Impulsgeber für Schiebetüren

Schiebetüren, die »in der Wand verschwinden«, waren bereits vor über hundert Jahren in den Wohnungen von Jugendstil-Häusern zu finden – und gelten nach wie vor als besonderes Ausstattungsmerkmal, um Räume großzügig erscheinen zu lassen. Heute, in Zeiten ausufernder Immobilien- und Grundstückspreise, müsste unter dem Aspekt des Raumgewinns das Thema »Schiebetür« eigentlich besonders forciert werden. »In der Tat sind zum einen die Betonung der Großzügigkeit im gehobenen Wohnungsbau bzw. in der Edelsanierung, zum anderen der Zugewinn an Raum bei kleineren Grundrissen zwei der wichtigen Themen, mit denen wir uns auseinandersetzen«, erläutert Andreas Barthel, Geschäftsführender Gesellschafter der Eclisse Deutschland GmbH, bei einem Besuch der Redaktion in Kempten.

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Seit vier Jahren ist das Tochterunternehmen der italienischen Eclisse s.r.l. auf dem deutschen Markt tätig, und der Anbieter von Schiebetür-Elementen konnte seinen Umsatz hierzulande bis heute vervielfachen. In Italien und anderen europäischen Ländern habe man schon seit Jahrzehnten das Image eines Premiumherstellers und Eclisse werde dort in seinem Segment, vergleichbar in Deutschland mit Velux bei Dachfenstern oder Braas bei Dachsteinen, als starke Marke wahrgenommen.
»Und genau dahin wollen wir auch in Deutschland«, so Barthel. »Der Grundstein ist gelegt_ die Eclisse Deutschland steht für innovative, bis ins Detail durchdachte Einbauelemente und einen umfassenden, persönlichen Service. Gemeinsam mit anderen Herstellern entwickeln wir perfekt aufeinander abgestimmte Systemlösungen für anspruchsvolle und kreative Innenraumgestaltungen, wie beispielsweise wandbündige Türen oder barrierefreie Bäder.«

»Offenes System«
Im Gegensatz zum Wettbewerb, dessen Produkte auf der Baustelle aufwendig vom Verarbeiter zugeschnitten werden müssen, liefert Eclisse ein Bauelement auf Maß, das mit den Komponenten anderer Hersteller von Türen, Gipsplatten, Beschlägen, aber auch von Glastüren und intelligenter Gebäudetechnik kombinierbar ist – also ein »offenes System«, nennt Barthel den entscheidenden Unterschied. Nicht zuletzt hätte man gegenüber den Marktbegleitern einen Innovationsvorsprung. Aber auch der Wettbewerb hätte sich weiter entwickelt. Zur weiteren Verbreitung der »innenlaufenden Schiebentüren« sei es wichtig, das Bewusstsein von Architekten, Verarbeitern, des Handels und nicht zuletzt der Endverbraucher für dieses Thema weiter zu sensibilisieren. »Wenn sich dabei gleich mehrere Anbieter dieser Sache annehmen, um so besser«, findet Barthel.
Das scheint zu funktionieren, denn der Gesamtmarkt für innenlaufende Schiebetüren hat sich in den letzten drei Jahren in Deutschland mindestens verdoppelt. Auf der BAU im Januar dieses Jahres hat Eclisse seine Produkte im kreativen Zusammenspiel mit den Herstellern der ergänzenden Komponenten präsentiert. »Für unseren ungewöhnlichen Stand haben wir großes Lob von den unterschiedlichsten Seiten erhalten«, denkt Barthel gern an die aus seiner Sicht sehr erfolgreiche Messe zurück.

Schon Gropius und Captain Kirk schätzten diese Lösung
Wie eingangs bereits erwähnt, gehe es dabei um zwei Arten der Nutzung_ Zum einen bieten sich die »in der Wand verschwindenden« Schiebetüren für clevere Lösungen bei kleinen Grundrissen an, zum anderen unterstreichen sie die Raumwirkung bei repräsentativen Wohn-Ambientes. »Das Thema ist nicht neu. Schon der Bauhaus-Architekt Walter Gropius ließ im Jahre 1920 die Türen in der Wand verschwinden, und auch auf dem Raumschiff Enterprise war das zukunftsweisende Konzept bereits eingebaut«, verweist Barthel augenzwinkernd auf die »Geschichte« einer Türlösung, die eigentlich schon immer modern war...
Flächendeckend durchgesetzt hat sich dieses System offensichtlich hierzulande bis heute nicht, auch wenn das Thema »Schiebetür« grundsätzlich beispielsweise in Frankreich oder Italien einen viel höheren Stellenwert hat als bei uns. »In Frankreich ist in der Regel in jeder Wohnung mindestens eine Schiebetür verbaut«, weiß Barthel.
Aber noch immer wird das Gros der Schiebetüren »vor der Wand« verkauft. Dies sei dem wesentlich höheren planerischen Aufwand geschuldet, den die innenliegenden Türen erfordern. Um den Marktanteil zu erhöhen, müsse man bereits während der Rohbauphase den sprichwörtlichen »Fuß in der Tür« haben, damit die Voraussetzungen zum Einbau dieser innovativen Lösung geschaffen werden. »Dies gilt in besonderer Weise für unsere Massivwandelemente, die wir für alle gängigen Wandstärken im Programm haben.« Die hierdurch anfallenden Mehrkosten, so Barthel, würden sich schnell durch »Raumgewinn und Lebensgefühl« amortisieren.


»Point of Information« für Schiebetüren
Barthel_ »Hier müssen wir im Markt deutlich mehr Nachfrage schaffen, und zwar nicht nur bei den Architekten, sondern auch beim Fachhandel, der meiner Meinung nach das enorme Potenzial dieser innovativen Lösung noch nicht in vollem Umfang erkannt hat. Wir brauchen daher Händler, die die Anwendungen unserer Raumlösungen verstärkt in ihren Ausstellungen zeigen.«
Eclisse biete nicht nur ein Einbauelement, sondern eine Komplettlösung, die weitere Elemente nach sich ziehe. »In den Ausschreibungen soll später idealerweise die ganze Lösung angeboten werden, beispielsweise mit Trockenbauplatten, Muschelgriffen, Haustechnik sowie den schönsten Oberflächen von namhaften Innentürherstellern, mit denen wir heute bereits eng zusammenarbeiten – und nicht zuletzt auch mit den Anbietern von Glastüren«, so Barthel.
»Im Rahmen unserer Möglichkeiten haben wir in den zurück liegenden vier Jahren schon ein ganz großes Rad gedreht«, resümiert Andreas Barthel. »Aber da ist noch viel, viel mehr drin. Der Markt ist riesengroß, und hier haben wir noch einiges aufzuholen.« In der Folge wolle Eclisse daher zu einem »Point of Information« für die Schiebetür werden. Barthel_ »Dabei werden wir zuallererst planerische Sicherheit bieten, denn bis heute sind viele der Ausschreibungen für dieses Produkt fehlerhaft.«
»Wir sind daher auf allen Ebenen gefordert, zum einen in der zielgerechten Ansprache von Architekten, Handel und Verarbeitern. Zum anderen – nicht zuletzt aufgrund unseres »Bekenntnisses zum offenen System« – müssen wir die geeigneten Partner mit ins Boot nehmen und somit die besten Möglichkeiten des Marktes miteinander kombinieren – und dabei stets über den Tellerrand schauen.«
Die Architekten seien zunehmend für dieses Thema sensibilisiert und auch der Handel erkenne in immer größerem Umfang, dass man mit Eclisse den Deckungsbeitrag erhöhen kann, nicht zuletzt aufgrund der »unendlichen Welt« des System-Zubehörs und der ergänzenden Bauteile zur Komplettierung des Schiebetürelementes. Und nicht zuletzt wolle man auch beim Trendthema »barrierefreies Bauen« mitspielen, die Wohnungen mit Eclisse-Elementen bedarfsgerecht anpassen, beispielsweise mittels Fernbedienung via iPad, Fingerprintsteuerung oder Radar.
War Eclisse in früheren Jahren so etwas wie das »Anhängsel des italienischen Mutterunternehmens«, agiert der deutsche Ableger heute durchaus selbstbewusst. »Wir sind mittlerweile erwachsen geworden und sehen uns in der Rolle des ›Impulsgebers für Schiebetüren‹«, so Barthel.
Die Themen gehen Eclisse auch in der Zukunft wohl nicht aus. Wichtig sei es, die Einsatzmöglichkeiten von Schiebetüren zu erweitern, z. B. mit speziellen Ausstattungen, wie sie im Krankenhaus benötigt werden, um somit das Interesse beispielsweise der Architekten für das Produkt weiter zu erhöhen. Aber auch den »konventionelleren« Lösungen wie den Drehtüren will sich Eclisse nicht verschließen, wie das Beispiel »Ringo Fusion powered by Eclisse« zeige. »Immer mehr namhafte Türenhersteller zeigen heute ein starkes Interesse an unseren Lösungen, kommunizieren und kooperieren mit uns. Das hätten wir uns noch vor zwei, drei Jahren nicht träumen lassen,« so das begeisterte Zwischenfazit von Andreas Barthel – mit Blick auf eine vielversprechende Zukunft...
Gerd Rottstegge

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