Oberflächen- und Designtrends bei Innentüren

Das Bauelement Innentür hat aus Sicht der Industrie seit geraumer Zeit mit »bauevolutionären« Schwierigkeiten zu kämpfen. Zum einen werden aufgrund der veränderten, immer offeneren architektonischen Bauweise weniger Türen verbaut.

Von Tobias Buch und Jeppe Visby

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So gibt es beispielsweise in privaten Bauten die klassische Küche, die durch eine Tür von anderen Bereichen getrennt ist, nicht mehr. Stattdessen leben wir in offenen Wohn-/Kochbereichen, die immer häufiger ohne Türen auskommen. In großen Büros werden vermehrt Trennwandsysteme mit integrierten Türen, oftmals aus Glas, verbaut. Die einstigen diversen kleinen Büros mit jeweils einem geschlossenen Türblatt weichen einer kommunikativen und teamorientierten Arbeitswelt mit großzügiger Raumarchitektur – auch dies reduziert den Mengenabsatz und ist als Zeichen unserer Zeit zu werten.

Eine tolerantere Gesellschaft, mehr Transparenz in unseren Lebens- und Arbeitsbereichen, verbunden mit flacheren Hierarchien – all das hat den gewerblichen und privaten Baustil sowie die verbauten Produkte und Materialien beeinflusst. Wir sind offener geworden, wir brauchen die Tür, die man sprichwörtlich hinter sich zumacht nicht mehr so sehr wie unsere Elterngeneration.

Ferner sind Innentüren zumeist eine der letzten Leistungseinheiten, die in einem Gebäude eingebracht werden. Das Budget ist meist schon knapp und statt sich den Möglichkeiten des Produktes Tür zu widmen, will mancher Bauherr nur noch fertig werden und einziehen – da bleiben wenig Zeit, Muße und letztlich Geld übrig für ein raumbildendes Element_ die Innentür. Ein Grund mehr, um an der Attraktivität der Innentür weiter zu feilen.Addition zur Integration

Parallel zu der skizzierten Entwicklung hat sich auch das Design unserer gesamten Welt und damit auch der Architektur geändert. Wir sprechen hier von einer Entwicklung der »Addition zur Integration«. Betrachtet man beispielsweise den Automobilbereich, so waren früher die Autos sichtbar aus mehreren Teilen zusammengesetzt (Addition). Die Kotflügel waren aufgesetzt, die Scheinwerfer teilweise von der Karosserie losgelöst usw. Im Laufe der Jahrzehnte bis hin ins neue Millennium wurde das Design immer integrativer. Die Stoßstange ist nun optisch wie konstruktiv Teil des Wagens ebenso wie der Auspuff und der besagte Kotflügel. Das Armaturenbrett ist eine homogen gestaltete Einheit und keine Ansammlung von Schaltern mehr. Technik ist unsichtbarer geworden und gutes Design definiert sich über die Einteiligkeit eines Produktes. Eine Speerspitze dieser Entwicklung haben wir täglich in der Hand – das ­Smartphone. Jährlich werden 28 Mio. Geräte allein in Deutschland verkauft.

Was bedeuten diese Entwicklungen für die Innentür? Innenliegende Bänder und stumpf einschlagende Türen, die aus Zarge und Türblatt eine Einheit bilden, haben Technik auch bei unseren Produkten unsichtbar werden lassen. Einen Schritt weiter gehen wir bei DANA mit der Modellreihe »Plano«, bei der die stumpf einschlagende Tür mit der Zarge und selbst mit der Wand eine flächenbündige Einheit ergibt.

Oder das Türsystem ­»Tapea«: hier besteht nicht nur absolute Flächenbündigkeit zwischen Türblatt, Zarge und Wand. Das Türelement »verschmilzt« optisch mit der umgebenden Wandfläche und nur noch eine schmale Nut sowie ein Türdrücker erinnern daran, dass hier eine Tür eingebaut ist. Der Maler kann das Türelement tapezieren, streichen – ganz nach Belieben. Die Verflechtung mit anderen Leistungsbereichen und Gewerken des Baus sind hierbei bewusst geschaffene neue Synergien, die die Märkte zunächst einmal erlernen müssen. Raus aus dem »Schema F« – Mut zu Neuem.Die Tür als emotionales Bindeglied

All dies führt dazu, dass wir uns den Märkten auf unterschiedliche Art und Weise öffnen müssen. Unsere Produktlösungen müssen flexibler sein. Das einstige Bauelement sehen wir als Gestaltungsprodukt und als emotionales Bindeglied, das Räume bewusst trennt oder verbindet und architektonische Ordnungsprinzipien unterstützt. Raus aus der Beliebigkeit – rein in ein neues lifestyliges Erleben eines Produktes, das Lebensräume komplettieren soll, statt notwendiges Übel zu sein – das ist unsere Maxime und gleichzeitig die Herausforderung für unsere Branche.

Einer der Markenwerte von JELD-WEN ist die »Inspiration«. Wir werden weiter versuchen, die massen- und markttauglichsten Ideen für unsere Fachhandels- und Profipartner auf den Markt zu bringen um auch hier unsere Führungsrolle weiter auszubauen und permanent zu bestätigen. Hierbei gehen wir auch in der Produktentwicklung mehr denn je davon aus, dass alle unsere Maßnahmen der Zufriedenheit unserer Kunden dienen sollen. Die Kundenzufriedenheit ist ein weiterer wichtiger Markenwert, den wir nicht nur am üblichen Service am Kunden ausmachen – sondern wir gehen einen Schritt weiter.

Im Rahmen der Produktentwicklung nutzt es im Sinne des Kunden wenig, 20 neue Produkte zu entwickeln, von denen sich am Markt später nur eines verkauft. Eine solche Entwicklung wäre für uns und den Markt fatal. JELD-WEN investiert daher sehr viel in die Beobachtung neuer Trends und Techniken. Dabei berücksichtigen wir nicht nur den Bereich der Innentür, sondern schauen weit über den Branchentellerrand hinaus. Entwicklungen in anderen Branchen und gesellschaftliche Strömungen – all das spielt eine Rolle.

Welche Auswirkungen hat eine immer älter werdende Gesellschaft auf unser Produkt, welche Funktionen kann eine Tür noch haben als die alt bekannten und wer wird in Zukunft unsere Türen einbauen? Fragen, mit denen wir uns kontinuierlich beschäftigen, um vorausschauend viele intelligente Antworten und Lösungen zu finden. Die Optik eines Produktes sowie die Facetten eines Sortiments sind bei alledem natürlich weitere erfolgsentscheidende Faktoren. Dass wir auf diesem Gebiet bereits in den vergangenen Jahren gute Arbeit geleistet haben, macht unser kontinuierliches Wachstum der letzten Jahre deutlich.

Oberflächentrends und Farben

Weiß ist nach wie vor der Trend, ob lackiert oder als Schichtstoff. Neue Modellreihen, wie beispielsweise die Stiltür »Opus«, haben wir daher ausschließlich in Weiß am Markt eingeführt. Alle Arten von Buche – ob als Furnier oder Holzreproduktionen – verlieren aufgrund der »Einheitsoptik« an Attraktivität. Gefragt ist dagegen Mut zu lebhaften Holzoptiken, gerne auch mit Splint- und Kernholz oder rustikalen Ästen.

Unser Ziel als Marktführer ist es überdies, gerade im Mengengeschäft weniger Vergleichbarkeit zu erreichen und somit den Handelspartner im regionalen Wettbewerb zu stärken. Belege dieser Entwicklung sind die Produktreihen »Opus« »Scalea« und »Satura«.

Auch in der Produktentwicklung müssen wir darauf achten, dass die Menschen aufgrund der technoiden Entwicklung ihrer Umwelt eine deutliche Sehnsucht nach natürlichen und authentischen Materialien haben. Die Ursprünglichkeit und Wahrhaftigkeit einer Landhausdiele beispielsweise, mit ihrer offenporigen Oberfläche, vermittelt uns ein gutes Gefühl. Wir spüren gerne Wärme und Struktur in der Oberfläche von Dingen, die uns umgeben. Diese Tatsache beeinflusst selbstverständlich auch die Entwicklung neuer Türoberflächen.

JELD-WEN begegnet diesem Trend u.a. mit naturgetreu nachgebildeten Holzoberflächen, die nicht nur optisch, sondern auch haptisch dem Vorbild der Natur nahekommen. Einzigartige Farben, Maserungen und Strukturen, wie von der Natur geschaffen, sind bei Türoberflächen en vogue. In diesem Zusammenhang hat sich auch die Optik des Holzes, ob Repro oder Furnier stark geändert. Wurden früher homogenere Sortierungen ohne Äste und »optische Mängel« verkauft – so stehen wir heute auf die absolut natürliche Optik des Werkstoffes Holz. In vielen Branchen, z. B. auch in der Küchen- und Möbel­industrie, setzt man immer mehr auf matte Oberflächen. Edles Design und Eleganz werden durch eine Mattlackierung verstärkt. Da es keine Reflexionen gibt, können die Formen und Konturen deutlicher betont werden. Dieser Gegentrend zum Hochglanz ist in vielen Bereichen und letztlich auch in der Türenindustrie deutlich spürbar. Wir haben diesen Trend rechtzeitig erkannt und erweiterten im März 2013 das Oberflächen-Sortiment um drei neue, matte »DuriTop«-Oberflächen.

Hierbei setzen wir auf Erdtöne wie die modernen Terra-Farben »Olive Brown«, ­»Sahara Beige« und »Flint Grey«. Diese bodenständigen Farben stehen für Wärme und Sinnlichkeit. Sie verbreiten in Wohnräumen eine gewünschte innere Ruhe und schaffen einen Ort zum ­Abschalten.

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