir glauben nicht, dass unsere Türen der Zukunft in der Lage sein müssen, Sushi oder Pizza zu bestellen. Vielmehr wäre es vorstellbar die Tür auch zur Prüfung der Vitalität seiner Bewohner einzusetzen, z.B. in der Pflege. Hier sind bereits Funktionen im Markt, die durchaus sinnvoll genutzt werden können.

Die HolzLand-EXPO steht im Sommer auf dem Plan. Mit welchen Themen im Gepäck reisen Sie und JELD-WEN nach Gelsenkirchen?

Menzel: JELD-WEN wird den auf der BAU 2015 eingeschlagenen Weg auf der HolzLand-EXPO erfolgreich fortsetzen. Dass wir nicht nur Türen mit technischem und funktionalem Anspruch in hohen Stückzahlen fertigen können, haben wir mit unserer neuen Designtür »Q45« eindrucksvoll bewiesen.
Aber auch andere Produkte und Lösungen wie unsere HPL »Urban Collection«, die neue »PU-Kante«, das Schiebetürsystem »Silence« oder die »Serie 35« verdeutlichen die Entwicklung unseres Hauses. In der »Serie 35« verbinden sich attraktives Design und eine anspruchsvolle Komfortausstattung sowohl für Holz- oder Glas-, Dreh- oder Schiebetüren. Die Türelemente der »Serie 35« verkörpern damit die ideale Lösung für alle, die beim Wohnen Wert auf reduzierte, klare Formen und gleichzeitig hohen Bedienkomfort legen. Das verschafft uns nicht nur im Premiumsegment eine erhöhte Sichtbarkeit bei Architekten und Planern. Bei der HolzLand-EXPO wird sich ferner das Thema Oberflächen sowie die Vielfalt der Oberflächen weiter spreizen. Gerade im Hinblick auf zukünftige Entwicklungen wird sich JELD-WEN stärker engagieren, die Trends, die in der Möbelindustrie und im Ladenbau entstehen, schneller aufzunehmen und in die Oberflächensprache unserer Modelle umzusetzen. Das bedeutet nicht, dass wir den eingeführten Oberflächen den Rücken kehren. Vielmehr werden wir unser Sortiment um eine klare, Orientierung gebende Auswahl an Oberflächen für den Wohn- wie auch den Objektbereich speziell für Büro- und Verwaltungsgebäude erweitern. Neben diesen Themen stehen die angesprochenen Servicethemen im Fokus unseres Auftritts in Gelsenkirchen.

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