Jubiläumstagung mit umfangreichem Vortragsprogramm

Die zehn thematisch breit gefächerten Vorträge auf der Professoren-Tagung des Ziegel Zentrum Süd e.V. in München veranlassten eine ganze Anzahl von Lehrenden der Fachbereiche Architektur und Bauingenieurwesen zu sehr anerkennenden Äußerungen. Die Kooperationsveranstaltung mit der Fakultät Architektur der TU München wurde bei sommerlichen Temperaturen im Vorhoelzer Forum über den Dächern von München durchgeführt.

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Im Halbstundenrhythmus vermittelten zehn hochkarätige Referenten Expertenwissen von Energie- bis Kosteneffizienz und zeigten in spannenden Werkberichten herausragende Bauten mit monolithischen und mehrschaligen Ziegelwänden. Die Exkursion durch München am zweiten Tag führte zu bemerkenswerten Bauwerken. Die in Deutschland einmalige Gelegenheit, sich am Rande der Tagung bundesweit auszutauschen, wurde lebhaft wahrgenommen.

Johannes Edmüller, Vorstandsvorsitzende des Ziegel Zentrum Süd, eröffnete die Jubiläumsveranstaltung. Im Anschluss begrüßte Prof. Florian Musso die Anwesenden im Namen der Fakultät Architektur der TU München und warf hierbei einige Fragen zum zeitgemäßen Umgang mit dem Baustoff Ziegel auf. Danach stellte Architekt Georg Dasch das Effizienzhaus Plus in Burghausen vor, das in monolithischer Ziegelbauweise als Sonnenhaus errichtet wurde und als eines von 36 Häusern an der Forschungsinitiative »Zukunft Bau« des Bundesbauministeriums teilnimmt.

Der Vortrag von Prof. Dr. Philippe Block von der Research Group ETH Zürich bot – unterstützt durch gekonnte Videoclips – einen lebhaften Einblick in seine komplexe und spannende Forschungsarbeit über das Potenzial katalanischer Gewölbe auch in modernen Bauwerken. Autor und Gutachter Gunter Hankammer aus Hamburg dagegen zeigte in seinem Vortrag eine schwindelerregende Vielzahl an vorgefundenen Schäden und Mängeln an Gebäuden, die mit Wärmedämmverbundsystemen ausgeführt wurden. Wie viel leichter tut man sich in Bezug auf Schadensanfälligkeit mit monolithischen Ziegelbauten, wie den bis zu achtgeschossigen Wohnungsbauten, die Werner Gruber, Architekt aus Regensburg, in seinem Werkbericht über die dortigen »Candis Gärten« eindrucksvoll präsentierte.

Armin Löhr, Professor für Massivbau und Werkstoffe an der Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt, schrieb als Teilnehmer_ »Ich beglückwünsche Sie im Hinblick auf die von Ihnen getroffene Auswahl der sehr kompetenten Vortragenden, die es verstanden, uns Hörer essentiell und sehr präzise, fachlich zu informieren.«

Felix Bembé von Bembé Dellinger Architekten aus Greifenberg zeigte in seinem Werkbericht mehrere sehr anspruchsvolle, teils noch unveröffentlichte Bauten mit hell geschlämmten Klinkerhüllen. Dietmar Brilmayer, Entwurfsprofessor an der Technischen Hochschule Mittelhessen, fand es »wirklich toll, auf der Suche nach geeignetem Material und Oberflächenbeschaffenheit von Ziegelvorsatzschalen die Bauten von Bembé Dellinger gesehen zu haben«.

Architekt Albert Ringlstetter aus München, Autor von Büchern wie »Der Weg zum richtigen Haus«, verursachte lebhafte Diskussionen mit seinen akribischen, sehr interessanten Amortisationsvergleichen bei verschiedenen Konstruktionsarten und vermeintlich Heizkosten sparender, aufwendiger Anlagentechnik, die heute viel propagiert wird. Seiner Meinung nach ganz zu unrecht.

Das Forschungsprojekt in der von Ernst May entworfenen Siedlung in Frankfurt-Riederwald, vorgestellt von Architekt Michael Kaune vom Deutschen Institut für Stadtbaukunst der TU Dortmund, zeigte Vorgehensweise und Ergebnisse der Sanierung mit einer keramischen Wärmedämmfassade sowie die Ergänzung von Altbauten durch das Architekturbüro Prof. Christoph Mäckler aus Frankfurt. Prof. Hans-Joachim Schaub, Studiendekan Bauingenieurwesen im Lehrgebiet Massivbau an der Hochschule in Biberach, bedankte sich als Teilnehmer für ein »zwar strammes, aber inhaltlich äußerst gehaltvolles Vortragsprogramm«.

Prof. Ulrich Königs, Universität Wuppertal, konzentrierte sich in seinem Werkbericht auf zwei Sakralbauten mit Außenwänden aus Klinker. Die lebhafte Schilderung der Entstehung der Kirche in Regensburg-Burgweinting und der Kirche am Meer, St. Marien in Schillig, beeindruckte das Publikum sichtbar. Gekurvte, teils geneigte, weitestgehend monolithische Klinkerkonstruktionen virtuos gemeistert. Prof. Timo Leukefeld aus Freiberg konnte das Publikum mit seinem eloquenten Vortrag problemlos für eher weniger mitreißende Themen wie »Eigenversorgung mit Wärme, Strom und Mobilität aus der Sonne« begeistern und dabei – zum Abschluss des Vortragsprogramms – eine ganze Reihe kluger Lösungsansätze bieten.

Die Exkursion durch München am darauffolgenden Tag startete mit der exquisiten, vielfarbigen Klinkerhülle des »house k« von Sauerbruch Hutton. Die Bauherrin selbst führte die Professorengruppe über das Anwesen. Am nächsten Zielort erläuterte Prof. Andreas Hild den spektakulären Fassadenumbau und die sehr gelungene Sanierung des Hauses 0505 der TU München durch sein Büro. Vor allem die schwarze Klinkerhülle mit elegant gekurvten Pfeilern wurde ausführlich besprochen.

Das Vertriebsbüro »Ziegelwelt«, von studio lot in München-Laim sehr anspruchsvoll und mit flexiblen Einbauten gestaltet, wurde von der Innenarchitektin Anke Lorber vorgestellt und den interessierten Besuchern bis ins Detail erläutert. Prof. Lydia Haack und John Höpfner von Haack Höpfner Architekten führten die Gruppe zum Abschluss durch die Neuapostolische Kirche in München-Laim. Trotz knappem Budget wurde hier ein lichter Kirchenraum geschaffen, der mit verschiebbaren Innenwänden äußerst vielfältig nutzbar ist. Der in mehreren Lagen innen und außen auf die Ziegelaußenwände aufgebrachte schimmernde Glattputz erhielt viel Aufmerksamkeit.

Die Exkursion endete am Königsplatz, wo nach einem abschließenden Mittagessen im Restaurant des Lenbachhauses eine Führung durch das Kunstareal von der Glyptothek bis zur Sammlung Brandhorst geboten war. Prof. Kenn Schwarzbart von der Hochschule SRH Heidelberg konstatierte_ »Die Jubiläumstagung des Ziegel Zentrum Süd war ein Genuss – sehr informativ, breit gefächerte Vorträge und Besichtigungen, schöne Locations, sehr gute Verpflegung, perfekte Organisation«.

Auch Björn Kaiser, Professor an der Jade Hochschule Oldenburg, bedankte sich am Ende der zwei Tage; er lobte vor allem »die qualitätsvollen Vorträge, die beeindruckenden Exkursionsziele und nicht zuletzt die vielen anregenden Gespräche am Rande«. Für Teilnehmer aus der nördlichen Hälfte Deutschlands war es eine besondere Gelegenheit zu erleben, wie das Ziegel Zentrum Süd in den südlichen fünf Bundesländern Lehrende und Studierende mit Fachinformationen versorgt, Lehrveranstaltungen in den Fachbereichen Architektur und Bauingenieurwesen unterstützt und enge Kontakte mit vielen Professorinnen und Professoren pflegt. In Norddeutschland gibt es dazu kein Äquivalent.

Das Ziegel Zentrum Süd hat die Aufgabe, Lehrende und Studierende der Architektur und des Bauingenieurwesens in ihrer Arbeit an den Hochschulen in Bayern, Baden-Württemberg, Hessen, Rheinland-Pfalz und Saarland zu unterstützen. Veranstaltungen werden vom Ziegel Zentrum Süd organisiert, weitestgehend finanziert und vor Ort betreut und begleitet. Die Professoren-Tagung des Ziegel Zentrum Süd ist einzigartig in der Hochschullandschaft in Deutschland.

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