Mai 2014

Lesedauer: min

Der Arbeitgeber als Marke


Der Baustoff-Fachhandel hat – wie die gesamte Baubranche – recht ordentlich vom milden Winter profitiert. So freut sich auch Eurobaustoff-Geschäftsführer Ulrich Wolf über eine knapp 30-prozentige Steigerung des Einkaufsvolumens innerhalb der Kooperation im ersten Quartal. Und auch Martin Roth, Geschäftsführer des Bundesverbandes der Deutschen Ziegelindustrie, vermeldet Optimismus aus den Reihen der Ziegelproduzenten, was den sich abzeichnenden positiven Verlauf dieses Jahres betrifft.
Doch bei aller publizierten Freude und Zuversicht aus Bad Nauheim und Bonn sprechen beide Geschäftsführer nahezu beiläufig ein Thema an, das der derzeitigen prosperierenden Entwicklung der Branche auf Dauer gefährlich werden könnte: Sowohl Wolf als auch Roth gehen besorgt auf den akuten und künftigen Fachkräftemangel ein. Über diesen sei bislang viel theoretisiert worden, jetzt habe man aber praktisch damit zu tun, so Ulrich Wolf. Nicht nur dem Handel fehle das Fachpersonal, auch in Handwerk und Baugewerbe seien ausgebildete Kräfte Mangelware. Auch der deutschen Ziegelindustrie bereite mittelfristig der Mangel an qualifizierten Handwerkern Sorge, so Martin Roth. Dachdecker und Zimmerer hätten, wie andere Bauberufe auch, aktuell große Schwierigkeiten, genügend geeignete Nachwuchskräfte für eine Ausbildung zu gewinnen.
Zeitgleich trafen Meldungen ganz anderer Art in der Redaktion ein_ »Die besten Arbeitgeber Deutschlands« wurden vom Nachrichtenmagazin Focus in Zusammenarbeit mit Xing, dem beruflichen Netzwerk im deutschsprachigen Raum, und dem Arbeitgeberbewertungsportal kununu ermittelt. Zu diesem ausgezeichneten Kreis gehört nun auch Warema, der »Sonnenlicht-Manager« aus Marktheidenfeld.
Das Ergebnis zeige, dass man als Arbeitgeber auf einem guten Weg sei, freute sich der für das Personal verantwortliche Geschäftsleiter Dr. Thomas Klein über das gute Abschneiden seines Unternehmens. Das bestätige den Anspruch, ein kollegiales und faires, aber auch ein familienfreundliches und gesundheitsförderndes Arbeitsumfeld mit Perspektiven zu schaffen, so der Personalverantwortliche. »Top-Arbeitgeber« darf sich auch Saint-Gobain Weber nennen. Der Baustoffhersteller ist in den letzten Jahren mehrfach für seine Produkte und Dienstleistungen ausgezeichnet worden. Als Arbeitgeber schneidet das Unternehmen ebenfalls gut ab. Auch in 2014 darf Saint Gobain Weber den begehrten Titel führen, den das CRF Institut dem Hersteller nun bereits zum zweiten Mal überreichte.
Dies zeigt, dass ein Unternehmen heute nicht nur für seine Kunden und Geschäftspartner attraktiv sein muss, sondern auch für die eigenen Mitarbeiter und potenzielle Bewerber. Die Firmen der unterschiedlichen Branchen und aller Betriebsgrößen sind heute mehr und mehr gefordert, in die vorhandenen und potenziellen Mitarbeiter zu investieren. In diesem Zusammenhang fallen dann immer wieder die Stichworte »Personalmarketing« und »Employer Branding«, was übersetzt so viel wie »Arbeitgebermarkenbildung« bedeutet. Hierbei handelt es sich laut Definition um eine unternehmensstrategische Maßnahme, bei der Konzepte aus dem Marketing – insbesondere der Markenbildung – angewandt werden, um ein Unternehmen insgesamt als attraktiven Arbeitgeber darzustellen und von anderen Wettbewerbern im Arbeitsmarkt positiv abzuheben.
Die Suche nach geeigneten Mitarbeitern und Auszubildenden gestaltet sich immer schwieriger. Und besonders auch die Berufe am und um den Bau konkurrieren mit attraktiven Angeboten aus anderen Branchen, die sich offensichtlich »besser verkaufen«. Wie sich da einzelne Unternehmen – groß oder klein, inhabergeführt oder in eine Konzernstruktur eingebettet, aus der herstellenden Industrie, dem Handel oder dem Handwerk – bestmöglich positionieren, dafür gibt es sicherlich kein Patentrezept. Gleichwohl ist hier wohl deutlich mehr Engagement vonnöten, damit der Branche in Zukunft nicht das Fachpersonal abhanden kommt.
Eine informative Lektüre wünscht Ihnen
Gerd Rottstegge
[2]
Socials