September 2014

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Baufieber und Behaglichkeit


»Deutschland im Baufieber«, so lautete vor kurzem die plakative Schlagzeile in einer großen deutschen Tageszeitung. Um einiges differenzierter dann die folgende Feststellung, dass der Aufwärtstrend der deutschen Wirtschaft in den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres gefestigt werden konnte. Vor allem das Bauhauptgewerbe profitierte von den ungewöhnlich milden Witterungsverhältnissen zu Beginn des Jahres. Ein weiterhin historisches Zinsniveau – das in diesen Tagen noch weiter nach unten »korrigiert« wurde – soll zudem die Investitionsbereitschaft von Unternehmen sowie auch die Nachfrage nach Häusern und Wohnungen steigern.

Von Januar bis Juni wurden hierzulande knapp zehn Prozent mehr Wohnungen gebaut oder umgebaut als im ersten Halbjahr 2013. Der »Boom« im deutschen Wohnungsbau hält also unvermindert an. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes genehmigten die Behörden im ersten Halbjahr den Neubau oder Umbau von gut 136800 Wohnungen, das waren 9,6 % oder knapp 12000 mehr als in den ersten sechs Monaten des Vorjahres.

Neben dem Neubau ist die energetische Sanierung von Bestandsbauten derzeit das dominierende Betätigungsfeld in der Bauwirtschaft. Dabei geht es in den meisten Fällen zuallererst um die Fassade und deren Dämmung. »Dämmen lohnt sich«, so denn auch das wichtigste Ergebnis einer Befragung des Energieportals co2online im Auftrag des Fachverbandes Wärmedämm-Verbundsysteme (FV WDVS) bei rund 5000 Besitzern von Ein- und Zweifamilienhäusern.

Als Hauptmotiv für die Sanierung nannten die Befragten die Senkung des Energieverbrauchs bzw. der Heizkosten. Die Kernaussage »Dämmen lohnt sich« erhält eine weitere Dimension, die in vielen, lediglich auf Wirtschaftlichkeit zielenden Beiträgen überhaupt keine Erwähnung findet_ Denn die »Steigerung des Wohnkomforts und Schaffung eines behaglicheren Wohnklimas« folgten unmittelbar auf Platz 2 der Gründe, warum sich Hausbesitzer für eine energetische Sanierung entscheiden. Als drittwichtigster Aspekt motivieren Umweltthemen die Befragten, eine Dämmmaßnahme in Angriff zu nehmen, direkt gefolgt vom Werterhalt bzw. Wertsteigerung. Diese Ergebnisse stützen demzufolge die Argumentation, dass man die energetische (Fassaden)-Sanierung nicht allein auf ökonomische Zusammenhänge reduzieren sollte, kommentiert der Fachverband WDVS die gewonnenen Erkenntnisse.

Abschließend bleibt festzuhalten, dass die überwiegende Mehrzahl der Befragten mit den durchgeführten Dämmmaßnahmen »zufrieden bis sehr zufrieden« ist. Der Fachverband will nun mit den Hausbesitzern ein Konzept erarbeiten, wie sich die gewonnenen Daten aufbereiten und publizieren lassen. Damit will man ein ganzes Paket an nachvollziehbaren Beweisen vorlegen für die Stützung der Aussage »Dämmen lohnt sich« und zugleich »ein klares Zeichen setzen gegen die unseriöse und zum Teil falsche Berichterstattung in einigen Medien«, heißt es aus Baden-Baden. Die Ergebnisse aus der co2online-Studie sollen dann in die inhaltliche Gestaltung der aktuellen Roadshow für das Fachhandwerk einfließen. Damit wollen die Hersteller ihren Partnern auf Fachunternehmerseite stichhaltige Argumente für die Gespräche mit deren Kunden liefern und zugleich wirkungsvoll auf die in Teilen festzustellende Verunsicherung bei den Hausbesitzern reagieren.

Wenn Sie zu diesem Thema oder zu anderen Beiträgen in dieser Ausgabe Anregungen haben, schreiben Sie und per E-Mail unter rottstegge [ät] sbm-verlag.de. Wir freuen uns über Ihre Zuschrift.

Eine informative Lektüre wünscht Ihnen

Gerd Rottstegge
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