Eine Betreuung im Hospiz ist auch bei schwerstkranken Kindern nicht neu. Allerdings gilt das bisher vorrangig für ihre vollstationäre Unterbringung. Durch das teilstationäre Konzept beim Kinderhospiz „Haus Anna“ im niederbayrischen Eichendorf will die Stiftung Ambulantes Kinderhospiz München (AKM) zukünftig in der Region Niederbayern die Lücke zwischen ambulanter und vollstationärer Betreuung schließen.
Raumbuchvorgaben waren einzuhalten
Mit dem Standort am östlichen Ortsrand von Eichendorf im Landkreis Landau-Dingolfing fand die Stiftung ein perfekt geeignetes Gelände für ihr Projekt. Ausschlaggebend waren neben dem positiven Ergebnis einer Bedarfsanalyse auch die Unterstützung des Gemeinderates und das uneingeschränkte Einverständnis der Anwohner.
Bei der Planung galt es einige spezielle Herausforderungen zu lösen: Die begrenzte Grundstücksfläche und ihr Zuschnitt sowie einzuhaltende Einrichtungsbestimmungen führten zu entsprechenden Anpassungen des Entwurfes. „So gab es als Pflichtenheft ein Raumbuch, das für Therapieräume neben einer vorgeschriebenen Ausstattung bestimmte Flächengrößen vorgab“, erklärt der zuständige Planer und Bauingenieur Markus Tippelt vom Planungs- und Ingenieurbüro „Planwerk TM“ aus Unterdietfurt. Statt der ursprünglich geplanten, komplett eingeschossigen Bauweise wurde für den Therapiebereich und die acht Einzelzimmer – angesichts des benötigten Flächenbedarfs und der verfügbaren Grundstücksfläche – ein zweigeschossiger Baukörper (18 x 50 Meter) errichtet.
Der Gebäudeteil mit dem Eingangsbereich und den zwei großzügig dimensionierten Familienappartements (18 x 42 Meter) behält hingegen seine eingeschossige Gebäudehöhe. Auf Wunsch des Betreibers wurde dieser Trakt an der Fassade mit einer hellen Lärchenholzverkleidung ausgestattet, um so ein warmes, naturnahes Erscheinungsbild des Hospizes sicherzustellen. Ebenfalls trägt die flache Walmdachkonstruktion des zweigeschossigen Gebäudeteils zu einer ländlich einbindenden Gestaltung der Anlage bei.
Ökonomie, Ökologie und Brandschutz
Wirtschaftliche und umweltschonende Aspekte bildeten bei der Festlegung des Außenwandbaustoffes zentrale Auswahlkriterien. „Neben seiner hohen Wärmedämmung und Verarbeitungs¬freundlichkeit kann der gewählte ‚WS08 Silvacor`-Ziegel von Leipfinger-Bader vor allem mit seiner besonders hohen ökologischen Qualität punkten, verglichen mit anderen Mauersteinen“, erläutert Tippelt. Eine Bewertung, die nach umfangreichen Untersuchungen auch das Institut für Baubiologie Rosenheim (IBR) bestätigte: Es bescheinigte dem innovativen Ziegel mit seiner Füllung aus sortenreinen nachwachsenden Nadelholzfasern per Zertifikat absolut ökologische Unbedenklichkeit.
Die hohe umweltgerechte Güte geht dabei nicht zu Lasten der bauphysikalischen Eigenschaften. Seine erzielten Wärmedämm-Werte sprechen für sich: Dank seiner Füllung und einem ausgeklügelten Lochbild erzielt der Silvacor WS08-Ziegel eine geringe Wärmeleitfähigkeit von nur 0,08 W/mK. Dadurch ist mit dem gewählten, monolithischen Mauerwerk (d = 42,5 cm) plus Innen- und Außenputz ein energiesparender Wärmedurchgangskoeffizient von nur 0,18 W/m²K gewährleistet. Die Gebäudehülle trägt damit wesentlich zur Erreichung des geforderten KfW 40-Energieeffizienzhausstandards bei.
Wie bei allen Pflegeeinrichtungen ist außerdem der einzuhaltende Brandschutz ein wichtiges Thema. Als nicht brennbarer Baustoff (Baustoffklasse A1) überzeugt der Mauerziegel dabei schon traditionell durch seine hohe Feuerwiderstandsfähigkeit. In Kombination mit der Holzfaserfüllung erreichen Silvacor-Ziegel die Baustoffklasse AB, so dass bei diesem Projekt keine weiteren speziellen Brandschutzmaßnahmen in Bezug auf die Gebäudehülle erforderlich waren.
Maximale Raumbehaglichkeit inklusive
Bei der Baustoff-Auswahl war zudem der positive Einfluss des Silvacor-Ziegels auf die Raumbehaglichkeit ein erheblicher Faktor. Seine feuchteregulierende Wirkung gewährleistet für die betreuten Kinder und untergebrachten Familienangehörigen ein ganzjähriges Wohlfühlklima. Grund sind die beim Trocknungsprozess des Ziegels automatisch entstehenden haarfeinen Kapillaren. Sie nehmen bei hoher Raumfeuchte überschüssige Feuchtigkeit auf und geben sie bei zu trockener Raumluft wieder ab. Das Auftreten von Staubmilben oder Schimmelpilz wird somit weitgehend ausgeschlossen.
Ein weiteres bauphysikalisches Plus des Silvacor-Ziegels ist seine hohe Wärmespeicherfähigkeit. Diese Eigenschaft wird beim Bauen noch an Bedeutung gewinnen, da im Zuge der globalen Klimaerwärmung die sommerlichen Temperaturen immer höher ausfallen. Umso wichtiger ist es für die zukünftigen Betreiber, dass die tagsüber im Mauerwerk gespeicherte Sonnenwärme erst zeitverzögert während der kühleren Abend- und Nachtstunden an die Innenräume abgegeben wird. So entsteht ein durchgehend angenehmes Raumklima.
Das angestrebte Wohlfühlgefühl der Gebäudenutzer hängt zudem wesentlich vom Schallschutz ab. Wie das „S“ für Schallschutz in der Produktbezeichnung schon anzeigt, weist der „WS08 Silvacor“-Ziegel gute Schalldämmwerte (RW,Bau,Ref = 49,3 dB) auf. Noch wichtiger ist, speziell bei einem Hospiz, der Schallschutz zwischen angrenzenden Räumen sowie die Schalldämpfung innerhalb der Räume. Für eine von Lärm relativ ungestörte Betreuung und angenehme Raumakustik sorgen sowohl die in fast allen Räumen abgehängten Decken als auch die USZ-Schalungsziegel (d = 24 cm), die in den Trennwänden der lärmsensiblen Bereiche eingesetzt wurden. „Die detaillierten Schallschutz-Berechnungen seitens des Ziegel-Lieferanten, der Firma Leipfinger-Bader, zeigten die Effizienz der ergriffenen schalldämmenden beziehungsweise -dämpfenden Maßnahmen und erwiesen sich beim Schallschutznachweis als eine große Hilfe“, betont Tippelt.
Vermauerung mit deckelnden Dünnbettmörtel
Die Projektdurchführung übernahm als Bauträger mit der h2 Immobilien GmbH die hauseigene Partnergesellschaft des Planungsbüros unter Leitung von Geschäftsführer Andreas Hahn. „Planung und Bauabwicklung gingen so praktisch Hand in Hand“, erklärt Tippelt.
Beim Rohbau erfolgte die Vermauerung der Silvacor-Ziegel entsprechend der Zulassung Z-17.1-1191 und der DIN EN 1996 mit deckelndem Dünnbettmörtel. Auf eine Stoßfugenvermörtelung konnte aufgrund der Verzahnung der Mauerziegel verzichtet werden. „Dem beauftragten Rohbauunternehmer stand es frei, wie er das vollflächige Aufbringen des Dünnbettmörtels vornehmen soll oder ob er sogar das ebenfalls zugelassene Verfahren mit den Mörtelpads von Franken Maxit nutzen will. Letztlich ist das Ergebnis entscheidend“, erläutert Tippelt. „Die mit Mörtelschlitten zügig erzielte hohe Qualität des Mauerwerks beweist neben der Materialgüte der hergestellten Planziegel auch die wirtschaftliche Effizienz dieses Verfahrens.“ Die Ziegel ließen sich trotz der integrierten Füllung bei Bedarf unproblematisch zuschneiden.
Ohne Spenden nicht realisierbar
Nach einer planerischen Vorlaufzeit von 12 Jahren wurde im September 2023 das Herzensprojekt des Stiftungsehepaares eröffnet. Bereits anlässlich des symbolischen ersten Spatenstiches im November 2021 – der aufgrund der Corona-Pandemie virtuell erfolgte – bedankte sich das Paar bei allen Spendern und Unterstützern, die das Kinderhospiz „Haus Anna“ erst ermöglicht haben. So wird die hochwertige, rund zwei Millionen Euro teure Innenausstattung allein durch wohltätige Zuwendungen finanziert. Zudem haben die Baubeteiligten den Bau mit besonders viel persönlicher Hingabe vorangetrieben. Für die Firmengruppe Leipfinger-Bader (Vatersdorf) ist diese Beteiligung nur ein weiteres Beispiel für ihr schon bei ähnlichen Projekten bewiesenes soziales Engagement.
Weitere drei Hospize geplant
Der Begriff Nachhaltigkeit kann für dieses Projekt gleich in mehrfacher Hinsicht gelten. Nicht nur die Bauweise ist mit den besonders umweltgerechten Silvacor-Ziegeln nachhaltig, sondern auch die eingesetzte Heiztechnik hat eine möglichst nachhaltige Schonung der Umwelt zum Ziel. So wird die noch benötigte Energie für Heizung und Warmwasser über zwei Pufferspeicher gesteuert, deren Energieversorgung durch eine mit Holzhackschnitzel betriebene Heizzentrale außerhalb der Anlage erfolgt. Außerdem ist als weitere regenerative Energiequelle die Installation einer Photovoltaikanlage vorgesehen.
Nachhaltige überregionale Wirkung soll nach dem Willen der Betreiber zudem von der speziellen Nutzung des Hospizes ausgehen. Das „Haus Anna“ ist nicht nur Teil des entstehenden Gesundheitszentrums Eichendorf-Ost, sondern auch Teil eines modulartig aufgebauten Betreuungs-Gesamtkonzeptes, das in den nächsten Jahren überregional umgesetzt werden soll. Dafür ist in naher Zukunft unter anderem noch der Bau von drei weiteren teilstationären Kinderhospiz-Einrichtungen in Bayern geplant.