November 2012

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Auf Bildung bauen


Der Fachkräfte- und Nachwuchsmangel hat das Handwerk mit voller Wucht erwischt. Zum Beginn des neuen Ausbildungsjahres waren offiziellen Angaben zufolge noch über 23 000 Lehrstellen unbesetzt. In einer Befragung durch den bundesweit tätigen Markenanbieter für Dämm-, Farb-, Putz- und Saniersysteme – Baumit – finden sich die Sorgen von Handel und Handwerk bestätigt: Nahezu zwei Drittel der befragten Betriebe gaben der Qualifikation der Lehrstellen-Bewerber schlechte Noten. Auch mit den Jugendlichen, die bereits einen Ausbildungsvertrag in der Tasche haben, sehe es nicht besser aus. Mehr als die Hälfte der befragten Unternehmen beklagte bei den Azubis deren geringe Motivation, Unzuverlässigkeit, eine lückenhafte Vorbildung, miserable Noten, mangelhaftes Sozialverhalten sowie den unprofessionellen Umgang mit Kunden.

Das ist allerdings nur ein Teil der aktuellen Misere. Denn auch die Besetzung von Stellen mit Fachkräften bereitet immer mehr Unternehmen größere Probleme. Zu häufig stehen vor allem die Bauberufe im Wettbewerb mit vermeintlich attraktiveren Alternativen. Dass sich die Branche angesichts dieser akuten Problemlage Gedanken macht, hatten wir bereits mehrfach berichtet. So stellten wir unlängst die Initiative von Deutschlands größtem Baustofffachhändler vor, der im Schulterschluss mit anderen Unternehmen aus der Bauwirtschaft nach Lösungen sucht.
Viele – zumeist kleinere – Betriebe sind schlichtweg nicht in der Lage, ihre Mitarbeiter in Eigenregie weiterzubilden, und das sowohl fachlich als auch bei den »weichen Themen« wie »soziale Kompetenz«. Die Frage, ob man bereit wäre, Unterstützung auch gegen einen Kostenbeitrag von Dritten anzunehmen, bejahten 65 % der von Baumit befragten Betriebe. Die Bereitschaft, für die Aus- und Weiterbildung Geld in die Hand zu nehmen, ist also vorhanden. Nicht zuletzt auch deshalb erweiterte das Allgäuer Unternehmen sein beispielhaftes Engagement. Mit rund 90 Terminen, angeboten in 15 Städten deutschlandweit, wurde für das kommende Jahr das bisher umfangreichste Schulungsangebot seit Bestehen der unternehmenseigenen Akademie aufgelegt.
Neben den technisch ausgerichteten Themen werden spezielle Seminare für den Nachwuchs angeboten, beispielsweise der professionelle Umgang mit Kunden in der Schulung »Handwerker-Knigge«. Auch der Baustoff-Partner gibt neben Produktinformationen und Verarbeitungsanleitungen seinen Lesern auf diesem Gebiet nützliche Informationen an die Hand. So erläutert der Trainer und Business-Coach Holger Jo Scholz auf Seite 77 den richtigen Umgang mit dem Handy im Geschäftsleben. Marotten und Unsitten, die beim Telefonieren im privaten Alltag von der Umwelt oft nur als nervtötend empfunden werden, können beispielsweise einem Handwerker im Ernstfall einen Auftrag vermasseln ...

Um den immer komplexer werdenden Anforderungen im Geschäftsleben gewachsen zu sein, ist es geboten, sich kontinuierlich mit dem Thema (Weiter)-Bildung zu beschäftigen. Und umso mehr ist es zu begrüßen, dass es in unserer Branche Akteure gibt, die sich hier bereits seit längerem verstärkt engagieren.

Sollten Sie zu diesem Thema oder zu anderen Beiträgen in dieser Ausgabe Anregungen oder Wünsche haben, schreiben Sie uns per E-Mail an rottstegge [ät] sbm-verlag.de. Wir freuen uns über Ihre Zuschrift. Eine informative Lektüre wünscht Ihnen

Gerd Rottstegge
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