Juli 2013

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Wer baut die Häuser von morgen?


Die Bauwirtschaft gehört zu den führenden Wirtschaftszweigen hierzulande, im Bauhaupt- und Ausbaugewerbe arbeiten 1,9 Millionen Menschen. Das sind fast dreimal so viel wie in der deutschen Automobilindustrie inklusive Zulieferer. Doch dieser Branche mit ihrem hohen Maß an Dienstleistungs- und Problemlösungskompetenz gehen die Fachkräfte aus. Und ausreichend Nachwuchs ist ebenfalls nicht in Sicht.
Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) erwartet mittelfristig weiterhin eine stabile Beschäftigungssituation am Bau. Aktuell ist festzustellen, dass die Arbeitslosigkeit bei Architekten und Bauingenieuren wie auch in zahlreichen weiteren Bauberufen in den letzten beiden Jahren stark zurückgegangen ist. Der zunehmende Fachkräftemangel wird die Branche zukünftig in noch stärkerem Maße betreffen. Die Schwierigkeiten, offene Stellen mit qualifizierten und motivierten Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen schnell zu besetzen, werden weiter zunehmen.
Die Arbeitslosenreserven im Bereich der Bauingenieure und der Fachhandwerker sind derzeit extrem niedrig. Dem Nachwuchsmangel wird auf dem Ausbildungsmarkt entgegengesteuert – doch vielen Bauberufen fehlt es an Attraktivität. Hinzu kommt ein generelles demografisches Problem_ Wenn die heute 45- bis 54-jährigen Fachkräfte in Rente gehen, fehlen – wenn die Ausbildungszahlen nicht drastisch zunehmen – weitere Fachkräfte. Darauf weist eine aktuelle Studie der Soka Bau und des F.A.Z. Institutes für Bauberufe nachdrücklich hin.
Oberste Priorität hat es nach wie vor, das Image der Branche permanent weiterzuentwickeln und aufzuwerten, damit die Bauwirtschaft im Wettbewerb um junge Leute nicht unterliegt und somit die Basis für qualifiziertes Wachstum verliert.
»Allein den Personalbestand zu halten, stellt die Branche vor eine große Herausforderung«, so unlängst Prof. Thomas Bauer, Präsident des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie. Seit Jahren übersteigen die altersbedingten Abgänge die Zugänge an Nachwuchskräften deutlich. Die Auswirkungen des demografischen Wandels sind immer stärker zu spüren, und es fällt den Bauunternehmen immer schwerer, geeignete Nachwuchskräfte zu finden_ Der Rückgang der Zahl der neuen Lehrverträge Ende des vergangenen Jahres um 1,7 % auf 12000 ist nicht auf ein gesunkenes Interesse der Baufirmen, sondern auf die zunehmenden Schwierigkeiten zurückzuführen, die Lehrstellen zu besetzen.
Daher sind der Branche ausländische Fachkräfte aus den EU-Nachbarstaaten sehr willkommen. Die Bildungszentren engagieren sich, gemeinsam mit ausländischen Partnern z. B. aus Spanien oder Frankreich, um gezielt motivierte junge Erwachsene für eine Ausbildung in Deutschland zu begeistern. Bereits im September 2012 vermeldete die Bundesagentur, dass die Zahl der sozialversicherungspflichtig beschäftigten Fachkräfte aus anderen Staaten im Bauhauptgewerbe im Vergleich zum Vorjahr um 12 % auf über 70 000 gestiegen ist.
Von besonderer Brisanz ist auch für die in großen Teilen in Nordrhein-Westfalen ansässige Werkzeugindustrie der sich abzeichnende Mangel an Fachkräften.
»Langsam gewinnt auch der kleinere Betrieb eine Ahnung davon, dass demografisch und quantitativ der berufliche Nachwuchs ausbleibt bzw. geringer wird«, so der  Fachverband Werkzeugindustrie in Remscheid. Erschwerend komme noch hinzu, dass viele der Jugendlichen »nicht ausbildungsfähig« seien.
Vor diesem Hintergrund setzt die derzeitige Nachwuchskampagne der Bauwirtschaft Baden-Württemberg »Bau – Dein Ding« ein hoffnungsvolles Signal. Mit ihrer Kampagne will die Bauwirtschaft im »Ländle« gezielt und öffentlichkeitswirksam um die besten jungen Köpfe im Land werben. Wie das geschehen soll, erfahren Sie auf unserer Seite »Zu guter letzt«.
Wenn Sie zu diesem Thema oder anderen Beiträgen in dieser Ausgabe Anregungen haben, schreiben Sie uns per E-Mail unter rottstegge [ät] sbm-verlag.de. Wir freuen uns über Ihre Zuschrift.

Gerd Rottstegge
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